Quelle: HBS
Böckler ImpulsMitbestimmung: Starke Arbeitnehmer sind gut für die Demokratie
Die Stärke der politischen Demokratie und die Mitbestimmung in der Wirtschaft hängen zusammen. Das zeigt ein Vergleich europäischer Länder, dessen Ergebnisse wir begleitend zur Kampagne „Mitbestimmung sichert Zukunft” der Hans-Böckler-Stiftung wiedergeben.
Wo Arbeitnehmer in Unternehmen handfeste Mitspracherechte haben, ist meist auch die Demokratie stärker. Das liegt nach einer Analyse des Mitbestimmungsforschers Sigurt Vitols vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) daran, dass Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter auch über die betriebliche Ebene hinaus politisch wirken und damit die Zivilgesellschaft stärken. Gleichzeitig sorge die Mitbestimmung in der Wirtschaft auch bei politischen Wahlen für eine stärkere Beteiligung der Arbeiterschicht. Außerdem wirke sich die aus der Mitbestimmung resultierende größere soziale Verantwortung der Unternehmen auf die Politik aus.
Vitols hat zwei Kennzahlen zueinander in Beziehung gesetzt: den European Participation Index, ein „universelles Maß für den Umfang der Arbeitnehmerbeteiligung in der Wirtschaft“, und das WZB-Demokratiebarometer, das Aufschluss über „die Qualität der Demokratie“ gibt. Dabei zeigt sich, dass beide deutlich miteinander korrelieren. In Ländern mit starker Arbeitnehmerbeteiligung erreicht meist auch der Demokratie-Index hohe Werte. In beiden Dimensionen besonders gut schneiden die skandinavischen Länder ab. Am unteren Ende liegen Bulgarien, Rumänien und die baltischen Staaten. Deutschland findet sich im oberen Mittelfeld.
Vitols zieht aus seinen Ergebnissen den Schluss, „dass wir der Arbeitnehmerbeteiligung und der wirtschaftlichen Demokratie mehr Beachtung schenken sollten, wenn wir über die Erosion der Demokratie in Europa diskutieren“.
Sigurt Vitols: Kontinent vieler Geschwindigkeiten, Arbeitnehmer- und Bürgerbeteiligung in Europa (pdf), WZB-Mitteilungen Nr. 160, Juni 2018