Forschungsprojekt: Die doppelte Transformation von Post und Bahn (1989-1995)

Der Umgang von DPG und GdED mit der Privatisierung zweier ostdeutscher Staatsbetriebe

Projektziel

Das Forschungsprojekt soll die "doppelte Transformation" von DDR-Post und -Bahn in den Jahren 1989–1995 untersuchen – also deren Eingliederung in ihre westdeutschen Pendants vor dem Hintergrund von deren Umwandlung in Aktiengesellschaften. Im Zentrum steht dabei die Perspektive der ostdeutschen Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen.

Projektbeschreibung

Kontext

In den Wendejahren um 1990 durchliefen die beiden DDR-Staatsbetriebe Deutsche Reichsbahn und Post einen Prozess der doppelten Transformation: Erst wandelten sie sich zu öffentlichen Unternehmen der Bundesrepublik Deutschland. Dann folgte Mitte der 1990er Jahre ihre Privatisierung. Damit unterschied sich ihre Entwicklung deutlich von der vieler anderer DDR-Betriebe. Ihre ökonomische Transformation fand nicht im Rahmen der Treuhandanstalt statt, sondern durch die Eingliederung in westdeutsche Staatsunternehmen, deren Privatisierung zu diesem Zeitpunkt bereits angestoßen worden war. Gleichwohl gingen auch diese Prozesse – genau wie in anderen Teilen der ehemaligen DDR-Wirtschaft – mit einem massiven Arbeitsplatzabbau einher. Zudem verschlechterten sich in beiden Unternehmen langfristig die Arbeitsbedingungen.

Fragestellung

Ziel des geplanten Forschungsprojekts ist es, diese Jahre der doppelten Transformation beider Unternehmen (1989–1995) aus Perspektive der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen zu untersuchen. Im Zentrum steht dabei ein Vergleich des Agierens der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) und der Deutsche Postgewerkschaft (DPG). Die Leitfrage lautet: Wie erlebten die Beschäftigten die doppelte Transformation von Post und Bahn und wie begleiteten die DGB-Gewerkschaften GdED und DPG diesen Prozess? Dies soll auf verschiedenen Ebenen untersucht werden: Erstens aus Sicht der lokalen Akteure, zweitens mit Blick auf die Kooperation zwischen west- und ostdeutschen Gewerkschaften und drittens soll der Einfluss der Gewerkschaften auf Entscheidungsdiskurse in staatlichen Institutionen betrachtet werden. Damit versteht sich die Untersuchung als Beitrag zur bislang wenig untersuchten Geschichte der Gewerkschaften im ostdeutschen Transformationsprozess.

Untersuchungsmethoden

Das Forschungsprojekt ist als vergleichende Studie zweier DGB-Gewerkschaften angelegt. Die Wahl fiel dabei nicht nur deshalb auf GdED und DPG, weil die Mitglieder ihrer Organisationsbereiche von ähnlichen Transformationsprozesse betroffen waren. Der Vergleich verspricht zudem Erkenntnisgewinne, da die beiden Gewerkschaften unterschiedliche Haltungen gegenüber den Liberalisierungen vertraten. Die DPG lehnte Privatisierungen grundsätzlich ab, die GdEd (bzw. Transnet) befürwortete hingegen eine Teilprivatisierung der Bahn. Angesichts der bislang kaum vorliegenden Studien ist zur Untersuchung des Themas eine umfangreiche Auswertung von Primärquellen notwendig. Ergänzend sollen Zeitzeugeninterviews hinzugezogen werden.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Marcel Bois
Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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