Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeitswelt: Übergewicht durch Überstunden
Krankenschwestern und -pfleger arbeiten unter harten Bedingungen. Auf die Dauer ist das nicht gesund und verursacht Übergewicht.
Um die Gesundheit von Menschen in Gesundheitsberufen ist es oft nicht gut bestellt. Das liegt auch an langen und unregelmäßigen Arbeitszeiten, wie eine Studie von Amit Kramer und Jooyeon Son von der University of Illinois zeigt. Die Wissenschaftler haben repräsentative Daten von 644 Krankenschwestern und -pflegern in den USA ausgewertet. Diese waren zwischen 1992 und 2010 unter anderem zu Arbeitszeiten, Zufriedenheit und Gesundheit befragt worden. Aufgrund des langen Untersuchungszeitraums konnten die Forscher schleichend verlaufende gesundheitliche Veränderungen feststellen.
So haben die untersuchten Menschen langsam, aber sicher an Gewicht zugelegt. Das lässt sich am Body Mass Index (BMI) ablesen, der das Gewicht ins Verhältnis zur Körpergröße setzt – ein Wert zwischen 18,5 und 25 gilt als „Normalgewicht“. Der Studie zufolge kam die durchschnittliche Pflegekraft im Jahr 1992 auf eine Größe von 1,65 Meter und ein Gewicht von 73,8 Kilogramm – damit lag ihr BMI bei 27,1. Bis zum Jahr 2010 nahm sie um 8,9 Kilogramm zu, was den BMI auf 30,4 steigen ließ. „Solche deutlichen gesundheitlichen Veränderungen, von leichtem Übergewicht bis zur Fettleibigkeit, wirken sich negativ auf die Lebensqualität der Betroffenen aus“, schreiben Kramer und Son.
Übergewicht bei überlangen Arbeitszeiten
Einen eindeutigen Zusammenhang konnten die Forscher zwischen Übergewicht und überlangen Arbeitszeiten herstellen. Beschäftigte, die ständig überlange Arbeitszeiten hatten, wiesen einen höheren BMI auf – und schieden zudem früher aus dem Beruf aus. Auch Schichtarbeit spielte eine Rolle: Wechselte eine Schwester oder ein Pfleger dauerhaft von Schichtarbeit auf regelmäßige Arbeitszeiten, bremste dies den Anstieg des BMI. Im Schnitt arbeiteten die Pflegerinnen und Pfleger 40,7 Stunden pro Woche; wobei die Wissenschaftler nur Beschäftigte zählten, die auf mindestens 25 Stunden beziehungsweise drei Tage in der Woche kamen. Nach Ansicht von Kramer und Son könnte sich die Gesundheit der Beschäftigten verbessern, wenn diese stärker selbst über Arbeitszeiten entscheiden dürfen. Die Arbeitgeber sollten daher mehr Freiheiten bei der Einteilung von Schichtdiensten gewähren, so die Forscher.
Amit Kramer, Jooyeon Son: Who Cares about the Health of Healthcare Professionals? An 18-Year Longitudinal Study of Work Demands, Health, Job Satisfaction and Turnover among Nurses (pdf, kostenpflichtig), ILR Review, August 2016