Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeitswelt: Digital gestresst
Es piepst, brummt oder klingelt ohne Unterlass: „Sie haben eine neue Nachricht“. Was die Arbeit eigentlich erleichtern soll, erweist sich für viele Menschen als erhebliche Belastung. Das geht aus einer Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit hervor. Wer „in sehr hohem Maß mit digitalen Mitteln“ arbeitet, fühlt sich häufiger gestresst als andere Arbeitnehmer. Das betrifft 60 Prozent der Beschäftigten. Knapp die Hälfte der digital Arbeitenden fühlt sich „der Technik ausgeliefert“.
Sie arbeiten häufiger unter Zeitdruck als Beschäftigte, in deren Alltag Digitales eine geringere Rolle spielt. Störende Unterbrechungen der Arbeit – zum Beispiel durch technische Probleme, Telefonate, Anfragen von Kollegen – sind häufiger. Überdurchschnittlich ist auch die Quote derer, die angeben, sie müssten heute mehr Arbeit in derselben Zeit schaffen als ein Jahr zuvor. Digital Arbeitende machen öfter Überstunden. Hinzu kommt in vielen Fällen die Erwartung des Arbeitgebers oder der Kollegen, ständig erreichbar zu sein – und zuhause unbezahlte Arbeit zu leisten.
Allerdings ist es den Autoren des Reports zufolge nicht die Technik an sich, die Arbeitnehmern das Leben schwer macht. Vielmehr könne der Einsatz digitaler Technik auch „dazu dienen, die Arbeit humaner, gesundheitsförderlicher, individualitätsgerechter zu gestalten“. Dann könne im Zusammenhang mit digitalen Verfahren auch von „sozialer Innovation“ gesprochen werden.
In der Praxis hapere es jedoch an der Arbeitsorganisation. Und das wäre durchaus zu ändern: „Für jede Arbeit lassen sich Bedingungen schaffen, durch die sie zu einer guten Arbeit wird“, so der Report. Entscheidend seien dabei die Mitspracherechte der Beschäftigten. Denn: "Wo Einflussmöglichkeiten vorhanden sind, müssen 47 Prozent sehr häufig oder häufig gehetzt arbeiten – wo es keine oder kaum welche gibt, sind es hingegen 67 Prozent."