Forschungsprojekt: Transnationale Vernetzung betrieblicher Interessenvertretung

Eine teilnehmend-beobachtende Pilotstudie.

Projektziel

Im Fokus der geplanten Pilotstudie stand die 2012 ins Leben gerufene und bis 2024 laufende Internationale Netzwerkinitiative (NWI) der IG Metall. Diese zielt darauf ab, über Ländergrenzen hinweg eine intensive, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen betrieblichen Arbeitnehmervertreter*innen derselben internationalen Konzerne zu unterstützen.

Veröffentlichungen

Simon, Hendrik, 2023. Islands of Trust in a Sea of Locational Competition:. Towards Transnational Solidarity in Corporation-based Workers Networks, Journal of Political Sociology, 1(2), S. 136-159.

Simon, Hendrik, 2022. Networks of Solidarity and Trust. Video-Präsentation mit Interview (Jochen Schroth, Bereichsleiter Transnationale Gewerkschaftspolitik, IG Metall Vorstand, und Kathrin Schäfers, Politische Gewerkschaftssekretärin, Transnationale Gewerkschaftspolitik, IG Metall Vorstand), für die Session "From Everyday Struggles to Global Change: Possibilities and Hurdles for Transnational Social Movement Unionism", Konferenz "Reimagining our Worlds from Below: Transnational Conversations on Resistance, Movements, and Transformations", In: Living Sociology, [online] https://www.youtube.com/watch?v=_sUZhqkHlDg, zuletzt abgerufen am 20.03.2023Frankfurt a.M..

Simon, Hendrik, 2021. „United and Stronger Together“ – Transnationale gewerkschaftliche Organisierung in multinationalen Konzernen am Beispiel der IG Metall-Netzwerkinitiative, Industrielle Beziehungen, 2, S. 212-221.

Ludwig, Carmen und Hendrik Simon, 2021. Solidarität statt Standortkonkurrenz. Transnationale Gewerkschaftspolitik entlang der globalen Automobil-Wertschöpfungskette, In: Carmen Ludwig, Hendrik Simon, Alexander Wagner (Hrsg.), Entgrenzte Arbeit, (un)begrenzte Solidarität? Bedingungen und Strategien gewerkschaftlichen Handelns im flexiblen Kapitalismus. Entgrenzte Arbeit, (un)begrenzte Solidarität? Bedingungen und Strategien gewerkschaftlichen Handelns im flexiblen Kapitalismus, 2. Auflage, Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot, S. 226-240.

Simon, Hendrik, 2019. Kapitalismus kennt keine Schamgrenzen. Ein Gespräch mit Jochen Schroth über globale Unternehmensstrategien und gewerkschaftliche Handlungsoptionen, Transnationale Einblicke 9, [online] https://www.igmetall.de/download/20220407_No_9_Produziert_wird__wo_der_Profit_am_h_chsten_ist_cfe8af105f38f5f75552d6b3e9a65ceec10b4847.pdf, zuletzt abgerufen am 20.03.2023Frankfurt/Main: IG Metall Vorstand, 9 Seiten.

Weitere Informationen

Dieses Projekt gehört zum Forschungsverbund „Die Ökonomie der Zukunft“.
http://www.boeckler.de/de/die-okonomie-der-zukunft-18476.htm

Projektbeschreibung

Kontext

In der globalen M+E-Industrie lässt sich eine grundlegende Machtasymmetrie identifizieren: Während insbesondere OEMs (Original Equipment Manufacturers) über nationale Grenzen hinweg globale Wertschöpfungsketten dominieren, sind transnationale Handlungskompetenzen betrieblicher Interessensvertretungen meist nur schwach ausgeprägt (Ludwig & Simon 2019). Kollektive Arbeitnehmervertretungen scheinen auf die weitere Ausdifferenzierung globaler Wertschöpfungsketten schlecht vorbereitet zu sein - und das, obwohl Beschäftigte der M+E-Industrie angesichts besonders hoher Substituierungs- und Outsourcingpotenziale unter großem Druck stehen. Gleichwohl lassen sich in jüngerer Zeit innovative – und bislang weitgehend unerforschte (Simon 2021) – Ansätze der transnationalen Vernetzung betrieblicher Interessenvertretungen in der globalisierten M+E-Branche identifizieren. Ein solcher Ansatz - die NWI der IG Metall – wurde im Pilotprojekt teilnehmend-beobachtend begleitet.

Fragestellung

Konkrete, die Fallstudien anleitende Fragen waren:

1. Welche Auswirkungen hat die globale Transformation der M+E-Industrie in den lokalen Kontexten der Fallstudien? Welche Beschäftigungsstrukturen weisen die transnationalen/lokalen

Wertschöpfungsketten auf? Welche Strategien verfolgen die Akteur*innen hinsichtlich der Gestaltung der Transformation?

2. Welche Ansätze, Potenziale und Herausforderungen für eine transnationale Vernetzung der betrieblichen Akteur*innen bestehen? Inwieweit unterscheiden sich diese im transnationalen

Vergleich?

3. Welche Bedeutung haben lokale, regionale, nationale, globale Arbeitnehmervertretungen (Gewerkschaften, Betriebsräte, andere) in den jeweiligen Kooperationsprojekten? Welche Unterschiede lassen sich im transnationalen Vergleich in den untersuchten Kooperationen identifizieren (formell bis institutionell: z.B. EBRs, Globale Rahmenabkommen; oder aber „nur“ informeller Informationsaustausch)?

Untersuchungsmethoden

Anknüpfend an einschlägige Vorarbeiten der Projektleitung (Ludwig/Simon, 2017, 2019; Simon 2021) war die Pilotstudie primär als teilnehmend-beobachtende Forschung angelegt. Um diese Methode zur Anwendung zu bringen, begleitete das Projektteam die im Vorstand der IG Metall in Frankfurt angesiedelte NWI intensiv und in 4 Fallstudien (Marokko; Mexiko; Südafrika; Finnland).

Darstellung der Ergebnisse

Die Forschung belegte, dass die Herausbildung von Solidarität durch Vernetzung zwischen Arbeitnehmervertreter*innen derselben internationalen Konzerne herausfordernd, grundsätzlich aber möglich ist. Erforderlich ist hierfür der Aufbau konstanter, vertraulicher Beziehungen in face-to-face Interaktionen zwischen den Beteiligten, interkulturelle Sensibilität, die Entwicklung gemeinsamer Kommunikationskanäle sowie ein Durchhaltevermögen auch angesichts immer eintretender Rückschläge. In gelingenden best-case Fällen kam es zu einer solchen stetigen Interaktion zwischen deutschen Betriebsrät:innen und Kolleg:innen im Globalen Süden, die auch über die Initiierungsphase der NWI Bestand haben dürfte.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Ulrich Brinkmann
Technische Universität Darmstadt

Dr. Hendrik Simon
Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

Bearbeitung

Lukas Zappino
Technische Universität Darmstadt Institut für Soziologie

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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