Quelle: HBS
Böckler ImpulsCoronakrise: Weniger Job-Angst, aber hohe Unzufriedenheit
Für viele Deutsche haben sich die finanzielle und die familiäre Situation zuletzt entspannt. Die Sorgen um den sozialen Zusammenhalt sind jedoch nach wie vor groß.
Viele Erwerbstätige in Deutschland erleben den zweiten Corona-Sommer mit sehr gemischten Gefühlen. Einerseits fürchteten im Juli 2021 weniger Menschen als im Winter 2020, wegen der Pandemie ihre Arbeit zu verlieren. Andererseits ist die Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Politik gestiegen. Das zeigt die neue Welle der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Dafür wurden von Ende Juni bis Mitte Juli 5047 Erwerbstätige und Arbeitsuchende zu ihrer Lebenssituation interviewt.
Die Quote derjenigen, die wegen der Pandemie um ihren Arbeitsplatz fürchteten, ist von 13 Prozent im November 2020 auf 8 Prozent im Juli 2021 gesunken. Der Anteil derer, die die aktuelle Situation familiär, finanziell oder an ihrem Arbeitsplatz als belastend empfinden, ist ebenfalls in den vergangenen Monaten zurückgegangen und hat sich auf dem Niveau des Sommers 2020 eingependelt. Zugleich äußerten sich 59 Prozent der im Juli Befragten unzufrieden über die Krisenpolitik der Bundesregierung. Und fast unverändert jeweils knapp 90 Prozent der Befragten machen sich Sorgen um den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft und befürchten eine steigende soziale Ungleichheit.
„Der erhoffte Sommer der Befreiung ist für viele ausgeblieben, die Gesellschaft verharrt im Zwiespalt“, fasst Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, die Ergebnisse zusammen. „Schaut man auf die allgemeinen Statistiken zur Wirtschaftsentwicklung oder zu Impfquoten, arbeitet sich Deutschland aus der Krise. Aber bei etlichen Menschen kommt dieser Fortschritt nicht voll an.“ So setzt sich etwa der Trend fort, dass Erwerbspersonen, die schon vor der Krise wirtschaftlich schlechter gestellt waren, während der Pandemie auch noch häufiger an Einkommen eingebüßt haben.