Projektbeschreibung
Kontext
Demographischer und sozialer Wandel führen in Deutschland zu einem ansteigenden Bedarf an professioneller pflegerischer Versorgung. Mit der Einführung der Pflegeversicherung wurden soziale Rechte in der Pflege etabliert, eine marktorientierte Restrukturierung der Pflegeinfrastruktur vorgenommen, sowie neue Qualifizierungsansätze entwickelt. Die Politiken resultieren in einer Expansion und zugleich einer Ausdifferenzierung der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen. Der Pflegesektor stellt für Frauen und zunehmend auch für Frauen mit einem Migrationshintergrund ein zentraler Bereich der Arbeitsmarktintegration dar. Die Weiterentwicklung der Arbeits- und Beschäftigungssituation und die nicht-diskriminierende Integration von Pflegekräften mit einem Migrationshintergrund auf der Basis der Forschungsergebnisse tragen wesentlich zur Gleichstellung von Männern und Frauen und Beschäftigten mit und ohne Migrationshintergrund sowie zu einer nachhaltigen professionellen Versorgung Älterer bei.
Fragestellung
Die Einführung und Reformen von Pflegepolitiken und marktorientierten Versorgungsstrukturen, veränderte Qualifikationszuschnitte und Arbeitsorganisationen charakterisieren die Entwicklung der Altenpflege in westlichen Ländern. In dem generellen Trend werden grundlegende Unterschiede in der Entwicklung in Deutschland, Japan und Schweden erkennbar. Vor dem Hintergrund geht das Projekt der Frage nach, welchen Einfluss der Länderkontext in Deutschland, Japan und Schweden auf die Arbeits- und Beschäftigungssituation der Pflegekräfte ausübt. Dabei werden zwei grundlegende Fragen beantwortet:
- Wie sieht die Arbeitssituation in den Vergleichsländern für Pflegekräfte allgemein und differenziert nach Qualifikation, Geschlecht und Migrationshintergrund aus?
- Wie werden die verschiedenen Facetten der Arbeits- und Beschäftigungssituation von dem Länderkontext beeinflusst?
Untersuchungsmethoden
Im Fokus des Projekts steht die Auswertung eines repräsentativen Datensatzes basierend auf dem gleichen Fragebogen zur Situation von Pflegekräften in der ambulanten und stationären Pflege in den drei Ländern. Der Fragebogen enthält Angaben zur Organisation der Pflege, der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen und deren Einschätzung durch die Pflegekräfte selbst, zur beruflichen Entwicklung und zur Vereinbarung von Beruf und Familie. Die zumeist geschlossenen Fragen werden mit uni-, bi- und multivariaten statistischen Verfahren im Ländervergleich ausgewertet. Für die wenigen offenen Fragen sollen qualitative, inhaltsanalytische Verfahren verwendet werden. Die statistische Auswertung der vorliegenden repräsentativen Daten werden durch eine systematische Analyse des Länderkontexts auf der Basis von vorliegender Literatur und Statistiken ergänzt. Die Einbettung in den Länderkontext ermöglicht die Herstellung des Zusammenhangs zwischen nationalen Politiken und Entwicklungen im Feld.
Darstellung der Ergebnisse
Die Ergebnisse bestätigen für die drei Länder den angenommenen Zusammenhang zwischen markt-orientierten, restriktiven Pflegepolitiken und der Verschlechterung der Beschäftigungs- und Arbeitssituation – beispielsweise hinsichtlich des in Deutschland besonders stark ausgeprägten Zeitdrucks. Vor dem Hintergrund führen die unterschiedlichen Ansätze der Professionalisierung im Zusammenspiel von Qualifizierungsansätzen, der Definition des Spektrums der Arbeitsaufgaben und der Wahrnehmung ihrer Komplexität zu ausgeprägten länderspezifischen Qualifikationsstrukturen im ambulanten und stationären Sektor. Auf der Basis des Migrationshintergrunds in Deutschland und des Geschlechts in Japan entstehen neue Segmentationslinien. In Deutschland wird dies in Formen der Benachteiligung von Pflegekräften mit Migrationshintergrund im pflegerischen Alltag in der stationären Versorgung erkennbar. In Japan findet sich eine deutliche Ausdifferenzierung zwischen dem weiblich dominierten, wenig professionalisierten und prekären ambulanten Sektor und dem gemischt-geschlechtlichen stärker professionalisierten stationären Sektor.