Projektbeschreibung

Kontext

Ob Fachkräftemangel, Vereinbarkeit von Arbeit und Leben oder sozialökologische Transformation: Die Vier-Tage-Woche steht gegenwärtig im Mittelpunkt gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Dabei unterscheiden sich die Konfliktlinien in verschiedenen europäischen Ländern durchaus. In Deutschland, wo die Hälfte der Frauen in Teilzeit beschäftigt ist, wird die Steigerung weiblicher Vollzeiterwerbstätigkeit als „größte Hoffnung gegen den Fachkräftemangel“ diskutiert. Demgegenüber spricht sich die spanische Arbeitsministerin Yolanda Diaz gegen „lange, männliche Arbeitszeiten“ und für die Universalisierung der 32-Stunden-Woche aus. Die Frage nach einer gesellschaftlich akzeptierten Arbeitszeitreform – so unsere These – lässt sich nicht nur aus gewerkschaftlichen Machtressourcen oder dem Einfluss bestehender sozial- und tarifpolitischer Institutionen erklären, sondern bedarf einer grundsätzlichen Analyse politischer Auseinandersetzungen um das Verhältnis von Sorge- und Erwerbsarbeit.

Fragestellung

Für die Analyse politischer Auseinandersetzungen um das Verhältnis von Sorge- und Erwerbsarbeit und deren Auswirkungen auf unterschiedliche Arbeitszeitreformen in Deutschland und Spanien interessieren uns folgende Forschungsfragen:

Wie hat sich die gesetzliche und tarifpolitische Absicherung von Erwerbs- und Sorgearbeit in Deutschland und Spanien zwischen 2000 und 2020 entwickelt? In welchem Zusammenhang stehen unterschiedliche Formen der sozialen Absicherung und vergeschlechtlichte Muster „atypischer“ Beschäftigung in diesem Zeitraum?

Welche Rolle spielt das Verhältnis von Sorge- und Erwerbsarbeit für die Machtressourcen verschiedener sozialer Akteure? Welche Bedeutung haben diese Machtressourcen für die Entwicklung vergeschlechtlichter Muster „atypischer“ Beschäftigung?

Untersuchungsmethoden

Das Forschungsprojekt verfolgt einen Mixed-Method-Ansatz. Quantifizierende Methoden wie Lexi-Metrics erlauben einen Vergleich der Entwicklung klassisch arbeitsmarkt- und tarifpolitischer Institutionen (Arbeitszeit, Mindestlöhne, Befristung, Elternzeit) und im engeren Sinne sozialpolitischer Institutionen (Elterngeld, öffentliche Kinderbetreuung, klassische Sozialversicherungen) zwischen 2000-2020. Mithilfe qualitativer Expert*inneninterviews in Deutschland und Spanien fragen wir nach der Bedeutung verschiedener Machtressourcen für die soziale Absicherung von Erwerbs- und Sorgearbeit. Im Rahmen einer Multiple Correspondance Analysis (Ferragina et al., 2013), werden statistische Zusammenhänge zwischen der sozialen Absicherung von Erwerbs- und Sorgearbeit, vergeschlechtlichten Mustern „atypischer“ Beschäftigung (EU-LFS Datensatz) und zentralen Machtressourcen sozialer Akteure sichtbar.

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