Forschungsprojekt: Lernbiographien von Studierenden des dritten Bildungsweges

Die Bedeutung von Lernerfahrungen in unterschiedlichen Lernumgebungen für die Studienentscheidung und die Bewältigung des Übergangs vom Beruf in die Hochschule

Projektziel

Der dritte Bildungsweg, d. h. der Hochschulzugang über eine berufliche Ausbildung und Tätigkeit ohne zusätzlichen Schulbesuch, wird von einer kleinen, jedoch steigenden Zahl von Menschen beschritten. Die Studie konnte die Bedeutung des biografischen Werdegangs und vor allem auch der beruflichen Lernerfahrungen für diese Studierendengruppe, ihre Studienmotivation und ihren Studienerfolg aufzeigen.

Veröffentlichungen

Heibült, Jessica, 2016. Lernerfahrungen auf dem dritten Bildungsweg. Eine Charakterisierung beruflich qualifizierter Studierender, Study 312, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 164 Seiten.

Heibült, Jessica, 2016. Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Privatleben aus der Perspektive von Studierenden verschiedener Berufsgruppen, .

, 2015. Das ist kein Hexenwerk: Ohne Abi in den Hörsaal, [online] http://www.n24.de/n24/Wissen/Job-Karriere/d/5864926/ohne-abi-in-den-hoersaal.html, zuletzt abgerufen am 22.12.2015, 1 Seiten.

Kruthaup, Kristin, 2015. Das ist kein Hexenwerk - Ohne Abi in den Hörsaal, , , [online] www.rnz.de/ratgeber/berufsleben_artikel,-Das-ist-kein-Hexenwerk-Ohne-Abi-in-den-Hoersaal-_arid,68428.html, zuletzt abgerufen am 18.03.2015.

Anslinger, Eva und Jessica Heibült, 2015. Reflexive Beruflichkeit und berufliche Neuorientierung im Kontext des lebenslangen Lernens am Beispiel Studierender auf dem dritten Bildungsweg, In: Elsholz, Uwe (Hrsg.), Beruflich Qualifizierte im Studium. Analysen und Konzepte zum Dritten Bildungsweg, Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag, S. 119-134.

Anslinger, Eva, Jessica Heibült und Moritz Müller, 2015. Berufsorientierung, Lebenslanges Lernen und dritter Bildungsweg - Zur Entwicklung beruflicher Orientierung im Lebenslauf anhand zweier Fallstudien, bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik - online, 27, S. 1-17.

Heibült, Jessica und Moritz Müller, 2014. Der dritte Bildungsweg an die Universität - Übergangserfahrungen von beruflich qualifizierten Studierenden, Zeitschrift für Beratung und Studium (ZBS), 9(02/2014), S. 40-44.

Böckler Impuls, 2014. Studium: Hohe Hürden ohne Abi, Böckler Impuls, 17/2014, S. 1.

Westdeute Zeitung, 2014. Schwerer Weg zum Studium, Westdeute Zeitung, 13.10.2014.

Heibült, Jessica und Eva Anslinger, 2012. Den dritten Bildungsweg neu denken - zur Bedeutung individueller Lernbiographien für die Studienentscheidung und die erfolgreiche Bewältigung des Übergangs Beruf- Hochschule, bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik - online, 23, S. 1-19.

Projektbeschreibung

Kontext

Im Zuge des demographischen Wandels, des internationalen Wettbewerbs im sich globalisierenden Bildungsmarkt und des prognostizierten Fachkräftemangels ist es ein bildungspolitisches Ziel, den Anteil an Hochschulabsolventen zu erhöhen, indem die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung gefördert wird. In den letzten Jahren wurden vor allem auf politischer Ebene Maßnahmen getroffen, um beruflich Qualifizierte ohne Abitur stärker an den Angeboten der Hochschulen partizipieren zu lassen. Zudem wird der dritte Bildungsweg wissenschaftlich bereits seit Jahrzehnten untersucht. Insgesamt existieren jedoch kaum empirische Erkenntnisse über die Gruppe derer, die den dritten Bildungsweg tatsächlich geht. Vor allem qualitative Studien, die den Lebenslauf und die Lernbiographie der Gruppe in den Blick nehmen, stellen ein Forschungsdesiderat dar.

