Forschungsprojekt: Strukturwandel in Organisationen durch Crowdsourcing

Strukturwandel durch Crowdsourcing: Eine Analyse des State of the Art zu Ausprägungs-, Arbeits-, Koordinations- und Wertschöpfungsformen

Projektziel

Die Literaturstudie trägt den aktuelle Stand der Forschung zu Ausprägungs-, Arbeits-, Koordinations- und Wertschöpfungsformen rund um Crowdsourcing aus wissenschaftlichen Publikationen zusammen, analysiert diese vor dem Hintergrund möglicher Implikationen für Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber und zeigt notwendige zukünftige Handlungs- und Forschungsfelder auf.

Projektbeschreibung

Kontext

Crowdsourcing ist in den letzten Jahren für viele Unternehmen eine ernstzunehmende Alternative zur Aufgabenbearbeitung geworden. Es beschreibt die Auslagerung von bestimmten Aufgaben durch ein Unternehmen oder im Allgemeinen eine Institution an eine undefinierte Masse an Menschen ("Crowd") mittels eines offenen Aufrufs. Dieses Konzept ist in der Praxis beliebt, da hierdurch zahlreiche Individuen zeit- und ortsunabhängig voneinander Teilaufgaben, die Bestandteil des Wertschöpfungsprozesses von Unternehmen sind, kostengünstig und zeiteffizient bearbeiten können.

Beim Crowdsourcing-Modell handelt es sich um eine gänzlich neue Art der Arbeitsorganisation, mit der starke Veränderungen sowohl auf der Arbeitnehmer- als auch auf der Arbeitgeberseite einhergehen werden. Vor diesem Hintergrund wird in der zu Grunde liegenden Literaturstudie der Frage nachgegangen, wie der aktuelle Stand der Forschung zu Ausprägungs-, Arbeits-, Koordinations- und Wertschöpfungsformen rund um Crowdsourcing ist.

Fragestellung

Fragestellungen ergeben sich zu grundsätzlicher Funktionsweise, Ausprägungs- und Erscheinungsformen sowie unterschiedlichen bereits anzutreffenden Anwendungsfeldern. Darüber hinaus sind konkrete Koordinations- und Informationsprozesse bei den im Rahmen eines Crowdsourcing-Modells involvierten Parteien zu eruieren. Hierbei ist die Untersuchung von Interaktions-, Management- und Abwicklungsprozessen sowie von eingesetzten Steuerungsmethoden und -instrumente von besonderer Bedeutung. Weiterhin ist zu erörtern, wie sich die Arbeitsorganisation und Arbeitsprozesse im Rahmen von Crowdsourcing gestaltet und wie diese gemanagt werden. Für die Arbeitnehmerseite ist in diesem Kontext insbesondere zu klären, wie sich die Aufgabenbewältigung und die Arbeitsbedingungen - wie Arbeitszeit und Entlohnung - verändern. Auf der Unternehmensseite ergeben sich - neben der Bestimmung der Tätigkeiten, die an die Crowd ausgelagert werden - auch Fragen zun Management einzelner Crowdsourcing-Projekte, etc..

Untersuchungsmethoden

Systematische, umfassende Literaturrecherche, die sowohl deutsch- als auch englischsprachige Buchpublikationen, Zeitschriftenartikel und "graue" Literatur mit einschließt. Analysiert wurde der Buchbestand der großen deutschen Bibliotheken, aufgrund der Neuartigkeit des Konzept (der Begriff wurde 2006 von Jeff Howe eingeführt) wurde der Schwerpunkt auf wissenschaftliche Zeitschriften/Journals gelegt, die über unterschiedliche Datenbanken (EBSCO Host, IEEE, ACM, AoM, etc.) zugreifbar sind. Die Literaturstudie deckt entsprechend den Zeitraum seit 2006 bis Februar 2013 ab. Als "graue Literatur" wurden Veröffentlichungen und Informationen von öffentlichen und privaten Forschungsinitiativen und -einrichtungen, Verbänden, Organisationen und Institutionen gesammelt und ausgewertet. Anhand des beschriebenen Vorgehens konnten 394 Beiträge (Zeitschriften- und Magazinartikel, Arbeitspapiere, Zeitungsartikel, sowie Bücher bzw. Bücherabschnitte) zu Crowdsourcing identifiziert und analysiert werden.

Darstellung der Ergebnisse

- Nahezu jegliche Wertschöpfungsaktivität von Firmen ist potentiell von Crowdsourcing-Konzepten betroffen.

- Grundsätzlich gibt es drei Crowdsourcing-Spielarten: Crowdvoting, Crowdfunding und Crowdcreation.

- Um Arbeitspakete von Crowdworkern erfolgreich erledigen zu können, müssen diese zuvor konkretisiert, detailliert beschrieben und in kleinere Teilaufgaben zerlegt werden. Die Standardisierung dieser Aufgabenteilung ist teilweise vergleichbar mit Prinzipien des Taylorismus.

- Es gibt zwei Arbeitsformen im Crowdsourcing, wettbewerbsbasierter Ansatz (zeitorientiert vs. ergebnisorientiert) und zusammenarbeitsbasierter Ansatz.

- Crowdsourcing kann unternehmensintern und -extern sowie in Mischformen angewandt werden.

- Die Entlohnung von Crowdworkern variiert stark. Sie ist abhängig von Arbeitsform und Art der Aufgaben.

- Es gibt wenige empirische Studien zu den Motiven/dem Erleben von Crowdworkern, die aber weitgehend positives Erleben aus Arbeitnehmersicht berichten (gestiegene Autonomie/Selbstbestimmung, Konzentration auf Kernbereiche der eigenen Arbeit, etc.).

- (Noch) Keine Erkenntnisse in Bezug auf rechtliche Rahmenbedingungen für Crowdarbeit in Deutschland

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Jan Marco Leimeister
Universität Kassel Fachgebiet Wirtschaftsinformatik

Prof. Dr. Jan Marco Leimeister

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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