Quelle: HBS
Böckler ImpulsMitbestimmung: Deutsche Unternehmen in Großbritannien: Freiwillig mitbestimmt
Kritiker glauben, Unternehmen würden aus dem deutschen System der Mitbestimmung flüchten, sobald sie nur könnten. Britische Tochterfirmen deutscher Unternehmen könnten, doch sie gehen einen ganz anderen Weg: Sie bieten ihren Beschäftigten freiwillig Mitbestimmungsmöglichkeiten, die deutlich über den Standard in Großbritannien hinausgehen.
Zu diesem Schluss kommt ein Team von Forschern der Universitäten Hamburg, Manchester und Hull. Die Ergebnisse widersprächen der Flucht-These, resümiert die Gruppe um Professor Arne Heise.
Die Wissenschaftler untersuchten alle deutschen Tochtergesellschaften in Großbritannien mit mehr als 25 Beschäftigten. Sie beobachteten einen typisch deutschen Zugang zu Arbeitsbeziehungen, den sie als "gewerkschaftsorientierten Partnerschaftsansatz" bezeichnen. Es handelt sich um eine Kombination von kollektiven und individuellen Repräsentanzformen, bei denen die einzelnen Mitarbeiter ebenso wie die gesamte Belegschaft Beteiligungsmöglichkeiten erhalten. An der Vereinbarung waren auch Gewerkschaften beteiligt.
Das Plus an Mitbestimmung geht einher mit höherer Arbeitsproduktivität und Profitabilität als in vergleichbaren Unternehmen, die keinerlei kollektive oder auch nur individuelle Vertretung erlauben. Wesentliche Gründe dafür: Mitbestimmungsmöglichkeiten erhöhen die Arbeitszufriedenheit im Betrieb. Und sie reduzieren die Bereitschaft, den Job zu wechseln. Das erspart dem Unternehmen hohe Kosten, etwa durch Bewerbersuche und zusätzliche Einarbeitungszeiten.
Arne Heise, Heinz Tüselmann, Frank McDonald, Matthew Allen, Svitlana Voronkova: Unternehmerische Performanz deutscher Tochterunternehmen in Großbritannien, Veröffentlichung geplant
WSI-Mitteilungen 7/2005
mehr Infos zur betrieblichen Mitbestimmung