Forschungsprojekt: Mitbestimmung und Digitalisierung im Forstbereich

Projektziel

Das Schlagwort „Forstwirtschaft 4.0“ zeigt an, dass die Digitalisierung auch dort angekommen ist. Datenbrillen/Visiere steuern manuelle Arbeit und ermöglichen ein digital erfasstes Arbeitsumfeld in der Urproduktion. Dadurch werden nicht nur Arbeitsprozesse und Nutzungsverhalten der forstwirtschaftlichen Geräte transparenter. Arbeitsanforderungen und Qualifikationsprofile ändern sich nachhaltig.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Forstwirtschaft sorgt für eine beständige und ausreichende Verfügbarkeit von regenerativen Rohstoffen und leistet eine Vielzahl an ökologischen und sozialen Funktionen. Die Nutzung digital vernetzter Technologien für effiziente Geschäftsprozesse, die internetbasierte Interaktion mit Kunden und das Angebot von webbasierten Diensten und Produkten ist mittlerweile in nahezu allen privaten und öffentlichen Dienstleistungsbereichen zu beobachten. In den kommenden Jahren steht die Forstwirtschaft vor großen Herausforderungen: Einerseits muss sie die Auswirkungen des Klimawandels meistern, andererseits ändern sich die Arbeitsbedingungen, auch getrieben von internationalen Geräteproduzenten, die durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien neue Märkte erschließen möchten.

Dazu kommen technische Entwicklungen für den Bereich erweiterte Realität die eine Vielzahl von bisherigen Planungs-, Mess- und Kontrolltätigkeiten bei Forstarbeiten überflüssig machen.

Fragestellung

Wie verändert der Einsatz von digital verknüpften Handgeräten und die Anwendung von Datenbrillen /Visiere die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten an nicht industriellen Arbeitsplätzen?

Wie ist die Akzeptanz digitaler Arbeitsmittel?

Gibt es eine wirkungsvolle digitale betriebliche Selbstbestimmung?

Welche betrieblichen Hierarchieebenen werden erfasst?

Wie verändert eine digitale Steuerung der Arbeitsabläufe das berufliche Qualifikationsprofil?

Wie verändern sich die Rollen der bisherigen Teilnehmer an der Wertschöpfungskette Forst/Holz? Kommen branchenfremde Akteure hinzu?

Welchen Einfluss haben die I+K-Technologien auf die Arbeit der Sozialpartner?

Wie wirkungsvoll ist die betriebliche Mitbestimmung in digitalen Zusammenhängen?

Untersuchungsmethoden

Die Studie basiert auf Sekundäranalysen von Fachliteratur und Studien zu Digitalisierungsprozessen in der Forstwirtschaft. Hinzu kamen empirische Erhebungen in Form von Experteninterviews und Expertenworkshops mit Unternehmensvertreter/innen, Vertretern der betrieblichen Mitbestimmung zu Themen der Anwendung digitaler Technologien in der Forstwirtschaft und den damit einhergehenden quantitativen und qualitativen Auswirkungen auf die Erwerbsarbeit.

Darstellung der Ergebnisse

- Der Einsatz digitaler Technologien wird weitreichende Folgen für Arbeit und Beschäftigung haben. So ist zwar vorgesehen nur Daten über den Gerätezustand zu sammeln und zu vermarkten, es fallen jedoch durch die GPS Daten, die Betriebszeitenerfassung, die Erfassung der Nutzungsintensität des Arbeitsgeräts, riesige Informationsmengen an, aus denen sich eine Vielzahl von Leistungs- und Verhaltensprofile der Anwender herauslesen lassen.

Allein die Menge der ablaufbezogenen Daten lassen Rückschlüsse auf ‚Standardleistungen‘ zu. Das wird enormen Druck auf Vorgabezeiten etc. ausüben.

- Hinzu kommen zu erwartende Dequalifizierungen und ggf. eine Aufspaltung bisheriger Tätigkeitsprofile. Eine Einschränkung der digitalen Auswirkungen auf Beschäftigtengruppen konnte nicht erkannt werden.

- Der Schutzes der digitalen Selbstbestimmung wird durch gesetzliche Vorgaben eher verringert.

- Die Akteure der betrieblichen Mitbestimmung weisen bislang große Kompetenzlücken auf.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Jürgen Kumm
Verein zur Förderung der Land- und Forstarbeiter e.V.

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung