Quelle: HBS
Böckler ImpulsGender: Arbeitszeit: Frauen fallen zurück
Bei der Arbeitszeit kommen Frauen und Männer sich nicht näher. Die Lücke ist groß und seit Jahren unverändert.
Frauen liegen im Arbeitsleben um ein gutes Fünftel zurück. Das betrifft nicht nur den Nachteil beim Stundenlohn gegenüber Männern von 22 Prozent, sondern auch die Arbeitszeit: Im Schnitt arbeiten sie pro Woche neun Stunden oder 23 Prozent weniger als Männer. Dies sind die neuesten Zahlen aus dem WSI GenderDatenPortal.
Seit der Wiedervereinigung hat die durchschnittliche Arbeitszeit erwerbstätiger Frauen um rund vier Stunden abgenommen. Bei den Männern ist nur ein Rückgang um anderthalb Stunden zu verzeichnen. Dahinter steht die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit – die sich häufig auf Teilzeitbasis vollzieht, wie die WSI-Expertinnen Christina Klenner und Sarah Lillemeier erläutern.
48 Prozent der abhängig beschäftigten Frauen verbringen unter 32 Stunden in der Woche am Arbeitsplatz. Nur jeder zehnte Mann hat so kurze Arbeitszeiten. In jüngeren Jahren arbeitet der überwiegende Teil der Frauen ebenfalls noch Vollzeit, doch in der Altersgruppe von 27 bis 37 Jahren schnellt die Teilzeitquote nach oben. Offenbar, so die Expertinnen, fallen viele in ein traditionelles Rollenmuster zurück, sobald Kinder da sind. Zu wenig Betreuungsplätze und mangelnde Flexibilität der Arbeitgeber bei der Arbeitszeitgestaltung seien wesentliche Gründe dafür.
So arbeiten fast 70 Prozent der erwerbstätigen Mütter auf einer Stelle mit veringerter Stundenzahl. Und je mehr Kinder sie haben, desto geringer ist ihre Wochenarbeitszeit. Bei Männern ist kein solcher Effekt zu beobachten. Im Gegenteil: Mit Kindern arbeiten sie länger als ohne. Einen Teilzeitjob haben nicht einmal 6 Prozent der Väter.
Christina Klenner, Sarah Lillemeier: Gender News: Arbeitszeiten von Frauen und Männern (pdf), WSI-Report 22, März 2015
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