Forschungsprojekt: Gender, Künstliche Intelligenz und die Arbeit der Zukunft

Projektziel

Das Forschungsprojekt untersuchte die Implikationen von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen in Bezug auf die Arbeitswelt aus Genderperspektiven. Gegenstand waren die in wissenschaftlichen und öffentlichen Diskursen identifizierbaren Chancen und Problemlagen von Geschlechter- und anderen Ungleichheitsdimensionen dieser technologischen Entwicklungen, im Zeitraum von 2015 bis 2021.

Veröffentlichungen

Carstensen, Tanja und Kathrin Ganz, 2024. Künstliche Intelligenz und Gender – eine Frage diskursiver (Gegen-)Macht?, WSI Mitteilungen, 77(1), S. 26-33.

Carstensen, Tanja und Kathrin Ganz, 2023. Vom Algorithmus diskriminiert?. Zur Aushandlung von Gender in Diskursen über Künstliche Intelligenz und Arbeit, Working Paper Forschungsförderung 274, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 65 Seiten.

Carstensen, Tanja und Kathrin Ganz, 2023. Gendered AI: German news media discourse on the future of work, AI & Society, S. 1-13.

Ganz, Kathrin und Tanja Carstensen, 2023. Soziale Arbeitsteilung in der Digitalisierung. Überlegungen zu einer intersektionale Analyse des digitalen Kapitalismus, In: Villa, Paula-Irene (Hrsg.), Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bielefeld 2022. Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bielefeld 2022, Essen, S. 1-10.

Carstensen, Tanja, 2023. Digitalisierung der Arbeit – eine Zwischenbilanz aus Geschlechterperspektiven, WSI Mitteilungen, 76, S. 374-382.

Schildmann, Christina und Tanja Carstensen, 2022. Künstliche Intelligenz zwischen Diskurs und Wirklichkeit, In: Systemrelevant Podcast 105, 08.06.2022, [online] https://www.boeckler.de/de/podcasts-22421-kunstliche-intelligenz-zwischen-diskurs-und-wirklichkeit-41756.htmDüsseldorf.

Carstensen, Tanja und Kathrin Ganz, 2022. Frau Roboter streikt nicht, Schauspiel Köln, Spielzeit 2022/23, 01, S. 36-37.

Weitere Informationen

Dieses Projekt gehört zum Forschungsverbund „Digitale Transformation“.
https://www.boeckler.de/de/digitale-transformation-35531.htm

Annegret Hofmann, Interview im Gendermed.info mit Tanja Carstensen und Kathrin Ganz (21.05.2023)
https://gendermed.info/bdquoDie_geschlechtersensible_Medizin_ist.2528.0.2.html

Projektbeschreibung

Kontext

Es spricht einiges dafür, dass Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die nächste wichtige ‚Welle‘ von Technisierungs-, Automatisierungs- und Digitalisierungsprozessen der Arbeitswelt sein werden. Und auch wenn diese weder neue Technologien sind, noch in naher Zukunft alle hochgesteckten Erwartungen erfüllen werden, hat sich dennoch ihre politische und ökonomische Bedeutung in den letzten Jahren erhöht, was nicht zuletzt an einer Intensivierung der diskursiven Auseinandersetzungen mit dem Thema deutlich wird. Immer deutlicher wird auch, dass KI einige Problemlagen hinsichtlich Gender und ihren Verschränkungen mit anderen Ungleichheitskategorien aufweist. Dass Technologien nicht neutral sind, oftmals einen Bias oder Ungleichheit verstärkende Effekte haben können, ist einerseits bekannt, dass dies in KI und maschinellem Lernen immer schwieriger nachzuweisen und zu verstehen ist, stellt die Gestaltung von Technik und Arbeitswelt dennoch vor neue Herausforderungen.

Fragestellung

Das Projekt verfolgte die Frage, welche Themenfelder, Ergebnisse und Analysen im aktuellen, internationalen wissenschaftlichen Forschungsstand sowie in öffentlichen Diskursen hinsichtlich der Relevanz von KI und maschinellem Lernen aus Geschlechterperspektiven für die Arbeitswelt und die konkreten Arbeitsbedingungen identifiziert werden können. Hierbei wurde ein intersektionales Verständnis zugrunde gelegt, d.h., dass Geschlecht grundsätzlich als verwoben mit anderen Ungleichheitskategorien konzipiert wurde. Ziel des Projekts war eine systematische Aufarbeitung des bisherigen internationalen Erkenntnisstandes, ein vertieftes Verständnis der relevanten Akteur:innen, ihrer Interessen, Forderungen und Konfliktfelder sowie der Schwachstellen bisheriger wissenschaftlicher und öffentlicher Auseinandersetzungen mit dem Themenfeld. Auf Grundlage der Ergebnisse wurde auch diskutiert, welche Handlungsbedarfe daraus für betriebliche und politische Akteure entstehen.

Untersuchungsmethoden

Hierfür wurde zunächst der internationale Forschungsstand von 2015 bis 2021 systematisch erhoben und ausgewertet. Um den öffentlichen Diskurs zu analysieren, wurden zum einen Beiträge einschlägiger Medien (insb. Tages- und Wochenzeitungen) für den gleichen Zeitraum hinzugezogen. Zum anderen wurden Veröffentlichungen, Statements und Positionen von relevanten Akteur:innen erhoben, insbesondere von Gewerkschaften, Arbeitsgeberverbänden, Parteien, Ministerien, NGOs sowie frauen-, gender- und diversitypolitischen Akteur:innen. Ergänzend wurden Expert:innen-Interviews geführt. Die Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet, um die identifizierbaren Themen zu strukturieren.

Darstellung der Ergebnisse

Die Analyse des Forschungsstands zeigt, dass bisher vor allem vier Themen untersucht werden: der Einfluss von KI auf den Arbeitsmarkt, Auswirkungen der Interaktion mit KI am Arbeitsplatz; das Management von Arbeit mit KI und die Gefahren der Diskriminierung; sowie das Feld der Arbeit in der KI-Entwicklung selbst. Im medialen Diskurs zeigt sich eine Fokussierung auf die Themen Bias und Diskriminierung sowie Automatisierungsgefahren. Zudem lassen sich neue Männlichkeits- und Weiblichkeitsfiguren identifizieren. Im politischen Diskurs wird deutlich, wie insbesondere staatliche Akteur*innen im KI-Diskurs um Deutungsmacht ringen: Die nationale KI-Strategie lässt sich als Strategie interpretieren, die Gesellschaft für KI zu mobilisieren. KI wird als Schlüsseltechnologie gerahmt; sie gilt als dynamisch, unausweichlich, komplex und kontrovers und vor allem als politisches Problem. Geschlecht und Diversität spielen hierin eine kleine, aber entscheidende Rolle; quasi als Gradmesser für eine ‚gute‘, ‚faire‘ KI. Insgesamt sind die Diskurse geprägt von Vorstellungen der Gestaltbarkeit von KI und damit ein Möglichkeitsfenster für politische, gewerkschaftliche und betriebliche Neuverhandlungen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Tanja Carstensen
TU Chemnitz Institut für Soziologie

Bearbeitung

Dr. Kathrin Ganz
Universität Hamburg Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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