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Bettina Kohlrausch Service aktuell

Interview zu Homeoffice und mobiler Arbeit: Freiwilligkeit und gute Rahmenbedingungen

WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch über die gemischten Erfahrungen der Beschäftigten mit Homeoffice und mobiler Arbeit und über die notwendigen Rahmenbedingungen, damit diese Arbeitsformen zufriedener und produktiver machen.

Ist es für Arbeitgeber überhaupt attraktiv nach der Pandemie noch Homeoffice anzubieten?

Viele Beschäftigte wünschen sich auch nach der Pandemie weiterhin, zumindest teilweise, im Homeoffice zu arbeiten. Wenn es freiwillig und unter guten Rahmenbedingungen stattfindet, ist das Homeoffice eine Arbeitsform, die Beschäftigte zufriedener und damit produktiver macht.

Was sind die Vorteile bzw. Nachteile für Beschäftigte?

Die Erfahrungen von Beschäftigten mit dem Homeoffice sind oft durchaus gemischt. So haben viele Beschäftigte mit Homeoffice-Nutzung den Eindruck, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit bei der Arbeit zu Hause verschwimmen. Häufig werde im Homeoffice auch mehr Wochenstunden gearbeitet. Andererseits sagten bei unserer Befragung im Januar über drei Viertel der Befragten, das Homeoffice erleichtere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ungefähr zwei Drittel glaubten, die Arbeit daheim sogar effektiver organisieren zu können als im Betrieb. Insgesamt deutlich positiver urteilen Befragte, in deren Unternehmen klare Regeln zum Homeoffice gelten. Solche Regeln gibt es übrigens sehr viel häufiger in Betrieben mit Betriebs- bzw. Personalrat.

Gibt es bezogen auf Geschlecht oder Lebenssituation besondere Vor- oder Nachteile im Homeoffice?

Zwar arbeiten Frauen und Männer anteilig ähnlich häufig „vollständigoder überwiegend“ im Homeoffice. Es lässt sich jedoch auch feststellen,dass Frauen seltener hybride Arbeitsformen nutzen, was darauf schließen lässt, dass Frauen grundsätzlich weniger Flexibilitätbei der Wahl ihres Arbeitsortes eingeräumt wird. Wir wissen zudem, dss Frauen während der Pandemie, wie bereits vorher auch schon, den überwiegenden Teil der Sorgearbeit geleistet haben. Denkt man beide Befunde zusammen, ist zu befürchten, dass Frauen ganz im Homeoffice „verschwunden sind“, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter den erschwerten Bedingungen fehlender staatlicher Betreuung irgendwie hinzubekommen.

Wird es nach der Pandemie weiterhin Homeoffice geben?

Unsere Erhebungsergebnisse zeigen, dass ungefähr die Hälfte der Befragten auch nach der Krise genauso oft im Homeoffice arbeiten wollen, wie sie es unter den Bedingungen des Lockdowns im Januar getan haben. Damals haben ca. 40 Prozent der Befragten überwiegend oder teilweise von zu Hause ausgearbeitet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass aus dieser Personengruppe alle überwiegend von zu Hause aus arbeiten wollen, da sich in dieser Gruppe der Befragten sowohl Personen finden, die anwechselnden Arbeitsorten arbeiten, als auch Personen, die überwiegend von zu Hause arbeiten. Auffällig ist allerdings, dass mit dem Anstieg der Personen im Homeoffice im Januar 2021 auch der Anteil derer, die weiterhin genauso oft von zu Hause arbeiten wollen, deutlich sinkt. Die Zahlen deuten daraufhin, dass der überwiegende Teil der Befragten zwar weiterhin gern einen Teil der Arbeitszeit im Betrieb, jedoch keinesfalls den Großteil der Arbeitszeit im Homeoffice verbringen möchte. Es würde somit den Wünschen der Beschäftigten entsprechen, wenn es auch nach der Pandemie weiterhin die Möglichkeit gäbe, im Homeoffice zu arbeiten. Gleichzeitig scheinen auch viele Arbeitgeber:innen ihr Misstrauen gegenüber dieser Möglichkeit abgebaut zu haben. Beide Seiten haben in der Pandemie Erfahrungen mit dem Homeoffice gesammelt. Daher gehe ich davon aus, dass auch nach der Pandemie deutlich mehr von zu Hause aus gearbeitet wird als vorher.

Was sind die wichtigsten Aspekte des Gesundheitsschutzes im Homeoffice?

Neben einem vernünftigen Arbeitsplatz, der eine ergonomisch gute Grundausstattung sicherstellt, ist die Einhaltung von Arbeitspausen und langen Erholungspausen zwischen den Arbeitsphasen wichtig. Wenn dies nicht gewährleistet ist, kommt es zu der beschriebenen Entgrenzung und Verdichtung von Arbeit, was die Stressbelastung erheblich erhöht.

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