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HBS Böckler Impuls

Kündigungsschutz: Keine höhere Arbeitslosigkeit

Ausgabe 09/2014

Führen strengere Kündigungsschutzgesetze zu höherer Arbeitslosigkeit? Eine internationale Studie kommt zu einem klaren Ergebnis: nein.

Die Wirkung von Gesetzen zur Arbeitsmarktregulierung zu messen, ist nicht einfach. Denn wie sich Wirtschaft und Beschäftigung ohne entsprechende Regelungen entwickelt hätten, lässt sich nicht beobachten. Dennoch gibt es Verfahren, „Leximetrics“ genannt, die Zusammenhänge zwischen Gesetzgebung und anderen wirtschaftlichen Größen aufdecken können – etwa durch Ländervergleiche. So hat die OECD einen Employment-Protection-Law-Indikator entwickelt. Er gibt Aufschluss darüber, wie teuer es für ein Unternehmen ist, Beschäftigte zu entlassen oder statt mit unbefristeten Verträgen als Leiharbeiter oder befristet einzustellen. Prabirjit Sarkar von der Jadavpur University in Indien hat mithilfe dieses Indikators untersucht, ob Regulierung die Arbeitslosigkeit erhöht.

Seine Analyse umfasst 23 OECD-Länder und deckt den Zeitraum von 1990 bis 2008 ab. Mit verschiedenen statistischen Modellen hat der Forscher nach Beziehungen zwischen dem Regulierungsindikator und allgemeiner Arbeitslosenquote, Langzeitarbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit gefahndet. Sein Fazit: „Diese Studie gibt Anlass zu ernsthaften Zweifeln am orthodoxen Standpunkt“, dass Gesetze zum Schutz stabiler Arbeitsverhältnisse der Arbeitnehmerschaft „durch höhere Erwerbslosigkeit“ schaden. Es fänden sich keine Anhaltspunkte für eine Ursache-Wirkungs-Beziehung. Die Daten lassen, so Sarkar, stattdessen eine andere Kausalkette erkennen: Steigende Erwerbslosenzahlen bremsen die Produktion, was wiederum die Langzeitarbeitslosigkeit nach oben treibt. Eine Gesetzgebung, die Unternehmen eine Hire-and-Fire-Politik erlaubt, sei in einer solchen Situation keine Hilfe. Sinnvoller wäre es Sakar zufolge, mit öffentlichen Mitteln Beschäftigung zu finanzieren.

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