Quelle: HBS
Böckler ImpulsWeiterbildung: Fachschule lohnt sich
Eine Befragung zeigt, dass die Fachschul-Weiterbildung gute Ergebnisse bringt: Die meisten Absolventen steigen beruflich auf, Arbeitslosigkeit war zuletzt kein Problem.
Zu den Stärken des deutschen Wirtschaftsmodells gehören die gut ausgebildeten Beschäftigten, zu deren Qualifizierung Fachschulen einen wichtigen Beitrag leisten. Das sind Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung, die Bildungsgänge für Fachkräfte anbieten. Wie sinnvoll diese Institution aus Sicht von Teilnehmern, Arbeitgebern und Lehrern ist, haben Christina Hihn, Matthias Wyrwal und Bernd Zinn von der Universität Stuttgart mit Förderung der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Das Ergebnis fällt positiv aus: Die Zufriedenheit ist hoch, der berufliche Nutzen stark ausgeprägt.
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler über 700 Fachschüler der Schwerpunkte Bautechnik und Maschinenbautechnik aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen zwischen März 2017 und Februar 2019 insgesamt dreimal befragt: während der Weiterbildung, sechs Monate und zwölf Monate nach dem Abschluss. Zusätzlich wurden Interviews mit Personalverantwortlichen von Betrieben und Lehrkräften an Fachschulen geführt sowie Arbeitsmarktdaten und Stellenanzeigen analysiert.
Als Motiv für den Besuch einer Fachschule nannten mehr als drei Viertel der Befragten „soziale Aufstiegsmöglichkeiten und bessere Verdienstmöglichkeiten“. Die Hoffnung auf eine bessere berufliche Stellung innerhalb des Betriebs war für knapp ein Drittel ein Grund, Unterforderung im erlernten Beruf für ein Viertel. Bereut haben ihre Entscheidung nur wenige: Zwei Drittel der Fachschüler geben an, dass sich ihre Erwartungen an die Weiterbildung größtenteils oder vollkommen erfüllt haben, über vier Fünftel würden sich erneut für die Fachschule entscheiden.
Tatsächlich belegen die Befragungsergebnisse „exzellente Aufstiegschancen“, schreiben die Forscher. Ein Jahr nach dem Abschluss befand sich keiner der Befragten mehr in der gleichen beruflichen Position wie vor der Weiterbildung, 42 Prozent hatten Leitungsaufgaben. Arbeitslos war nach sechs Monaten noch ein Teilnehmer, nach zwölf Monaten niemand. Acht Prozent hatten ein Hochschulstudium begonnen. Fast drei Viertel geben an, dass sich ihre berufliche Situation seit der Weiterbildung verbessert hat, 69 Prozent sind mit ihrem Einkommen zufrieden.
Generell war die Arbeitsmarktsituation für Techniker im Untersuchungszeitraum ausgesprochen günstig: Der Studie zufolge herrschte nahezu Vollbeschäftigung. Stellenanzeigen richten sich oft gleichzeitig an Absolventen von Fachschulen sowie an Meister und Bachelorabsolventen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge. Das deute darauf hin, dass die beruflich und akademisch erworbenen Abschlüsse in diesem Bereich „verschwimmen“, so die Autoren.
Auch Arbeitgeber bewerten die Fachschul-Weiterbildung „im Großen und Ganzen positiv“, heißt es in der Studie. Techniker sind nach Ansicht der interviewten Personalverantwortlichen vielseitig einsetzbar und verfügen im direkten Vergleich zu Akademikern über „hinreichende und unmittelbar anschlussfähige Praxiserfahrungen“, während die Hochschulabsolventen oft anfängliche Umsetzungsschwierigkeiten haben. Viele Betriebe übernehmendie Kosten einer fachschulischen Weiterbildung, oft werden über Arbeitszeitkonten Auszeiten ermöglicht sowie Freistellungen für Prüfungen gewährt.
In einigen Punkten besteht der Untersuchung zufolge allerdings auch Verbesserungsbedarf: Rund die Hälfte der Fachschüler wünscht sich einen erweiterten Praxisbezug, ähnlich äußern sich auch die Personalverantwortlichen. Ebenfalls wünschenswert wären nach Ansicht der Befragten mehr fachliche Aktualität, eine bessere technische Ausstattung, insbesondere im Hinblick auf digitale Lernmedien, und eine engere Kooperation mit Unternehmen.
Christina Hihn, Matthias Wyrwal, Bernd Zinn: Der berufliche Wiedereinstieg nach Abschluss der Fachschule Technik, Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 449, Oktober 2020