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Christian Hoßbach im Interview Service aktuell

Interview mit Christian Hoßbach: Transformation gestalten – gemeinsam und vor Ort

Wir brauchen eine Infrastruktur-Offensive. Für Stromtrassen, für Bahnstrecken, für Datennetze. Aber auch für die Infrastruktur der guten Arbeit. Ein Gespräch mit Christian Hoßbach über die Transformation auf regionaler und lokaler Ebene.

[13.09.2023]

Transformation gestalten – gemeinsam und vor Ort. So heißt der Workshop, den Sie auf der "Jahrestagung regionale Transformation gestalten" des Bundeswirtschaftsministeriums durchführen. Wie wichtig ist die regionale und lokale Ebene dafür, dass der sozial-ökologische Wandel gelingt? Hängt nicht das meiste von den Rahmenbedingungen ab, die „weiter oben“ in Politik und Wirtschaft gesetzt werden?

Natürlich sind Rahmenbedingungen und Gelder von EU, Bund oder Land notwendig – aber der Wandel muss von den Akteuren vor Ort gestaltet werden, sonst wird das nichts. Ganz entscheidend ist es, dass Gewerkschaften und Betriebsräte ernsthaft beteiligt sind, und dass sie bei dieser wichtigen Aufgabe gut unterstützt werden.

Welche Akteure müssen auf jeden Fall mit dabei sein, um die Transformation regional erfolgreich hinzubekommen? Welche Rollen übernehmen Sie?

Die drei Kernakteure sind Staat, Gewerkschaften und gegebenenfalls Betriebsräte, Arbeitgeber. Das ist der klassische „Tripartismus“. Die Bundesagentur für Arbeit entwickelt sich zu einem Schlüsselakteur in der Transformation, die sollten unbedingt dabei sein. Wissenschaft und Zivilgesellschaft aus der Region, zum Beispiel ein Umweltverband runden das ab.

Und was können die Hans-Böckler-Stiftung und insbesondere der Hub: Transformation gestalten beitragen?

Wir wollen den Blick auf die regionale und die Bundesländer-Ebene schärfen. Wir sammeln gute Beispiele, bereiten die unglaublich vielfältige Forschung der Hans-Böckler-Stiftung auf und können manchmal auch ein bisschen helfen mit der neuen HBS-Förderlinie Transformation.

  • Transformation gestalten_ Jahrestagung des BMWK
    Nico Bauer (IG Metall), Holger Haas (Wirtschaftsförderung Region Stuttgart), Christian Hoßbach (Hans-Böckler-Stiftung), Hanno Kempermann (IW Consult) - v.l.n.r. - Workshop-Teilnehmer

Die Vermeidung von Strukturbrüchen und Vertrauensverlust ist von großer Bedeutung für eine erfolgreiche regionale Transformation. Welche Ansätze oder Strategien gibt es, die bereits dazu beigetragen habe, dass Herausforderungen gemeistert wurden?

Patentrezepte gibt es nicht, und man kann einen regionalen Einschnitt wie den Kohleausstieg nicht mit denselben Maßnahmen beantworten wie den Umbau bei einem Automobilzulieferer oder die Veränderungen zwischen stationärem Handel und Onlinehandel. Grundzutaten für erfolgreichen Wandel sind klar: frühzeitige und gleichberechtigte Beteiligung der Beschäftigten, nachhaltige finanzielle Unterstützung, Qualifizierungsangebote, in aller Regel Einbeziehung von Wissenschaft. Das ist alles wichtig, damit Regionen nicht im Frust versinken, sondern nach vorne schauen und gestalten.

Gibt es Regionen, die aus Ihrer Sicht Vorbilder sein könnten?

Wenn wir über die landespolitische Bearbeitung der sozial-ökologischen Transformation sprechen, dann haben Niedersachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern vergleichsweise gute Rahmenbedingungen geschaffen. Aber insgesamt müssen die Bundesländer aktiver werden. Regional läuft momentan sehr viel in den Braunkohlerevieren. Da ist es gelungen, nicht nur einen Ausstieg zu beschließen, sondern auch Investitionen in Neues, und man hat die Seite der Arbeit nicht vergessen. Dieses Beispiel mit dem schönen Titel „Revierwende“ zeigt, dass es sich lohnt, in gute Arbeit zu investieren.

Zur Person

Christian Hoßbach ist Leiter der  Stabsstelle „Hub: Transformation gestalten“

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