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HBS Böckler Impuls

Rente: Langes Arbeiten schlägt auf die Gesundheit

Ausgabe 16/2014

Beschäftigte, die früh in Rente gehen können, sind im Alter seltener krank und leben länger. Das zeigt eine schwedische Studie.

Der späte Ruhestand ist international auf dem Vormarsch: Um die Kosten des demografischen Wandels zu begrenzen, seien die meisten Industrieländer bemüht, die Lebensarbeitszeit zu verlängern, so Daniel Hallberg, Per Johansson und Malin Josephson. Ob diese Bemühungen wirklich sinnvoll sind, halten die Ökonomen von der schwedischen Universität Uppsala allerdings für fragwürdig. Denn ein wichtiger Punkt werde oft übersehen: Sollte sich ein höheres Renteneintrittsalter negativ auf die Gesundheit auswirken, würden darunter nicht nur die Betroffenen leiden, sondern die steigenden Kosten für die medizinische Versorgung könnten auch die Einsparungen bei den Rentenzahlungen konterkarieren. Empirisch können die Forscher nachweisen, dass es tatsächlich gesünder ist, sich frühzeitig aus dem Erwerbsleben zu verabschieden.

Bisher seien Studien regelmäßig zu dem Ergebnis gekommen, dass ein früher Ruhestand krank macht, schreiben die Wissenschaftler. Methodisch hätten diese Untersuchungen allerdings eine entscheidende Schwäche: Die Berechnungen würden dadurch verzerrt, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen oft der Grund für eine Frühverrentung sind und nicht die Folge. Hallberg, Johansson und Josephson versuchen solche Verzerrungen zu vermeiden, indem sie sich in ihrer Analyse auf die Folgen der schwedischen Armeereform von 1992 konzentrieren. Ziel dieser Reform war es, die Streitkräfte zu verjüngen und gleichzeitig Stellen abzubauen. Daher durften Offiziere zwischen 1992 und 1997 statt mit 60 bereits ab 55 Jahren ohne Abschläge in Pension gehen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Frührentnern mussten sie weder arbeitsunfähig sein noch gravierende Einkommenseinbußen befürchten.

Die Auswirkungen dieses Programms haben die Ökonomen mit Hilfe von Daten des statistischen Zentralamts sowie der nationalen Behörde für Gesundheit und Sozialwesen untersucht. Dabei haben sie zwei verschiedene Kohorten von Armeeangehörigen verglichen: Zum einen zwischen 1938 und 1939 geborene Landesverteidiger, die von der Möglichkeit zur Frühverrentung profitiert haben, zum anderen Soldaten der Jahrgänge 1931 und 1932, die bereits vorher die reguläre Altersgrenze erreicht hatten. Als weitere Kontrollgruppen wurden zivile Regierungsbeschäftigte aus den gleichen Geburtsjahrgängen berücksichtigt.

Als unmittelbare Folge der Reform hat sich zunächst das Renteneintrittsalter massiv geändert: Über 60 Prozent der zwischen 1938 und 1939 geborenen Offiziere sind mit 55 aus dem Berufsleben ausgeschieden, bei den Jahrgängen 1931 bis 1932 waren es weniger als 10 Prozent. Als Indikatoren für das gesundheitliche Wohlergehen haben die Forscher zwei Maßzahlen betrachtet: Zum einen die durchschnittliche Zahl der Tage, die die untersuchten Personen im Alter zwischen 56 und 70 Jahren im Krankenhaus verbracht haben, zum anderen das Risiko, vor dem Ende des 71. Lebensjahrs zu sterben.

Was die Dauer von Klinikaufenthalten angeht, ist das militärische Personal der älteren Kohorte schlechter dran als die zivile Beamtenschaft derselben Jahrgänge. Bei der jüngeren Kohorte ist es umgekehrt. Das Gleiche gilt für den Anteil der Todesfälle. Demnach hätte sich die Möglichkeit zur Frühverrentung positiv ausgewirkt.
Um sicherzugehen, dass tatsächlich das niedrigere Renteneintrittsalter für diese Entwicklung verantwortlich ist, haben die Autoren zusätzlich eine Analyse mit Kontrollvariablen durchgeführt. Dabei haben sie das Arbeitseinkommen mit 54 Jahren, die Schulbildung und den Wohnsitz berücksichtigt. Ihren Berechnungen zufolge sinkt die Anzahl der Tage in stationärer Behandlung durch Frühverrentung im Schnitt um 8,5 Tage. Die Zahl der Todesfälle nimmt im Untersuchungszeitraum um etwa ein Viertel ab. Vor allem das Risiko von tödlichen Herzinfarkten gehe zurück, stellen die Forscher fest. Sie erklären die positiven gesundheitlichen Auswirkungen eines frühen Renteneintritts damit, dass Ruheständler weniger Stress ausgesetzt sind. Dafür spreche auch die Tatsache, dass der Effekt bei Beschäftigten mit niedrigem Einkommen und mit geringem Bildungsniveau besonders stark ausgeprägt ist. Denn diese Gruppen seien am ehesten von besonders unangenehmen Arbeitsbedingungen betroffen. 

  • Wer früh in Rente gehen kann, ist im Alter seltener krank und lebt länger. Zur Grafik

Daniel Hallberg, Per Johansson, Malin Josephson: Early Retirement and Post Retirement Health (pdf), IZA Discussion Paper Nr. 8260, Juni 2014

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