Fragestellung

Im Forschungsverlauf wurden subjektive Lernerfahrungen in unterschiedlichen Lernumgebungen identifiziert, die den Prozess bis zur Studienentscheidung strukturieren. Ferner wurden die Übergangspassage sowie die ersten Studienerfahrungen, vor dem Hintergrund der individuellen Lernbiographie, analysiert. Forschungsleitend waren dabei folgende Fragestellungen: Welche Lernerfahrungen sind aus biographischer Perspektive für die Studienentscheidung und die Bewältigung des Übergangs Beruf-Hochschule von Bedeutung? Wie werden die Lernerfahrungen (z.B. aus Schule, Ausbildung, Beruf und Weiterbildung) in der Übergangsphase und während des Studiums genutzt? Welche Rolle spielen lernbiographische Erfahrungen außerhalb von Bildungseinrichtungen (zum Beispiel in der Freizeit) sowie das soziale Umfeld bei der Studienentscheidung? Auf welche Hindernisse stoßen beruflich Qualifizierte während der Übergangsphase und im Studium und wie werden diese überwunden?

Untersuchungsmethoden

Das methodische Forschungskonzept des Projektes basiert auf einem theoriegenerierenden Modell der Grounded Theory nach Glaser und Strauss. Mit Hilfe des problemzentrierten Interviews wurden Studierende auf dem dritten Bildungsweg, deutschlandweit an Universitäten, retrospektiv befragt. Für die Untersuchung wurden insgesamt 38 Interviews durchgeführt, die aufgrund der offenen Forschungsfragen hohe narrative Anteile aufweisen. Um das Untersuchungsfeld möglichst breit zu erfassen, wurden im Sinne des Theoretical Samplings im Untersuchungsverlauf gezielt Gegenbeispiele zu bereits erhobenen Einzelfällen gesucht. Es stand folglich nicht die repräsentative Erhebung der Untersuchungsgruppe im Forschungsfokus, sondern die Exemplarität von Einzelfällen. Zur Ermittlung von soziographischen Daten wurde zusätzlich ein Fragebogen eingesetzt.

Darstellung der Ergebnisse

Die Biographien von beruflich qualifizierten Studierenden weisen unterschiedliche Lernerfahrungen in verschiedenen Lernumgebungen auf. Hinsichtlich der Studienentscheidung lassen sich dementsprechend vier Muster der Studienentscheidung beschreiben. Insgesamt nutzen beruflich Qualifizierte den dritten Bildungsweg: 1) als nächsten Karriereschritt, 2) als Ausweg, 3) als Mittel zur Selbstverwirklichung oder 4) als sozialen Aufstieg. Gleichzeitig lassen sich Gemeinsamkeiten für die Gruppe der beruflich qualifizierten Studierenden entlang der einzelnen Lebensstationen feststellen. Als typische Merkmale gelten zum Beispiel ein (neuer) praxisnaher Zugang zum Lernen in der Zeit der Berufsausbildung, eine hohe Affinität zu beruflicher Weiterbildung in der Zeit der Berufstätigkeit, Unsicherheit im Übergang - zurückzuführen auf mangelnde Informationen über den dritten Bildungsweg im Allgemeinen, individuelle Zulassungsvoraussetzungen und Anforderungen des Studiums - sowie Ehrgeiz und Zielstrebigkeit im Studium. Besonders die eigene Berufserfahrung wird als hilfreich erachtet, um Unsicherheiten abzubauen, Theorie und Praxis besser zu verknüpfen und insgesamt erfolgreich zu studieren.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Eva Anslinger
Zentrum für Arbeit und Politik (ZAP) Universität Bremen

Prof. Dr. Andreas Klee
Zentrum für die Didaktiken d. Sozialwissenschaften der Universität Bremen

Bearbeitung

Moritz Müller
Zentrum für Arbeit und Politik (ZAP) Universität Bremen

Jessica Heibült
Arbeitnehmerkammer Bremen
Bildungspolitik

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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