Projektbeschreibung
Kontext
Die isolierten Auswirkungen von Globalisierung, Digitalisierung und Umwelt- und Klimaschutz auf die Automobilbranche wurden bereits in anderen Studien eingehend untersucht. Vergleichsweise lückenhaft ist der Forschungsstand, wenn es darum geht, die Auswirkungen der kombinierten Effekte dieser Veränderungen auf die Branchenstruktur, die Wertschöpfungsketten und die Wettbewerbsfähigkeit abzuschätzen. Die Notwendigkeit von mehr Klimaschutz treibt die Abkehr vom Verbrennungsmotor voran, wodurch die eingespielten Wertschöpfungsnetzwerke aus OEMs und Zulieferbetrieben vor große Herausforderungen gestellt werden. Die fortschreitende Digitalisierung wird das autonome Fahren möglich machen, das sich gravierend auf den Umfang des privaten Autobesitzes und die Entstehung neuer Geschäftsmodelle auswirken könnte. Im Zuge der Globalisierung nimmt die Bedeutung Chinas nicht nur als Absatzmarkt und Produktionsstandort, sondern auch als Technologietreiber seit einigen Jahren enorm zu.
Fragestellung
Wenn es darum geht, die Auswirkungen der kombinierten Effekte der oben genannten Treiber auf die deutsche Automobilindustrie abzuschätzen, sind weitere Forschungsanstrengungen notwendig. Neben der Analyse von Transformationsprozessen in der Automobilbranche müssen die strategischen Gestaltungsspielräume für Unternehmen, Gewerkschaften und die Bundesregierung beleuchtet werden. Welche Strategien könnten angesichts der skizzierten Veränderungen auf Unternehmensebene sinnvoll sein? Vor allem aber sollen die zentralen Konsequenzen für die Arbeitnehmer ins Auge gefasst werden: Welche Anpassungserfordernisse treten auf, welche Spielräume bestehen, den Wandel zu gestalten, und welche Voraussetzungen müssten in Bezug auf die Sicherung einer großen Zahl „guter“ Arbeitsplätze, geschaffen werden, um diese Strategien erfolgreich umzusetzen?
Untersuchungsmethoden
Die Komplexität des Themas erfordert einen Ansatz, der Kompetenzen aus den Gebieten Volks- und Betriebswirtschaftslehre, den Sozialwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften kombiniert. Da der Stand der Forschung zu Globalisierung, Digitalisierung sowie Umwelt- und Klimaschutz in der Automobilindustrie sehr umfangreich ist, spielt die Auswertung von Sekundärquellen durch Literaturanalysen eine wichtige Rolle. Weiterhin sind im Rahmen des Projekts zahlreiche Fallstudien geplant, die die Entwicklung in Nischenunternehmen und bei etablierten Playern nachzeichnen und die für das Verständnis der Transformationsprozesse auf Branchenebene grundlegend sind. Um Strategien der Unternehmen im Bereich Globalisierung und Digitalisierung zu erfassen, wird die Erhebung "Modernisierung der Produktion 2018" ausgewertet. Weiterhin kommen Methoden des Technology Foresight zum Einsatz.
Darstellung der Ergebnisse
Zum Auftakt des Projektes wurden theoretische Grundlagen der Analyse von Transformationsprozessen auf Branchenebene gelegt. Zusätzlich zur Multi-Level-Perspective (MLP) wurden Entrepreneurshipforschung, Global Value Chains (GVC) und Theorien des sektoralen und organisationalen Wandels als weitere Ansätze identifiziert. Die „Nische“ der Automobilindustrie wurde in zwei Fallstudien zu Tesla und zu den neuen Akteuren Waymo, BYD und Sono Motors beleuchtet. Während Tesla sowohl technologisch als auch betriebswirtschaftlich als „Gamechanger“ beschrieben werden kann, sind unterschiedliche Pfade für die anderen Unternehmen denkbar, darunter begrenzte Rollen als Hard- oder Software-Lieferanten. Im weiteren Projektverlauf wurden Entwicklungen im Umfeld und im „Regime“ der Automobilindustrie untersucht. Während deutsche Hersteller insbesondere die Elektrifizierung der Pkw-Flotte mittlerweile gut zu meistern scheinen, sind Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und der globalen Wertschöpfungsnetzwerke weiterhin schwer abzusehen. Umso wichtiger erscheint eine aktive Rolle der Gewerkschaften in diesem Transformationsprozess, um den Standort Deutschland zukunftssicher zu gestalten.