zurück
HBS Böckler Impuls

Berufswahl: Girls' Day: Schrauben statt föhnen

Ausgabe 06/2008

Am 24. April ist wieder Girls' Day - eine Gelegenheit für Mädchen, in technische Berufe hineinzuschnuppern. Bislang sind gut bezahlte Jobs in der Industrie zwar Männerdomänen. Doch die Zahl der angehenden Ingenieurinnen steigt.

 

Wer sich lediglich die aktuellen Ausbildungszahlen anschaut, kann kaum eine Änderung feststellen: Das Gros der jungen Frauen beginnt weiterhin eine Ausbildung im Büro, im Einzelhandel, im Friseursalon oder der Arztpraxis. Das sind klassische Frauenberufe, von denen eine Frau kaum eigenständig leben kann: Eine Friseurin steigt in Sachsen mit monatlich 615 Euro Tariflohn in den Beruf ein, eine Verkäuferin in Nordrhein-Westfalen mit 1.411 Euro.

Viele junge Männer entscheiden sich weiterhin für eine gewerblich-technische Ausbildung in der Autowerkstatt oder der Werkhalle. Hier verdienen sie von Anfang an mehr: Ein frisch ausgelernter Industriemechaniker kommt in der Kautschukindustrie Ostdeutschlands auf mindestens 1.893 Euro. In Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind es mindestens 2.086 Euro.

Bei jungen Frauen und ebenso bei den Männern werde die Berufswahl nach wie vor stark von tradierten Geschlechterrollenvorstellungen beeinflusst, konstatiert der jüngste Berufsbildungsbericht der Bundesregierung. Dabei sei es wegen des demografischen Wandels "immer wichtiger, das gesamte zur Verfügung stehende Ausbildungs- und Arbeitskräftepotenzial auszuschöpfen". Immerhin - für acht Prozent der Unternehmen, die in den vergangenen Jahren am Girls' Day teilgenommen haben, gilt: Sie beschäftigen inzwischen junge Frauen, die auf diesem Wege in den Betrieb hineinschnuppern konnten.

Jüngste Studienergebnisse malen sogar ein sehr positives Bild: Einen "ganz neuen Typ Frau" haben das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und das Sozialforschungsinstitut infas bei einer Befragung von über 1.000 Frauen zwischen 17 und 19 sowie 27 und 29 Jahren ausgemacht. Frauen sind beziehungsweise wären die besseren Chefs, glauben mehr als zwei Drittel. Bisher sind Chefinnen in deutschen Unternehmen äußerst rar. 62 Prozent der Befragten sind jedoch überzeugt: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Frauen die Männer im Beruf überholt haben.

Wo sind sie also, die so genannten Alphamädchen, die Karriere machen und möglicherweise sogar Chefin werden? An der Uni. Zumindest sind dort die Zahlen der weiblichen Erstsemester in den relevanten Studiengängen gestiegen: in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften um gut 10 Prozent, in den Ingenieurwissenschaften sogar um knapp 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.  

  • Über die Hälfte der jungen Frauen beginnt weiterhin eine Ausbildung in einem der zehn klassischen Frauenberufe. Von den meisten kann eine Frau kaum eigenständig leben. Auch ein Drittel der jungen Männer entscheidet sich immer noch für einen von zehn zumeist gewerblich-technischen Männerberufen: So verdienen die Männer von Anfang an mehr. Zur Grafik
  • Das Gros der jungen Frauen beginnt immer noch eine Ausbildung im Büro, im Einzelhandel, im Friseursalon oder der Arztpraxis. Viele junge Männer entscheiden sich weiterhin für eine gewerblich-technische Ausbildung in der Autowerkstatt oder der Werkhalle. Zur Grafik

Bundesinstitut für Berufsbildung: Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September 2007, Dezember 2007

Tariflöhne laut WSI-Tarifarchiv

Bundesministerium für Bildung und Forschung: Berufsbildungsbericht 2008 (pdf), Vorversion, April 2008.

WZB/infas:
Frauen auf dem Sprung, Brigitte-Studie, März 2007

Statistisches Bundesamt: Studierende an Hochschulen Wintersemester 2007/2008 (pdf), Vorbericht, März 2008

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen