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Zwei Hände halten eine Krankenschwester, einen Menschen im Rollstuhl und ein Kind mit Luftballon

Forschungsschwerpunkt: Wohlfahrtsstaat und Institutionen der sozialen Marktwirtschaft

Wohlfahrtsstaatliche Sozialpolitik ist Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland. Staat, Sozialversicherungen und Sozialpartner sichern vielfältige soziale Risiken ab.

Bedingungen sozialer Sicherheit verändern sich und werden immer wieder neu verhandelt: Lebensentwürfe, Arbeitsformen, Infrastrukturen – Vielfalt und beständiger Wandel prägen unsere Lebens- und Arbeitswelten und werfen Fragen nach angemessenen Konzepten sozialer Absicherung auf.

Die Hans-Böckler-Stiftung fördert Projekte, die …

… die Rolle unterschiedlicher Sozialleistungen, ihre (Zugangs-)Bedingungen sowie Träger*innen reflektieren.

Sozialkassen stehen im Zentrum wohlfahrtsstaatlicher Politik. Diskussionen um eine gelingende Sicherung in Alter oder bei Unfall, Krankheit und Pflegebedarfen sind Teil der öffentlichen Debatte und müssen angesichts veränderter Lebensverläufe und Ansprüchen an Versorgung neu gedacht werden. Der Zugang zu und das Leistungsniveau von sozialer Sicherung unterscheidet sich zwischen Beschäftigten- bzw. Personengruppen in Abhängigkeit von den Beschäftigungsbedingungen im jeweiligen Betrieb und in der Branche. Inwiefern es damit insgesamt zu einer Kumulation von sozialen Risiken und Sicherungslücken kommt, ist eine relevante Forschungsfrage. Die Akzeptanz des Sozialstaats entscheidet sich auch an der Frage, inwiefern es Bürgerinnen und Bürgern gelingt, erworbene Ansprüche an Leistungen des gegliederten sozialen Sicherungssystems geltend zu machen. Auch durch unterschiedliche Muster der Inanspruchnahme von sozialen Dienstleistungen kann soziale Ungleichheit verstärkt werden. Diesbezüglich kommen Mitbestimmungsakteure im sozialen Sicherungssystem in den Blick, denn Selbstverwaltungsorgane können beim Zugang und der Gewährung von Rechten und Leistungen der sozialen Sicherung für Versicherte eine unterstützende Rolle einnehmen. Eine wichtige Dimension dabei stellen auch unterschiedliche Regulierungsebenen dar. Weil Sozialstaatlichkeit nach wie vor überwiegend auf nationaler Ebene reguliert ist, sind Rechte und Ansprüche von EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern bei grenzüberschreitender Mobilität nicht ausreichend gesichert. Dies deutet auf die generelle Frage hin, in welchem Verhältnis nationaler Sozialstaat und europäischer Sozialstaat zukünftig stehen sollen.

… die Rolle von Arbeit, Beruf und betrieblichen Lebenswelten für soziale Sicherheit reflektieren.

Die menschenwürdige Gestaltung von Arbeit ist Fundament der sozialen Marktwirtschaft und bleibt fortwährende Aufgabe, zumal die Dynamik in Unternehmen hoch ist und sich Arbeit stetig wandelt. Die Gestaltung von Arbeit und Beschäftigung in den Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt erfordert ein Zusammenspiel unterschiedlicher Ebenen – z.B. der europäischen, gesetzlichen, tarifvertraglichen und betrieblichen – und Politikfelder. Noch immer ist die Stabilität von Erwerbsverläufen ein zentraler Bestandteil sozialer Sicherheit. Betriebs- und Berufswechsel, Zeiten mit eingeschränkter Erwerbstätigkeit durch gesundheitliche Einschränkung, Weiterbildung oder Elternschaft, Statuswechsel durch unterschiedliche Anteile von Sorge- und Erwerbsarbeit oder der Wechsel zwischen abhängiger und selbstständiger Tätigkeit, Phasen von Arbeitslosigkeit oder mit niedrigem Verdienst gehören für die meisten Beschäftigten zum Erwerbsverlauf. Neue und atypische Formen von Arbeit stellen neue Herausforderungen an die Regulierung sozialer Sicherheit. Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeitskräfteangebot – d.h. Erwerbspersonen mit unterschiedlichen qualifikatorischen, sprachlichen, sozialen und kulturellen Voraussetzungen – und Arbeitskräftenachfrage nach Fachkräften erfordert insbesondere bei größeren strukturellen Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt ein koordiniertes Vorgehen von Akteuren auf unterschiedlichen Ebenen. Themen der Prävention sowie von Arbeit und Gesundheit im Allgemeinen spielen zunehmend eine Rolle im Hinblick auf die Erhaltung des Fachkräftepotenzials in der Bevölkerung – ein Hinweis auf die sozialpolitische Bedeutung betrieblicher Gesundheitsarbeit. Die Lebenswelt Betrieb bietet darüber hinaus vielfältige Chancen gesellschaftliche Teilhabe. Ob hiervon alle Beschäftigten gleichermaßen profitieren und ob es Unterschiede zwischen Gruppen gibt, etwa im Hinblick auf Gleichstellung, Diversität und Inklusion, ist eine für die Gewährleistung sozialer Sicherung relevante Frage. Dabei spielen auch berufs- und branchenbezogene Rahmenbedingungen eine Rolle, wie Regelungen zu Entgelt oder Arbeitszeit. Vor diesem Hintergrund nehmen auch tarifpolitische Verhandlungen an sozialpolitischer Bedeutung zu.

… Infrastrukturen des Alltags reflektieren

Jenseits institutionalisierter Sozialversicherungssysteme wird soziale Sicherung auch über Infrastrukturen des Alltags vermittelt. Hierzu gehören Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der -prävention und der -versorgung, z. B. Krankenhäuser, oder Einrichtungen der Aus- und Weiterbildung, z. B. Schulen. Es stellt sich die Frage, welche Bevölkerungsgruppen in welcher Weise an Infrastrukturen des Alltags partizipieren und so gesellschaftliche Teilhabe sicherstellen können. Dies betrifft nicht nur sozial- und gesundheitsnahe Dienstleistungen, sondern auch die Frage nach Zugängen zu (Bezahlbarem) Wohnraum, Zugängen zu Immobilien- und Grundbesitz sowie die Organisation von Wohnraumversorgung. In diesem Zusammenhang geht es immer wieder auch um Fragen der Rekommunalisierung und gemeinwohlorientierten Formen des Wohnungsbaus, wie z. B. Genossenschaften.

 

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