Projektbeschreibung
Kontext
Das für die beruflich-betriebliche Bildung charakteristische Dualitätsprinzip findet sich bislang vorwiegend im Bereich der beruflichen Erstausbildung. In der höheren Berufsbildung gibt es bisher noch keine vergleichbar institutionalisierte Dualität. Stattdessen ist eine Verknüpfung zwischen beruflicher Praxis und berufsbezogenem Theorielernen eher eine individuelle Leistung des Einzelnen. Dies kann nicht nur eine Hürde für die individuelle Partizipation an höherer Berufsbildung darstellen, sondern auch den Weiterbildungserfolg erschweren. Entsprechend wird von verschiedenen Autor*innen eine Ausweitung des dualen Prinzips auf den Bereich der beruflichen Fortbildung empfohlen, um die Verknüpfung von Theorie und Praxis curricular zu systematisieren und die Effizienz sowie die Attraktivität der beruflichen Aufstiegsfortbildung zu erhöhen. Ebenso gibt auch die neueste BBiG-Novelle Anlass, über eine institutionelle und curriculare Weiterentwicklung der höheren Berufsbildung nachzudenken.
Fragestellung
• Inwieweit sollten vor dem Hintergrund der neuesten BBiG-Novelle und aktuellen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen die institutionellen und curricularen Strukturen der nach BBiG/HwO geregelten höheren Berufsbildung auf den unterschiedlichen Fortbildungsstufen weiterentwickelt werden? Und inwiefern sollte dabei eine stärkere institutionelle und curriculare Verankerung des dualen Prinzips zum Tragen kommen?
• Wie schätzen sowohl Personalverantwortliche und Bildungsexpert*innen als auch Fortbildungsteilnehmende die derzeitigen institutionellen und curricularen Strukturen der höheren Berufsbildung ein? Stärken? Schwächen?
• Wie schätzen die Befragten eine evtl. stärkere institutionelle und curriculare Verankerung des dualen Prinzips in der höheren Berufsbildung ein? Chancen? Risiken? Und wie könnte diese konkret aussehen? Inwieweit zeigen sich hierbei Unterschiede einerseits für die verschiedenen Fortbildungsstufen und andererseits für verschiedene Berufsbereiche?
Untersuchungsmethoden
In einem ersten Schritt werden etwa 36 leitfadengestützte offene Expert*inneninterviews mit Vertreter*innen von Unternehmen, zuständigen Stellen sowie von in die höhere Berufsbildung involvierten Bildungseinrichtungen geführt. Ferner soll über ca. 9 problemzentrierte Interviews auch die Perspektive von Teilnehmenden beruflicher Aufstiegsfortbildungen erfasst werden. Die systematische Auswertung der geführten Interviews erfolgt mit Blick auf die leitenden Fragestellungen mittels qualitativer Inhaltsanalyse.
In einem zweiten Schritt werden die aus den geführten Interviews gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen einer Gruppendiskussion mit Bildungsexpert*innen sowie berufsbildungspolitischen und gewerkschaftlichen Akteur*innen weiter verdichtet, gewichtet sowie validiert.
Insgesamt konzentriert sich die Untersuchung auf drei Berufsgruppen, um auf diese Weise sowohl berufsgruppenspezifische Unterschiede erfassen als auch berufsgruppenübergreifende Gestaltungsperspektiven erarbeiten zu können.