Projektbeschreibung
Kontext
Wachsender Online-Handel, digitale Supply-Chain-Management-Systeme und neue Produktionstechnologien verändern die Form und Steuerung globaler Wertschöpfungsketten des Einzelhandels. Dies hat Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den Unternehmen auf den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungsketten sowie deren räumliche Konfiguration. Da digitale Technologien somit zu einer neuen Form der Integration der Wertschöpfungsketten beitragen, muss gewerkschaftliche und betriebliche Interessenpolitik zunehmend die Restrukturierung in der gesamten Wertschöpfungskette (also die Stufen Produktion, Logistik und Einzelhandel) einbeziehen, um die Auswirkungen digitaler Technologien auf Arbeits- und Produktionsprozesse und die damit verbundenen Ungleichheitsverhältnisse auch in Deutschland zu verstehen. Dies wirft grundlegende Fragen für eine grenzüberschreitende Neuausrichtung betrieblicher und gewerkschaftlicher Interessenvertretung auf, um die digitale Transformation mitgestalten zu können.
Fragestellung
1. Welche Auswirkungen haben digitale Technologien auf die Form und Steuerung der Wertschöpfungsketten und wie verändern sich dadurch Macht- und Herrschaftsverhältnisse zwischen Unternehmen und Regionen sowie zwischen Kapital und Arbeit?
2. Welche Auswirkungen auf Arbeits- und Organisationsprozesse zeichnen sich auf den unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfung ab?
3. Welche neuen Handlungsanforderungen und -möglichkeiten ergeben sich daraus für Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen entlang der Wertschöpfungsketten des Einzelhandels und insbesondere in Deutschland?
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird an arbeitssoziologische und wirtschaftsgeographische Diskussionen über die Veränderung von Arbeit und Produktion durch digitale Restrukturierungen angeknüpft. Diese werden mit theoretischen Mehrebenen-Ansätzen zu globalen Wertschöpfungsketten sowie mit Ansätzen zur Analyse intersektionaler Ungleichheitsprozesse verbunden.
Untersuchungsmethoden
Einem Mehrebenen-Ansatz folgend werden Arbeits- und Produktionsprozesse auf allen Stufen der Wertschöpfungskette von Produktion, über Logistik bis hin zum Handel in den Blick genommen. Für die Untersuchung wurden drei Fallunternehmen ausgewählt: Inditex/Zara, H&M und IKEA, die als Trendsetter bei der Einführung (unterschiedlicher) digitaler Strategien gelten. Mit einem qualitativ vergleichenden Fallstudien-Design mit partizipativen Elementen werden Forschungsergebnisse in enger Zusammenarbeit mit Interessenvertretungen von Beschäftigten der Fallunternehmen und ihrer Zulieferer an unterschiedlichen Standorten in Europa und Südasien reflektiert und anwendungsorientiert weiterentwickelt. Methodisch kommen dabei Expert*innen-Interviews mit Arbeiter*innen, Gewerkschafts- und Unternehmensvertreter*innen, Beobachtungen in Einzelhandelsbetrieben, Logistikzentren und Fabriken, Dokumentenanalyse sowie Ansätze partizipativer Forschung zum Einsatz.