Projektbeschreibung
Kontext
Um mehr und erfolgreichere Unternehmensgründungen in Deutschland zu realisieren, wird in der wirtschaftspolitischen Debatte eine bessere Förderung von Wagniskapital gefordert. Dabei wird das deutsche Innovations- und Mitbestimmungssystem häufig als Behinderung für Gründer:innen dargestellt. Es wird wenig beachtet, dass sich in Deutschland in den letzten Jahren ein neuer Typ der Gründerunterstützung etabliert hat, die sogenannten Company Builder. Sie haben bereits eine Reihe innovativer und beschäftigungsstarker Unternehmen aufgebaut. Dabei nutzen sie die Stärken des deutschen Innovationssystems, indem sie ihre Produkte und Technologien schrittweise entwickeln und Gründer:innen Arbeitsplatzsicherheit bieten. Diese neue Organisationslösung erhöht auch die Durchsetzungschancen für „Gute Arbeit“ und Mitbestimmung in den gegründeten Unternehmen. Daher erscheint es sinnvoll diese Organisationslösung in der Wagniskapital- und Innovationspolitik prioritär zu fördern.
Fragestellung
Das Projekt hat untersucht, ob Company Builder als neuer Typ der Gründerunterstützung zum deutschen Innovations- und Wirtschaftssystem passen und wie dies für eine Umorientierung der Wagniskapitalpolitik und Gründungsförderung genutzt werden kann. Folgenden Fragen wurde nachgegangen:
a) Wie lässt sich der Typ des Company Builders von anderen Formen der Wagniskapital- und Inkubationsfinanzierung abgrenzen und seine quantitative Bedeutung für Unternehmensgründungen darstellen?
b) Wie erklärt sich der bisherige Erfolg der Company Builder in Deutschland beim Aufbau von beschäftigungsintensiven Unternehmen?
c) Wie kann das Modell der Company Builder für eine nachhaltige und passfähige Innovations- und Wagniskapitalpolitik genutzt werden?
Untersuchungsmethoden
Im quantitativen Teil wurde ein Sample von 2.140 Startups in Deutschland, die in den Jahren 2011 bis 2019 eine Wagniskapitalfinanzierung erhalten haben, erstellt. Für diese Startups wurde die Branche, die beteiligten Wagniskapitalgeber und die Beschäftigtenentwicklung bis zum Jahr 2021 erhoben. Mit weiteren in Deutschland niedergelassen Wagniskapitalgebern wurde ein zweites Sample erarbeitet, dass 1.484 VC-Investoren umfasst. Beide Datensätze wurden mit Methoden der deskriptiven Statistik ausgewertet. Im qualitativen Teil wurden die Unternehmensstrukturen und –strategien der in Deutschland tätigen Company Builder über eine Dokumentenanalyse erschlossen und es wurden 22 Experteninterviews mit Vertreter:innen von Company Buildern geführt.
Darstellung der Ergebnisse
Das Projekt hat die quantitative Bedeutung der Company Builder in Deutschland belegt. Im untersuchten Zeitraum vereinigten die von ihnen finanzierten Startups 29 % der Beschäftigten auf sich. Besonders erfolgreich waren ihre Gründungen im Bereich digitaler Plattformen. Zudem konnte die hervorgehobene Rolle der Company-Builder im Gründer-Ökosystem Berlin aufgezeigt werden.
Im qualitativen Teil wurde gezeigt, wie Company Builder an dem methoden-basierten, inkrementellen und Sicherheits-aversen deutschen Innovationssystem ansetzen. Neben der ursprünglichen Form an Company Buildern, bei der Startups intern und mit eigenen Ressourcen gegründet werden, wird das Geschäftsmodell auch als Dienstleistung angeboten („Venture Builder“). Damit werden viele mittelständische Unternehmen in industriellen Kernsektoren bei der Digitalisierung und der Nutzung von Marktchancen unterstützt.
Wirtschaftspolitisch wird eine direkte und indirekte Förderungen von Kooperationen zwischen Mittelständlern und Company Builder, die Einrichtung öffentlich-rechtlicher Company Builder und die aktive Begleitung von „Guter Arbeit“ in den Startups der Company Buildern empfohlen.