Mein Arbeitsplatz: Polizeipräsidium Bonn
Johannes Wanney (28) arbeitet als naturwissenschaftlicher Forensiker bei der Spurensicherung der Polizei. Von Andreas Schulte
„Krimis und True Crime waren schon immer meins. Als Forensiker werde ich von den Polizistinnen oder Polizisten zum Tatort hinzugerufen. Momentan habe ich es noch typischerweise mit Einbrüchen zu tun. Vor Ort versuche ich, mich in die Lage der Täter zu versetzen und von ihrer Denkweise her Spuren zu finden, also: Wo greift jemand hin? Wo hinterlässt jemand Fußspuren? Der Goldstandard meiner Arbeit ist das Auffinden von DNA-Spuren. Bislang kann der biologische Fingerabdruck nur helfen, wenn er in einer Täterdatei registriert ist. Aber die Forschung arbeitet daran, von der DNA bald auch auf das Aussehen eines Menschen zu schließen.
Vor meiner jetzigen Arbeit habe ich eine Ausbildung zum biologisch-technischen Assistenten gemacht. Bei einer Führung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wurde mir dann der Studiengang Naturwissenschaftliche Forensik vorgestellt. Da war mir sofort klar, dass ich diesen Bachelor machen würde.
Ein Einsatz am Tatort kann in einer Viertelstunde vorüber sein, er kann aber schon mal einen halben Tag dauern. An einem größeren Tatort, einer Villa, mussten wir allein mehrere Tresore untersuchen.
Nach einem Einsatz geht es für mich an den Schreibtisch. Dort beginnt dann der zweite Teil der Arbeit: das Verfassen von Berichten. Es nimmt rund die Hälfte meiner Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden ein. Es ist ein befriedigendes Gefühl, wenn ich die Nachricht bekomme, dass eine Spur, die ich gesichert habe, zum Täter geführt hat. Dann weiß ich, dass sich der Aufwand lohnt.
Gerade bin ich dabei, mich auf eine Stelle für Kapitaldelikte zu bewerben. Den Anblick von Leichen kann ich gut ertragen. Ich habe das in meiner Ausbildung in der Pathologie gelernt und halte emotional Abstand. Aber wenn es mir doch einmal zusetzen sollte, haben wir immer die Möglichkeit, einzelne Einsätze abzulehnen. Dafür haben Vorgesetzte mittlerweile Verständnis.“