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HBS Böckler Impuls

Unternehmensmitbestimmung: Ökonomisch ein Gewinn

Ausgabe 20/2006

Noch ein Beleg für die wirtschaftliche Unbedenklichkeit der Mitbestimmung im Aufsichtsrat: Sie schwächt nicht die Rentabilität von Unternehmen, ergab eine empirische Untersuchung.

Ökonomen der Universität Dortmund verglichen die Eigenkapitalrendite - also das Verhältnis zwischen dem Jahresüberschuss und dem Eigenkapital - in 179 berichtspflichtigen Unternehmen vor und nach Einführung der 76er Mitbestimmung. Dazu untersuchten sie die entsprechenden Unternehmenskennzahlen für die Zeiträume 1971 bis 1976 sowie von 1981 bis 1986. Ergebnis: "Wir finden keine empirische Evidenz dafür, dass sich die Eigenkapitalrendite verschlechtert hat", stellen die beiden Forscher verblüfft fest. Denn eigentlich hatten sie damit gerechnet: Schließlich gingen auch Theorien, die von einer positiven Produktivitätsentwicklung der Mitbestimmung ausgehen, häufig von einem negativen Einfluss auf die Gewinnhöhe aus. Doch diese Hypothesen fanden keine Bestätigung: "Offensichtlich ist die Mitwirkung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat aber nicht kontraproduktiv", folgern Professor Kornelius Kraft und Marija Ugarkovic.

Die Untersuchung der Dortmunder Forscher zeigt einmal mehr, dass sich keine negativen Effekte der Unternehmensmitbestimmung auf die Unternehmensperformance nachweisen lassen. So konnte bereits Sigurt Vitols vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in einer ökonometrischen Analyse sowohl für die Eigenkapitalrendite als auch für das Kurs-Buchwert-Verhältnis - einen der wichtigsten Maßstäbe der Börsenbewertung - keine negativen Auswirkungen der Mitbestimmung im Aufsichtsrat feststellen.

Kornelius Kraft ermittelte in einer früheren Forschungsarbeit zusammen mit Felix FitzRoy, zu Gast am Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, dass die 76er Mitbestimmung sich sogar positiv auf die Produktivität von Unternehmen auswirkt. Kraft und sein Kollege Jörg Stank untersuchten auch die Entwicklung der Patenterteilungen in Aktiengesellschaften. Ihr Befund: Die Anzahl der erteilten Patente ist in mitbestimmten Unternehmen signifikant höher.

Abgesehen von einer einzigen, unter methodischen Gesichtspunkten ausgesprochen problematischen Untersuchung von Gary Gorton und Frank A. Schmid kommen alle verfügbaren Studien zu dem Schluss, dass die Mitbestimmung Unternehmen nicht nur nicht belastet, sondern vielfach ein Vorteil ist, fasst Bernd Frick den Stand der Forschung zusammen. Der Professor an der Universität Witten-Herdecke hält es für bemerkenswert, dass "selbst Ökonomen, die der bundesdeutschen Unternehmensmitbestimmung eher skeptisch gegenüberstehen, keine negativen Auswirkungen derselben nachweisen können".

Kornelius Kraft, Marija Ugarkovic: Gesetzliche Mitbestimmung und Kapitalrendite,
in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 226, Heft 5, September 2006

Bernd Frick: Reform der deutschen Unternehmensmitbestimmung: Unverzichtbar oder überflüssig?, in: Wirtschaftsdienst 11/2006

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