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Lernen für die Wende Böckler Impuls

Transformation: Lernen für die Wende

Ausgabe 05/2025

Eine klimaneutrale Wirtschaft ist nicht zum Nulltarif zu haben. Aber Geld ist nicht alles: Neue Qualifikationen sind gefragt – und Weiterbildungsanstrengungen der Unternehmen.

Eine Wärmepumpe ist keine Ölheizung. Kreislauforientierte, energiereduzierte Landwirtschaft funktioniert anders als Massentierhaltung und auf maximalen Ertrag ausgerichteter Ackerbau. Neben den traditionellen Stahlbeton treten neue Baustoffe mit besserer CO₂-Bilanz, die ganz anders verarbeitet werden müssen. Kurz: Die Beschäftigten müssen viel Neues lernen. Und sie haben auch großes Interesse daran, wie eine Befragung von 2000 Beschäftigten in Deutschland zeigt, die Felix Schulz und Vera Trappmann von der Universität Leeds im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführt haben. Demnach wären 27 Prozent der Beschäftigten bereit, in einen grünen Job zu wechseln. Weil sie den Klimawandel aufhalten wollen, sich die Arbeit interessant vorstellen und von einer guten Zukunftsperspektive in der Nachhaltigkeitsbranche ausgehen.

44 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer glauben außerdem, dass für viele der bestehenden Arbeitsplätze in der eigenen Branche Fort- oder Weiterbildungen mit Blick auf die ökologische Transformation erforderlich sein werden. 30 Prozent sehen für sich selbst Weiterbildungsbedarf.

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Infografik: 44 Prozent der Beschäftigten glauben, dass ökologische Weiterbildung in ihrer Branche nötig ist, doch nur 3 Prozent haben im vergangenen Jahr eine solche absolviert.
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Grüne Weiterbildung? Fehlanzeige!

Allerdings sind Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, in denen es um Klimaneutralität oder andere ökologische Fragen geht, in Unternehmen bislang dünn gesät. 45 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten an betrieblichen Schulungen teilgenommen zu haben. Nur 7 Prozent davon berichten von Weiterbildungen zu ökologischen Themen. Zum Vergleich: Um Aspekte der Digitalisierung ging es bei 19 Prozent der Angebote.

Bezogen auf alle Beschäftigten, nicht nur diejenigen, die sich in letzter Zeit fortgebildet haben, fällt die Quote noch niedriger aus: Gerade 3 Prozent haben an Schulungen zum Thema Dekarbonisierung, Klimawandel oder Nachhaltigkeit teilgenommen. Die Mehrheit tat das freiwillig und nicht, weil Vorgesetzte sie dazu verpflichtet hätten. 

Diese Zahlen, so Schulz und Trappmann, deuten auf ein Dilemma hin: Während die Beschäftigten bereit sind, sich beim Thema Klima und Dekarbonisierung weiterzubilden, bieten Arbeitgeber in Deutschland nicht genügend Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen an. Die Unternehmen verpassten damit die Chance, Beschäftigte auf den bevorstehenden Wandel vorzubereiten. Die Dekarbonisierung sollte ihnen aber mindestens genauso wichtig sein wie die Digitalisierung. Investitionen in die Qualifizierung seien wichtig für den Standort Deutschland, könnten weiteres Interesse an grünen Arbeitsplätzen wecken sowie Unsicherheit und Angst vor Jobverlusten verringern. Auch der Staat sei gefragt, klimabezogene Fortbildung zu unterstützen, etwa im Rahmen seiner Nationalen Weiterbildungsstrategie. Die 600 000 zusätzlichen Stellen durch die grüne Transformation, mit denen eine Studie der Bertelsmann-Stiftung bis 2040 rechnet, wollen besetzt sein.

Dass mangelndes Interesse an ökologischen Themen auf Seiten der Beschäftigten nicht das Problem ist, macht übrigens ein weiteres Ergebnis der Untersuchung deutlich: 9 Prozent bilden sich in diesem Bereich in ihrer Freizeit weiter. Dreimal so viele wie im Job.

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