Projektbeschreibung
Kontext
Insbesondere im englischsprachigen Raum werden im Bereich der Arbeitsrehabilitation und der aktiven Arbeitsförderung zwei grundsätzliche methodische Ansätze unterschieden: das in Deutschland gängige Rehabilitationsparadigma "erst qualifizieren, dann platzieren" und das insbesondere in den USA weit verbreitete Konzept der "Unterstützten Beschäftigung" (Supported Employment; erst platzieren, dann trainieren). In Deutschland wurde Unterstützte Beschäftigung als Angebot für behinderte Menschen § 38 a im Jahr 2008 SGB IX in das SGB aufgenommen (nunmehr § 55 SGB IX). Die Teilnehmerzahlen sind aber gering. Im Projekt wurden Erfolgsfaktoren für die Umsetzung Unterstützter Beschäftigung in Deutschland herausgearbeitet.
Fragestellung
Das Forschungsvorhaben konzentrierte sich insbesondere auf inner- und außerbetriebliche Allianzen, um Unterstützte Beschäftigung als Instrument für gesundheitlich Beeinträchtigte in Betrieben erfolgreich zu implementieren. Folgende Fragestellungen werden beantwortet:
• Warum war und ist es in Deutschland so schwierig, Unterstützte Beschäftigung im Rahmen der Arbeitsrehabilitation und Arbeitsmarktpolitik zu implementieren?
• Welche innerbetrieblichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um Unterstützte Beschäftigung erfolgreich in die betriebliche Praxis zu integrieren?
• Wie ist der bisherige Umsetzungsstand zu bewerten?
Untersuchungsmethoden
Drei methodische Bausteine standen im Zentrum des Forschungsdesigns: Eine Literaturanalyse arbeitete den Forschungsstand sowohl national als auch international auf. Explorativ angelegte Experteninterviews mit Stakeholdern lieferten wichtige Erkenntnisse zur Beantwortung der Forschungsfragen aus unterschiedlichen Sichtweisen. Durch drei Fallstudien in Betrieben, die "Unterstützte Beschäftigung" nutzen oder bereits genutzt haben, wurden in der konkreten betrieblichen Praxis Faktoren identifiziert, die für eine erfolgreiche Umsetzung förderlich sind.
Darstellung der Ergebnisse
Unterstützte Beschäftigung als Instrument für behinderte Menschen, deren Leistungsfähigkeit an der Grenze zur Werkstattbedürftigkeit liegt, wird von allen wesentlichen Akteursgruppen und Institutionen positiv bewertet. Dennoch verharren die Teilnehmerzahlen auf niedrigem Niveau. Insbesondere im Bereich der Wiedereingliederung könnte das Instrument deutlich stärker eingesetzt werden. Auf Ebene der Bundesländer zeigten sich vielfältige Unterschiede in der Nutzung. Die Ergebnisse der Experteninterviews deuten auf regionale Implementationsdefizite hin. Die Fallstudien vermittelten das Bild, dass die Weiterentwicklung der Persönlichkeit der behinderten Menschen bislang im Fokus steht, die Vermittlung von berufsübergreifenden Lerninhalten und Qualifikationen bislang weniger ausgeprägt ist. Insgesamt brachte die explorativ angelegte Untersuchung erheblichen Forschungsbedarf zu Tage.