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Aufsichtsrätin Alexandra Schädler Magazin Mitbestimmung

Aufsichtsratsportät: Wir bestimmen mit

Ausgabe 02/2023

Alexandra Schädler, Aufsichtsrätin bei Kion, Linde und Opel. Von Sophie Deistler

Auf rund drei Metern reihen sich Ordner an Ordner in Alexandra Schädlers Büro. Sie alle tragen das Logo der IG Metall, einige auch das von Kion oder Opel. 13 Jahre Arbeit in Aufsichtsräten, geordnet und abgeheftet in 42 Aktenordnern. Alexandra Schädler arbeitet als Politische Sekretärin beim Vorstand der IG Metall und vertritt ihre Gewerkschaft in den Aufsichtsräten von Kion, Linde und Opel. Dabei war ihr Weg in die Gewerkschaft keineswegs vorgezeichnet. Die 51-Jährige ist, was man klassisch eine Quereinsteigerin nennen würde.

Alexandra Schädler studierte Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule in Mainz und arbeitete bei der Unternehmensberatung KPMG. Dort prüfte sie Jahresabschlüsse. Während ihrer Elternzeit war es dann eine Zufallsbegegnung, die dazu führte, dass sie anfing, auf freiberuflicher Basis Bilanzanalysen für Aufsichtsräte im Auftrag der IG Metall zu schreiben. Eigentlich wollte sie aber nach der Elternzeit zu KPMG zurückkehren.

Doch dazu kam es nicht. Die IG Metall bot ihr 2007 eine Stelle in der Wirtschaftsabteilung an. Da dieser Job besser mit ihrem Familienleben vereinbar war als der bei KPMG, sagte sie zu. „Eigentlich wollte ich gar nicht so lange bleiben, sondern nur mal sehen, wie der Apparat hier arbeitet“, sagt sie. Es gefiel ihr so gut, dass sie blieb.Heute berät sie Betriebs- und Aufsichtsräte bei betriebswirtschaftlichen Fragen und ist für das Qualifikationsprogramm für Aufsichtsräte verantwortlich.

Ihren ersten Aufsichtsratsposten übernahm sie beim Computerhersteller Fujitsu. Im Jahr 2013 übernahm sie dann das Aufsichtsratsmandat bei Kion. Die Mitglieder der Arbeitnehmerbank wünschten sich eine  Gewerkschaftsvertreterin mit betriebswissenschaftlicher Expertise – Schädlers Profil passte perfekt. Inzwischen ist sie auch noch Aufsichtsrätin bei der Kion-Tochter Linde, seit 2018 auch beim Automobilhersteller Opel.

Als Aufsichtsrätin, sagt Schädler, kann man viel bewegen. Die Kultur habe sich aber gewandelt. Anders als früher könne sie die Interessen der Arbeitnehmer nicht nur politisch vertreten, sie müsse vor allem mit fachlichem Sachverstand überzeugen und beharrlich bleiben. Mit dieser Strategie konnte Schädler schon so manchen Erfolg verbuchen. Zum Beispiel als im vergangenen Jahr bei Kion durch Lieferengpässe Entlassungen drohten. Die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat konnte das abwenden. „Wir sind stolz darauf, dass wir es geschafft haben, dass während der Krise niemand entlassen wurde“, sagt sie. „Ansonsten könnten   wir jetzt, wo sich die Lieferketten langsam wieder entspannen, nicht wieder Vollgas geben.“

Schädler ist wichtig, dass sich Aufsichtsräte ausreichend für ihre Aufgabe qualifizieren. Bisher sind sie nicht zu Fortbildungen verpflichtet, Qualifizierung liegt in ihrer eigenen Verantwortung. „Aufsichtsräte müssen die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kennen, um frühzeitig Risiken und Chancen für das Unternehmen und die Belegschaft zu erkennen“, sagt sie. „Es wäre schade, wenn Chancen verpasst werden, weil Wissen fehlt.“

Besonders das neue Lieferkettengesetz bietet aus ihrer Sicht eine Chance für die Mitbestimmung. In vielen Unternehmen ist noch ungewiss, wie das Gesetz umgesetzt werden soll, sodass Arbeitnehmervertreter durchaus eigene Akzente setzen können, sagt sie: „Als Aufsichtsräte müssen wir manchmal out of the box denken und über den gesetzlichen Rahmen hinaus Mitbestimmung einfordern, um unsere Interessen durchzusetzen.“

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