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HBS Böckler Impuls

: Breite Mehrheit für Kündigungsschutz

Ausgabe 13/2008

Die große Mehrheit der Arbeitnehmer hält den Kündigungsschutz für unverzichtbar: 55 Prozent möchten die bestehenden Regelungen behalten, 27 Prozent wollen sie stärken. Arbeitslose plädieren sogar zu einem guten Drittel für einen Ausbau des Kündigungsschutzes.

"Sollte man den gesetzlichen Kündigungsschutz weiter ausbauen, unverändert beibehalten, eher einschränken oder ganz abschaffen?" Das fragten die Meinungsforscher von polis + sinus im April und Mai dieses Jahres mehr als 2.000 repräsentativ ausgewählte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Untersuchung im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Die meisten Beschäftigten sind dagegen, die geltenden Schutzbestimmungen im Arbeitsrecht einzuschränken. Über alle Berufsgruppen hinweg sind die Befürworter des Kündigungsschutzes in der Mehrheit. Bei den angelernten Arbeitern sprechen sich 46 Prozent sogar für eine weitere Stärkung aus. Unter den höheren Angestellten und Beamten ist der Anteil derer, die Einschränkungen befürworten, zwar am größten. Doch auch hier sind 70 Prozent der Meinung, man solle den aktuellen Kündigungsschutz beibehalten oder noch ausbauen.

Besonders interessant sind bei Umfragen zum Kündigungsschutz die Antworten Arbeitsloser. Denn würden die Schutzrechte geschwächt, könnte ein bereits entlassener Arbeitnehmer, der die öffentliche Diskussion verfolgt, zwei gegenläufige Effekte erwarten: Er könnte darauf hoffen, dass die Fluktuation am Arbeitsmarkt zunimmt und Unternehmen eher neue Leute einstellen würden, wie es Kritiker des Kündigungsschutzes behaupten. Gleichzeitig müsste er damit rechnen, dass sein neues Arbeitsverhältnis weniger lange dauert.

Die große Mehrheit der befragten Arbeitslosen bevorzugt einen starken Kündigungsschutz. 36 Prozent plädieren dafür, die Schutzrechte auszubauen, 47 Prozent wollen sie unverändert beibehalten. Nur 16 Prozent sind für eine Einschränkung oder Abschaffung. Zu ähnlichen Werten kamen Wissenschaftler der Universitäten Hannover und Jena bei einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Befragung im Sommer 2004. Der Hannoveraner Forscher Christian Pfeifer interpretierte den Befund damals so: Er spreche dafür, "dass Arbeitslose aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen den Schutz vor Kündigungen als notwendig erachten und ihn weniger hinderlich bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz empfinden".

Diese Sicht passt zur jüngsten Arbeitsmarktentwicklung. Im konjunkturellen Aufschwung sank die Arbeitslosigkeit, ohne dass am Kündigungsschutz etwas geändert worden wäre. Und sie deckt sich mit Daten, die das WSI und Wissenschaftler der Uni Hamburg in Befragungen von insgesamt 2.800 Personalverantwortlichen gewonnen haben: Entscheidend für Einstellungen ist die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, der Kündigungsschutz spielt für die meisten Personaler eine untergeordnete Rolle. 

  • Breite Mehrheit für den Kündigungsschutz: Mehr als 80 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland wollen die bestehenden gesetzlichen Regelungen beibehalten oder weiter ausbauen. Besonders hoch ist die Zustimmung unter Arbeitslosen. Zur Grafik

polis + sinus: Repräsentativbefragung für die Hans-Böckler-Stiftung 2008

Olaf Struck, Christian Pfeifer u.a.: Arbeit und Gerechtigkeit, VS-Verlag Wiesbaden 2006

Florian Schramm, Ulrich Zachert: Arbeitsrecht in der betrieblichen Anwendung, Mythen und Realität, München und Mering 2008

Heide Pfarr u.a.: Der Kündigungsschutz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit, München und Mering 2005

Böckler Impuls 08/2007

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