Projektbeschreibung
Kontext
Die entscheidende Herausforderung am Arbeitsmarkt wird nicht in einer Schrumpfung der Bevölkerung und des Erwerbspersonenpotenzials, sondern in der massiven Alterung bestehen. In manchen Bundesländern wird die Zahl der 55- bis 64-Jährigen bis ca. 2025 um über 40 Prozent gegenüber 2002 zunehmen, in manchen Kreisen gar um zwei Drittel. Auf diese Veränderung sind alle Arbeitsmarktakteure nur unzureichend vorbereitet. Nur wenn heute die Arbeit alternsgerecht gestaltet wird, kann die Generation der Babyboomer aber 2030 arbeits- und beschäftigungsfähig sein. In der Forschung werden zwar immer noch mehr "Best-Practice Betriebe" und "Tools" generiert. Die Auswahl der Modellbetriebe verbleibt aber weitgehend unsystematisch und der Transfer von Maßnahmen unbeachtet. Ziel des Vorhabens war es daher, über regionale Netzwerke von Betrieben und Betriebsräten sowie der Kommunalpolitik zu sensibilisieren und die Erfahrungen aus örtlichen Modellbetrieben zu transferieren.
Fragestellung
Eine Sensibilisierung und Aktivierung von Betrieben und Beschäftigten für ein alterns- und altersgerechtes Arbeiten ist mit den üblichen, aber zunehmend als falsch erkannten Argumenten (bald bevorstehender Mangel an Arbeitskräften durch eine "demographische Wende am Arbeitsmarkt") immer weniger möglich. Die Fragestellung war, wie mit detaillierten regionsbezogenen Fakten eine Aktivierung von Betrieben und vor allem von Belegschaften erreicht werden kann. Gelingt es, einen Erfahrungsaustausch zwischen Betrieben unterschiedlicher Branchen anzustoßen? Kann man ein stabiles regionales Netzwerk von Betriebsräten installieren, das sich die vorliegenden Problemfelder systematisch erarbeitet? Wie kann man die Kommunalpolitik als Multiplikatoren einsetzen?
Gleichzeitig wurde untersucht, wie sich die regionale Arbeitsmarktsituation heute und in der demographischen Vorausschau darstellt (Bereitstellung von nötigen Informationen für die Akteure der regionalen Arbeitsmarktpolitik).
Untersuchungsmethoden
Im Rahmen der Betriebsfallstudien in ausgewählten Betrieben/öffentlichen Verwaltungen kam die "übliche" Palette arbeitswissenschaftlicher Instrumente zum Einsatz: Differenzierte Altersstrukturanalysen, quantitative Mitarbeiterbefragungen, qualitative Interviews, Fokusgruppen, Arbeitsplatzbegehungen, teilnehmende Beobachtung, Coaching, formative Evaluierung usw. Die Generierung der für die aktivierende Feldforschung notwendigen Informationen erfolgte aus den Daten der amtlichen Statistik und Bevölkerungsvorausberechnungen, Arbeitsagenturen, Kassendaten, Sekundäranalysen von Umfragedaten und Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund (die auch Projektkoordinator von Smart Region war). Der Gesamtansatz des Vorhabens war an dem Versuch orientiert, die Aktionsforschung in den Regionen unter Nutzung von detaillierten Daten zur Vergleichbarkeit systematisch zu evaluieren.
Darstellung der Ergebnisse
Obwohl in den Fallbetrieben eine Reihe von Maßnahmen für ein alters- und alternsgerechtes Arbeiten erfolgreich implementiert werden konnte und in den Regionen ein breiter Diskussionsprozess zustande kam, ist festzuhalten:
- Die überwältigende Mehrheit der Betriebe ist mit ihrer Personalpolitik nicht demographiefest. Auch das große Interesse an Informationen aus dem Projekt (in wie außerhalb der Regionen) lässt noch nicht (in der Breite) auf Änderungen schließen.
- Die Akteure der regionalen Arbeitsmarktpolitik (v. a. Bürgermeister, Landräte, Mitglieder der Verwaltungsausschüsse) eignen sich hervorragend als Multiplikatoren. Dennoch ist es auch weiterhin besonders schwierig, in kleinen Betrieben mit einem solchen Thema Fuß zu fassen.
- Auf der Ebene der Sekundäranalyse von Prozess- und Erhebungsdaten zeigte sich die große Heterogenität der regionalen Problemlagen. Angesichts der Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer und des Rentenalters drohen zusätzliche gesellschaftliche Spaltungslinien, die auch noch regional kumulieren.