zurück
HBS Böckler Impuls

Atypische Beschäftigung: Weniger Geld, weniger Perspektiven

Ausgabe 17/2007

Wer atypisch beschäftigt ist, hat oft weniger Lohn und schlechtere Perspektiven als Beschäftigte mit klassischer fester Vollzeitstelle. Das gilt insbesondere für befristet Beschäftigte und Leiharbeitnehmer.

Gut ein Drittel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ist atypisch beschäftigt - in Teilzeit, Minijobs, auf befristeten Stellen oder als Leiharbeitnehmer. Nicht jeder dieser Jobs ist schlecht bezahlt oder unsicher, trotzdem sind prekäre Arbeitsbedingungen relativ weit verbreitet. In welchem Ausmaß, haben die WSI-Forscher Hartmut Seifert und Wolfram Brehmer ermittelt. Sie werteten Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) für den Zeitraum von 1989 bis 2005 aus. Dabei verglichen sie atypisch Beschäftigte und Arbeitnehmer in Normalarbeitsverhältnissen in drei zentralen Punkten: Einkommen, Weiterbildungsbeteiligung und Stabilität der Beschäftigung.

Für alle Atypischen gilt: In ihre berufliche Zukunft wird wenig investiert. Die Teilnahme an Weiterbildungskursen ist über alle atypischen Beschäftigungsformen hinweg deutlich niedriger als bei Normalarbeitnehmern. Atypisch Beschäftigte verdienen auch viel häufiger nur einen so genannten Prekaritätslohn - das sind weniger als zwei Drittel des Medianlohns pro Stunde. Im Jahr 2005 lagen 31 Prozent der atypisch Beschäftigten unter dieser Prekaritäts-Schwelle von 9,95 Euro im Westen und 7,49 Euro im Osten. In der Vergleichsgruppe waren es lediglich 9,4 Prozent. Die vertiefte statistische Analyse der WSI-Forscher offenbart dabei deutliche Differenzen unter den atypischen Beschäftigungsformen: Am häufigsten erhalten Minijobber Niedrigverdienste, mit einigem Abstand gefolgt von Leiharbeitern. Noch deutlicher fallen die Unterschiede bei der Beschäftigungsstabilität aus: Feste Teilzeitjobs sind sogar sicherer als Vollzeit-Normalarbeitsverhältnisse. Dagegen tragen befristet Beschäftigte und Leiharbeitnehmer ein etwa vier Mal so hohes Risiko, arbeitslos zu werden: "Bei diesen beiden Beschäftigtengruppen kumulieren die Prekaritätsrisiken in besonderem Maße", resümieren die Wissenschaftler.

Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht bewerten sie die Ausweitung atypischer Beschäftigung kritisch. Denn wer längere Zeit wenig verdient, kommt oft ohne aufstockende Transfers nicht mehr aus - spätestens im Alter. Und die schwache Weiterbildungsbeteiligung der Atypischen verschärft die ohnehin vorhandene Qualifizierungsschwäche in der deutschen Wirtschaft.

  • Unsichere Jobs nehmen zu. Zur Grafik

Wolfram Brehmer, Hartmut Seifert: Wie prekär sind atypische Beschäftigungsverhältnisse? Arbeitspapier, im Erscheinen.

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen