Projektbeschreibung
Kontext
Studien und Szenarien zur Zukunft der Mobilität gehen einhellig davon aus, dass sich in den nächsten beiden Dekaden die Mobilität deutlich wandeln wird. Treiber liegen in der Politik, der Technologie und dem Wandel des Verhaltens begründet. Die Politik hat ambitionierte Ziele für den Klimaschutz in Deutschland und Europa gesetzt. Diese können nur erreicht werden, wenn der Verkehrssektor sich verändert, weniger Energie verbraucht und sich von der Nutzung fossiler Energieträger verabschiedet. Deswegen findet das Ziel einer geänderten Modalwahl hin zu umweltfreundlichen Verkehrsträgern, wie der Bahn und dem ÖPNV, politische Unterstützung, aber auch das Ziel die Marktdiffusion der Elektromobilität im Straßenverkehr zu forcieren. Technologischer Wandel vollzieht sich z.B. beim Rückgang der Bedeutung des Verbrennungsmotors und der zunehmenden Elektrifizierung des Straßenverkehrs sowie bei der Diffusion von Fahrerassistenzsystemen bis hin zum vollständigen autonomen Fahren von PKW und LKW.
Fragestellung
Ausgangsbasis des Vorhabens ist ein im Dialog definiertes Leitbild nachhaltiger Mobilität. Darauf basierend werden zwei mögliche Szenarien nachhaltiger Mobilität bis zum Zeithorizont 2035 definiert:
1. Eine dominante Bahn-ÖPNV-Rad-Mobilität mit flexibler, barrierefreier Kombination der Verkehrsmittel (Szenario Multi-Modalität-2035).
2. Eine elektrifizierte Straßenmobilität bei gleichzeitig deutlich gestärktem Umweltverbund (Szenario E-Straße-2035).
Mit der Analyse der Szenarien sollen fünf forschungsleitende Fragen beantwortet werden:
• Sind verschiedene Szenarien nachhaltiger Mobilität denkbar?
• Wie verschiebt sich die Beschäftigung in einem bahn-dominierten und multi-modalen Szenario?
• Wie sieht die zukünftige Beschäftigung in einem E-Mobilitäts Szenario aus?
• Entsteht durch nachhaltige Mobilität eine andere regionale oder sektorale Verteilung der Beschäftigung als heute?
• Welchen Einfluss hat nachhaltige Mobilität auf die Gesamtbeschäftigung?
Untersuchungsmethoden
Ausgangspunkt der Analyse der Beschäftigungswirkungen bildete eine quantitative Beschreibung des Status-quo im Jahr 2015. Für diesen Zeitpunkt wurden Verkehrs- und ökonomische Daten inklusive Beschäftigung für alle Verkehrsträger in Deutschland aufbereitet. Das entstehende Mengengerüst diente als Ausgangspunkt für die Entwicklung der beiden Szenarien bis zum Zeithorizont 2035.
Die Quantifizierung der Beschäftigung aus unterschiedlicher Perspektive erforderte die Anwendung eines Multi-Methoden-Mixes, da z.B. eine regional stark differenzierte Analyse nicht gleichzeitig sektoral tief gegliedert sein kann, und umgekehrt. Deswegen wurde auf drei miteinander verzahnte Methoden zurückgegriffen:
1. Daten- und typologiebasiertes Rechenmodell aller deutschen Kreise.
2. Meso-ökonomische (sektorale) Ebene mit statischer Input-Output-Analyse.
3. Makro-ökonomische Ebene mit dynamischer Kopplung von Verkehr und Volkswirtschaft sowie Maßnahmenanalyse mit dem ASTRA-Modell.
Darstellung der Ergebnisse
Die Umsetzung nachhaltiger Mobilität kann zu Beschäftigung auf einem ähnlichen Niveau wie heute führen. Die Analyse zeigt, dass die Transformation der Mobilität mit einem Strukturwandel auf drei Ebenen einhergehen wird:
Auf regionaler Ebene werden Kreise deutlich an Beschäftigung zulegen, andere verlieren. Für Menschen in negativ betroffenen Kreisen kann dies zu Arbeitsplatz- und Wohnortwechsel führen.
Auf sektoraler Ebene werden sich Wirtschaftssektoren erfolgreich entwickeln und an Beschäftigung gewinnen, andere schrumpfen. Unternehmen schrumpfender Sektoren sind herausgefordert, ihr Produktportfolio und ihre Dienstleistungen zu überdenken, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, in diese zu investieren und umzusetzen. Gelingt dies nicht, besteht ein großes Risiko den Markt verlassen zu müssen.
Auf Ebene der Tätigkeiten und Qualifikationen werden Berufsprofile neu entstehen, oft gekoppelt mit IT-Kompetenzen oder mit Planung und Bau technologie-orientierter Infrastrukturen. Andere Berufsprofile werden weniger oder gar nicht nachgefragt oder grundlegend umgebaut. Dies bedeutet für Beschäftigte den Bedarf einer rechtzeitigen Um- und Neu-Qualifizierung.