Systemrelevant Podcast: Bezahlbar Wohnen - aber wie? Was auf dem Wohnungsmarkt passieren muss
Der Wohnungsmarkt ist vielerorts hart umkämpft - oft zu Lasten der finanziell Schwächeren. IMK-Direktor Sebastian Dullien erklärt, wie es dazu kam und warum öffentliche Wohnungsbaugesellschaften die bessere Strategie sind als Enteignungen.
„Wir müssen die Schrumpfung moderieren“, sagte der damalige Berliner Finanzsenator Tilo Sarrazin Anfang der 2000er Jahre über die Bevölkerungsentwicklung in Ballungsgebieten, wie IMK-Direktor Sebastian Dullien zu Beginn der Episode berichtet. Diese Prognose wurde in Berlin zum Anlass genommen, in großem Stil öffentlichen Wohnungsbestand zu veräußern, was sich im Nachhinein als fatal erwies.
Sebastian Dullien begründet im Gespräch mit Marco Herack, warum man das Thema Wohnen nicht dem freien Markt überlassen sollte. Er betont aber auch, dass die derzeit in Berlin diskutierten Enteignungen keine gute Idee seien, da sie dem Staat teuer zu stehen kämen und das Problem der Wohnungsknappheit nicht lösen würden.
Stattdessen solle der öffentliche Wohnungsbau gefördert werden, wofür einige Voraussetzungen geschaffen werden müssten. So sollten die Stellen in der Bauplanung im öffentlichen Sektor attraktiver werden, damit qualifiziertes Personal nicht den Weg in die freie Wirtschaft wählt. Zudem müsse der Bund den finanziell klammen Kommunen unter die Arme greifen, was aufgrund der aktuell günstigen Verschuldungsmöglichkeiten gut möglich sei. Hierzu erläutert Dullien ein von ihm und Tom Krebs kürzlich vorgestelltes Konzept von drei Bundesgesellschaften für den öffentlichen Wohnungsbau.
Einen Impuls für den öffentlichen Wohnungsbau sieht Dullien vor dem Hintergrund der Corona-Krise als besonders wichtig an, da sich der Bauboom aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage und der defensiveren Kreditvergabe für Bauprojekte seit Ende letzten Jahres abgeschwächt habe. Dadurch drohe auf absehbare Zeit eine Verschärfung der Wohnungsnot, wenn nicht bald gegengesteuert würde.
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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Christina Schildmann