Forschungsprojekt: Praktika und prekäre Beschäftigung

nach dem Studium. Eine Studie zur "Generation Praktikum"

Projektziel

Ziel der Studie ist die Erfassung und Aufbereitung von sogenannten prekären Beschäftigungsformen und "Praktikalaufbahnen" von Hochschulabsolventen. Häufig steht hier nicht die Qualifizierung im Vordergrund, sondern die kostengünstige Beschäftigung. Dieser "Übergangsarbeitsmarkt" zeichnet sich durch ein hohes Qualifikationsniveau, flexibelste und mobilste Arbeitszeiten und niedrige Entlohnung aus.

Veröffentlichungen

Grühn, Dieter und Heidemarie Hecht, 2008. Hochschulabsolventen in der Grauzone des Arbeitsmarktes?. Mythos Generation Praktikum, Arbeitspapier 157, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 68 Seiten.

Grühn, Dieter und Heidemarie Hecht, 2007. Generation Praktikum. Prekäre Beschäftigungsformen von Hochschulabsolventinnen und -absolventen, Berlin: DGB-Bundesvorstand, Bereich Jugend , 34 Seiten.

Grühn, Dieter und Heidemarie Hecht, 2007. Hochschulabsolventen in der Grauzone des Arbeitsmarktes?. Mythos GENERATION Praktikum, Berlin, 61 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Medien - und zuletzt auch die "große Politik" - haben sich im Jahre 2006 mit großer Intensität dem Thema "Generation Praktikum" gewidmet. Hier wurde davon gesprochen, dass eine Generation von Hochschulabsolventen in eine endlose Schleife großenteils unbezahlter Praktika geraten sei; der "Dauerpraktikant" wurde geboren. Der Diskussion fehlte bisher weitgehend die empirische Basis. Die einzigen quantitativen Ergebnisse stammen aus einer noch laufenden Studie über die Absolventen der Freien Universität Berlin, die im Jahre 2000 ihr Studium abgeschlossen haben. Weitere Zahlen existieren hierzu bisher nicht.

Fragestellung

Ziel: Erstens und vor allem, Daten für die Diskussion über Praktika nach dem Ende des Studiums bereit zu stellen.

Fragestellungen: Führen Männer und Frauen sowie Absolventen verschiedener Studienfachrichtungen gleichermaßen Praktika nach dem Studium durch? Wie lange dauern diese Praktika und wie viele werden ggf. absolviert? Hat das Phänomen in den vergangenen Jahren tatsächlich an Bedeutung gewonnen? Wie viele Arbeitgeber hatten bzw. wie viele Phasen freiberuflicher oder selbstständiger Tätigkeit und von Arbeitslosigkeit durchlebten die Absolventen bisher? Gefragt wurde auch, welche Bedeutung selbstständiges Arbeiten, Arbeitsplatzsicherheit, hohes Einkommen, Karriereaussichten haben.

Untersuchungsmethoden

Das Hauptaugenmerk lag auf der quantitativen Erfassung von Praktika nach dem Studium und auf deren Bewertung durch die Absolventen. Thematisiert wurden zudem die Phase vom Ende des Studiums bis zum Befragungszeitpunkt und die Beschäftigungssituation der Absolventen dreieinhalb Jahre nach dem Abschluss. Schriftlich befragt wurden Absolventen, die in Berlin oder Köln im Frühjahr 2003 ihr Studium abgeschlossen haben. Die Ausgangsgrundgesamtheit betrug etwa 2600 Studierende. Bezogen auf die Studierenden, deren Adressen ermittelt werden konnten, betrug die Rücklaufquote ca. 30 Prozent. Über 500 Fragebögen konnten ausgewertet werden.

Darstellung der Ergebnisse

Die Jungakademiker wissen um den Vorteil der "Studierten" anderen Qualifikationsgruppen gegenüber und sehen in ihren Praktika eine realistische Möglichkeit, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben und Kontakte für den Einstieg in den Beruf zu knüpfen. Insofern sehen siebzig Prozent der befragten Absolventen optimistisch in ihre berufliche Zukunft, nur ein Zehntel ist eher pessimistisch. Die Anzahl der Arbeitslosen unter den Befragten liegt unter vier Prozent.

- Fast 40 Prozent der Absolventen haben nach dem Studium ein (oder mehrere) Praktika absolviert (Absolventenjahrgang 2000: 25%); Frauen (44%) erheblich häufiger als Männer (23%). Frauen leisten deutlich häufiger mehr als ein Praktikum und nur Frauen machen mehr als zwei.

- Mehr als ein Drittel schafft den Berufseinstieg über ein Praktikum (ca. ein Viertel schon nach dem ersten).

- Bei rund fünf Prozent wurde die Zusage für eine Weiterbeschäftigung nicht eingehalten bzw. mit der Aussicht auf Einstellung nur gelockt (15%).

- Nur etwa die Hälfte der Praktikanten wurde bezahlt; Frauen schlechter als Männer (543 EUR /741 EUR). Zwei Drittel sind auf die Hilfe ihrer Eltern oder Nebenjobs (40%) angewiesen.

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