Nachhaltigkeit und Mitbestimmung : Unsere gewerkschaftliche Verantwortung
Im 70. Geburtstagsjahr des Montanmitbestimmungsgesetzes gilt es für uns Arbeitnehmer*innen, soziale und wirtschaftliche Errungenschaften zu verteidigen und in eine klimaschonende Zukunft zu transformieren. Von Norbert Kluge
[30.08.2021]
Nach 225 guten Tagen als Geschäftsführer verlasse ich jetzt die Hans-Böckler-Stiftung mit dem Gefühl von Dankbarkeit und Anerkennung für das hier Geleistete und übergebe optimistisch an Claudia Bogedan.
Herausfordernde Zeiten liegen hinter und vor uns: die nicht enden wollende COVID-19 Pandemie, die uns zu neuen, in vielerlei Hinsicht herausfordernden Arbeitsformen zwingt; die Katastrophenereignisse immer wieder auftretender Extremwetterlagen sowie ein großer Wasserschaden auf mehreren Etagen am neuen Sitz der Stiftung; die wie Pilze aus dem Boden sprießenden Gegner der Demokratie – ob hierzulande oder andernorts. Und die anhaltende industrielle Transformation, die unsere betriebliche und gewerkschaftliche Mitbestimmung sowie Tarifpolitik in Trab hält: Diese sind mehr denn je gefordert, sich der drohenden Vernichtung organisierter, gut bezahlter Arbeitsplätze entgegenzustemmen.
All das zerrt an unseren Nerven und Kräften, weiterhin erfolgreich soziale Marktwirtschaft demokratisch zu gestalten. Dennoch ist es uns gemeinsam gelungen, die Hans-Böckler-Stiftung als wissenschaftliche Stimme der Arbeit laut vernehmbar auf den öffentlichen Bühnen zu halten.
Im 70. Geburtstagsjahr des Montanmitbestimmungsgesetzes gilt es für uns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, soziale und wirtschaftliche Errungenschaften zu verteidigen und in eine klimaschonende Zukunft zu transformieren.
„Unter dem Strich hat die Industrialisierung viel Gutes gebracht, Wohlstand, den geregelten Feierabend nach gut organisierter Arbeit. Sie hat dafür gesorgt, dass die Leute was auf dem Teller hatten.“ So bringen die beiden Journalisten Kay Bandermann und Till Krause in einer ihrer Episoden zum 150. Jahrestag der Gründung von Hoesch in Dortmund auf den Punkt, was wir verlieren könnten.
Es ist also nicht unbedingt das industrielle Prinzip des Wirtschaftens an sich, das durch Digitalisierung und Klimaschutz in Frage gestellt wird. Es ist der Karboneintrag in die industrielle Produktion, den wir zurücknehmen müssen. Es ist unsere gewerkschaftliche Verantwortung, Wirtschaft und Gesellschaft zu einem gerechten Übergang in eine klima- und umweltfreundliche Zukunft zu verhelfen.
Die Mitbestimmung lehrt uns, dass die dafür notwendigen Entscheidungen besser und belastbarer sind, wenn sie im Dialog und auf demokratischer Grundlage von Mitbestimmungsrechten getroffen werden.
In wenigen Wochen geben wir unsere Stimme denjenigen Parteien, denen wir am meisten zutrauen, eine stabile Zukunft vor allem auf Basis guter Arbeit in nachhaltigen Unternehmen und öffentlichen Diensten zu bauen. Demokratie und Beteiligung müssen das Fundament ihrer Politik bilden. Gerade deshalb gehört die Mitbestimmung jetzt ganz oben auf die Liste der politischen Anliegen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können und werden dies zum Prüfstein für ihre Stimmabgabe machen.
Für die bevorstehenden Herausforderungen wünsche ich allen Kolleginnen und Kollegen sowie ganz besonders meiner Nachfolgerin Claudia Bogedan viel Erfolg, viel Energie und viele wertvolle neue Perspektiven!
Norbert Kluge ist Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung und Gründungsdirektor des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.).
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