Projektbeschreibung
Kontext
Die Corona-Pandemie legt – wie keine Krise zuvor – soziale und ökonomische Ungleichheiten in der Gesellschaft offen und verstärkt diese teilweise. So betraf die Krise auf dem Arbeitsmarkt etwa überdurchschnittlich häufig benachteiligte Gruppen, wie zum Beispiel Frauen, die häufig in systemrelevanten Berufen arbeiten, oder Personen mit niedriger Bildung. Hinzu kommt, dass für diese vulnerablen Gruppen das Arbeiten von Zuhause aus oft nicht möglich war. Aufgrund dessen ist der genannte Personenkreis nicht nur von krisenbedingten Arbeitsmarkteffekten betroffen, sondern auch einem höheren Infektions- bzw. Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Unser Projekt zielt darauf ab, die mittel- und langfristigen Effekte der Krise für vulnerable Gruppen zu untersuchen. Wir sind hierbei vor allem an Effekten auf das individuelle Wohlbefinden sowie das soziale Vertrauen interessiert, die in der Forschung häufig nicht untersucht werden, jedoch zentrale Größen für das Funktionieren von Gesellschaften darstellen.
Fragestellung
Die zentralen Forschungsfragen des Projektvorhabens sind: Inwiefern beeinflusst die COVID-19-Pandemie die langfristige Entwicklung von Polarisierungstendenzen am Arbeitsmarkt und darüber hinaus? Führen die durch die COVID-19-Pandemie beschleunigten Megatrends wie Strukturwandel und Digitalisierung zu einer verstärkten Benachteiligung von formal Geringqualifizierten und (Langzeit-)Arbeitslosen? Verschlechtert sich das Wohlbefinden dieser Gruppen langfristig noch mehr, sodass Beschäftigungschancen zukünftig noch weiter sinken und verstärkt Sozialleistungen in Anspruch genommen werden müssen?
Untersuchungsmethoden
Die Datenbasis für das Forschungsprojekt bildet das Panel Arbeitsmarkt- und Soziale Sicherung (PASS) des IAB. Die Daten enthalten subjektive Messungen zu Wohlbefinden und zum sozialen Vertrauen. Da in den Daten besonders Haushalte im Grundsicherungsbezug überrepräsentiert sind, ermöglicht es auch insbesondere die Analyse vulnerabler Gruppen. Wir kombinieren diese Daten mit lokalen Inzidenzraten auf Kreisebene und werden so langfristig untersuchen, mittels Difference-in-Differences, sowie Fixed-Effects Ansätzen, ob Personen, die in Gebieten mit überdurchschnittlichen Inzidenzraten leben, mittel- und langfristig stärke Verschiebungen im Wohlbefinden und sozialen Vertrauen erleben, als Personen in Gebieten mit relativ niedrigen Inzidenzen.