Quelle: HBS
Böckler ImpulsInnovation: Ausbildung macht erfinderisch
Wenn Kleinstunternehmen ausbilden, wirkt sich das positiv auf ihre Innovationsfähigkeit aus.
Berufliche Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft – und zwar in zweifacher Hinsicht: Sie dient nicht nur der Nachwuchsgewinnung, sondern trägt auch dazu bei, dass kleine Betriebe innovativer werden oder überhaupt erst beginnen, sich um Innovationen zu kümmern. Das geht aus einer Studie hervor, die Eike Matthies und Jörg Lahner von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit Jörg Thomä vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk Göttingen veröffentlicht haben. Sie warnen angesichts ihrer Ergebnisse, dass der anhaltende Rückgang der Ausbildungsbeteiligung nicht nur die Fachkräftesicherung, sondern auch die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft gefährden könnte.
Der Zusammenhang, den die Forscher bei ihrer Analyse im Auge haben, ist indirekter Natur. Sie gehen davon aus, dass Ausbildungstätigkeit den Aufbau einer „lernförderlichen Organisationsumgebung“ anregt. Ein Grund dafür seien die rechtlichen Voraussetzungen für die Zulassung als Ausbildungsstätte, die durch die Kammern regelmäßig überprüft werden. Um sie zu erfüllen, seien kleine Betriebe gezwungen, sich um die Lernförderlichkeit ihrer Organisation zu kümmern. Eine verbesserte Lernumgebung wiederum sei eine wichtige Grundlage für den gerade für kleine Unternehmen typischen „informellen Innovationsmodus“ und wirke sich daher positiv auf die Fähigkeit aus, neue Produkte und Prozesse einzuführen.
Um empirisch zu überprüfen, ob dieser Zusammenhang tatsächlich besteht, haben die Wissenschaftler Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus den Jahren 2011 bis 2019 ausgewertet. Diese beziehen sich auf über 15 000 Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten. Den Berechnungen zufolge, bei denen auch Faktoren wie die Unternehmensgröße oder die Qualifikationsstruktur der Belegschaft statistisch berücksichtigt wurden, bestätigen sich die Annahmen im Hinblick auf fast alle untersuchten Innovationsarten: Sowohl die allgemeine Innovationstätigkeit als auch die Einführung von Marktneuheiten und Firmenneuheiten sowie Prozessinnovationen werden mittels einer verbesserten Lernumgebung angeregt, wenn Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten beginnen, Azubis auszubilden.
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Eike Matthies, Jörg Thomä, Jörg Lahner: Duale Ausbildung, betriebliche Lernumgebung und Innovationsfähigkeit von Kleinstunternehmen, WSI-Mitteilungen 4/2023