Forschungsprojekt: Grüne Gewerkschaften?

Die Beziehungen zwischen Arbeitnehmervertretungen und Umweltbewegung(en) in Ost und West

Projektziel

Grüne Gewerkschaften in Deutschland? Gab es das? Das Projekt behandelt die Beziehungen zwischen Umweltbewegung(en) und Arbeitnehmervertretungen in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts: die Beziehung zwischen Aktivist_innen und Gewerkschafter_innen, zwischen Arbeit und Umwelt, zwischen Arbeits- und Umweltschutz, zwischen alten und neuen sozialen Bewegungen und zwischen Ost und West.

Projektbeschreibung

Kontext

„Feinde der Gewerkschaften“, „Kernkraftterroristen“, „Arbeiterverräter“ oder „eine wilde Horde arbeitsscheuer und verkommener Menschen“. Das sind einige der Bezeichnungen, die laut Markus Mohr die Umweltaktivist_innen der 1970er Jahre aus den Reihen der Gewerkschaften vernehmen mussten. Es ist daher wenig verwunderlich, dass zumindest anfänglich keine positiven Beziehungen zwischen Gewerkschaften und Umweltbewegung(en) herrschten. Doch sollte die "ökologische Revolution" über die Jahre zu einer Annäherung beider Seiten führen. So kooperierte erst vor Kurzem ver.di mit „Fridays for Future“. Gleichzeitig wächst in den Industriegewerkschaften die Sorge um den Erhalt von Industriestandorten und Arbeitsplätzen beim Umbau zu einer CO2 neutralen Wirtschaft. Eine historische Untersuchung des Konflikts soll dementsprechend Rückschlüsse auf gegenwärtige Debatten und Aktivitäten ermöglichen.

Fragestellung

Das Projekt fragt angesichts der unterschiedlichen Bedingungen in Ost und West nicht nur nach den offiziellen, sondern auch inoffiziellen Verbindungen, Kontakten und Beziehungen zwischen west- und ostdeutschen Gewerkschaften mit den Umweltbewegungen. Welche Beziehungen bestanden zwischen den beiden? Von wem gingen Impulse aus? Wie wurden diese aufgenommen oder auch abgewehrt? Wie wirkte sich die Genderdiskrepanz zwischen den beiden aus? Lag darin einer der Gründe der gewerkschaftlichen Ablehnung? Auf welcher gewerkschaftlichen Ebene wurden Diskussionen über Umweltfragen geführt? Wurden in der DDR überhaupt entsprechende Diskussionen im FDGB und den Einzelgewerkschaften geführt oder diskutierten andere Akteure zum Beispiel in den Betrieben darüber? Welche Unterschiede und Parallelen können zwischen Ost und West herausgearbeitet werden? Kann man gar von Transfers zwischen Ost und West sowie zwischen Arbeitnehmervertretungen und sozialer Bewegung sprechen?

Untersuchungsmethoden

Das Projekt ist eine Geschichte zwischen Ost und West. Ein Vorteil dieses Vergleichs ist die dadurch entstehende Möglichkeit der Sichtbarmachung von Parallelen und Differenzen in den Praktiken von Gewerkschaften, Umweltbewegung(en) und den beteiligten Akteur_innen. Eine reine Vergleichs-, Transfer- oder Verflechtungsgeschichte ist allerdings jeweils unvollständig, da sie wichtige Entwicklungen und Verflechtungen ignoriert. Es soll demnach den methodischen Überlegungen des Freiburger Historikers Jörn Leonard gefolgt werden, der für einen Zusammenschluss aller drei Kategorien plädiert. Die Forschungsfrage soll dem folgend mit einem methodischen Design bestehend aus Vergleich, Transfer und Verflechtung bearbeitet werden, um ein möglichst breites Spektrum der Beziehungen zwischen Gewerkschaft und Umwelt abdecken zu können.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Mirko Schwagmann
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Archiv der sozialen Demokratie

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung