Forschungsprojekt: Denkweisen der Globalisierung

- Eine vergleichende Untersuchung zur Wahrnehmung und Bewertung der Globalisierung durch SchülerInnen in unterschiedlicher sozioökonomischer Lage

Projektziel

Das Projekt fragt nach den Vorstellungen von Schülern und Schülerinnen über die Globalisierung. Die didaktisch motivierte Untersuchung der subjektiven Lernvoraussetzungen der Schüler und Schülerinnen zielt darauf ab, geeignete Zugangsmöglichkeiten zu dem Lerngegenstand Globalisierung zu finden, um auf dieser Grundlage nachhaltiges Lernen in diesem Themenfeld zu ermöglichen.

Veröffentlichungen

Fischer, Sebastian, Florian Fischer, Malte Kleinschmidt und Dirk Lange, 2016. Globalisierung und Politische Bildung. Eine didaktische Untersuchung zur Wahrnehmung und Bewertung der Globalisierung. Eine didaktische Untersuchung zur Wahrnehmung und Bewertung der Globalisierung, Wiesbaden: Springer VS, 185 Seiten.

Fischer, Sebastian, Florian Fischer, Malte Kleinschmidt und Dirk Lange, 2014. Ways of Thinking Globalisation - Insights Into a Currently Running Investigation of Students' Ideas of Globalisation, Journal of Social Science Education, 13(3/2014), S. 123-133.

Projektbeschreibung

Kontext

In der politischen Bildung und im sozialwissenschaftlichen Unterricht hat das ökonomische Lernfeld in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Politisch-ökonomische Themen werden unter verschiedenen Fachbezeichnungen unterrichtet; beispielsweise als Politik/Wirtschaft, Wirtschaft und Politik, Sozialwissenschaften, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft. Diese Neugewichtung des ökonomischen Lernfeldes ist fachdidaktisch jedoch nicht hinreichend vorbereitet und wird wissenschaftlich nur unzureichend begleitet. In dieses Vakuum sind vermehrt Wirtschaftsunternehmen, Interessenverbände, Vereine und Initiativen gestoßen, die Unterrichtsmaterialien, curriculare Vorschläge und Lehrerweiterbildungen entwickeln. Aufgrund der aktuellen Bedarfslage ist zu befürchten, dass die interessengeleiteten Privatinitiativen prägend auf das an Bedeutung gewinnende Lernfeld wirken. Es besteht die dringende Notwendigkeit, den politisch-ökonomischen Bildungsbereich fachdidaktisch zu erforschen und anzuleiten.

Fragestellung

Der Gegenstand Globalisierung ist aus didaktischer Perspektive besonders geeignet, verschiedene ökonomische und politische Lernfelder zusammenzuführen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Jugendliche schichtspezifisch unterschiedlich von dem Prozess der Globalisierung betroffen sind. Für die einen bedeutet Globalisierung eine Erweiterung von Möglichkeiten. Für die anderen überwiegen die bedrohlichen und einschränkenden Seiten der Globalisierung. Es wird davon ausgegangen, dass die Wahrnehmung und Bewertung von Globalisierung in einem engen Zusammenhang mit den individuellen Partizipationsmöglichkeiten in der globalisierten Welt steht. Es soll untersucht werden, ob die Wahrnehmung und die Bewertung von globalisierungsbedingten Zusammenhängen sozialstrukturspezifischen Mustern folgt.

Untersuchungsmethoden

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist ein Vergleich der Vorstellungen, die SchülerInnen der Hauptschule und des Gymnasiums über den Prozess der Globalisierung entwickelt haben. Um ein möglichst umfassendes Bild der vorhandenen Vorstellungen gewinnen zu können, erfolgte die Datenerhebung mit einem zweistufigen Kombinationsverfahren, bestehend aus offenem Fragebogen und teilstandardisiertem Interview. Der erste Erhebungsschritt der Fragebogenerhebung gab einen Überblick über die Heterogenität und die empirische Verteilung der Vorstellungen in der Untersuchungspopulation. Auf der Grundlage der erzielten Befunde erfolgte das Interviewsampling. Die Interviews ermöglichten eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der SchülerInnen. Die Auswertung zielte auf den Vergleich der Vorstellungen. Eine Verallgemeinerung erfolgte über die Kategorienbildung, bei der Vorstellungen, die eine näher zu bestimmende Anzahl von Gemeinsamkeiten aufweisen, zu Vorstellungstypen verdichtet wurden.

Darstellung der Ergebnisse

Insgesamt fällt auf, dass die SchülerInnen in der Hauptschule als auch im Gymnasium bei dem Begriff "Globalisierung" am häufigsten an ein Klima- bzw. Umweltphänomen denken. Während die Wahrnehmung und Bewertung der Globalisierung in den Untersuchungsbereichen Migration und Kultur schulformspezifisch differierte, war in anderen Bereichen eine weitgehende Uniformität der Denkweisen festzustellen. Sowohl GymnasiastInnen und HauptschülerInnen gehen davon aus, dass die Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Globalisierungsprozess sehr begrenzt sind. Die dominante Positionierung gegenüber der Globalisierung kann als konsumorientierte Anpassung bezeichnet werden. Die Befunde dieser Studie deuten darauf hin, dass der Einfluss der interessengeleiteten Privatinitiativen bereits nachhaltige Wirkung zeigt. Die SchülerInnen der hier untersuchter Schulformen sind gewohnt, ökonomische Zusammenhänge aus der Perspektive von Unternehmen und im Hinblick auf die "Gesetze des Marktes" zu betrachten. Die Perspektive von ArbeitnehmerInnen wird hingegen äußerst selten eingenommen. Das ist insofern bemerkenswert, als die überwiegende Mehrheit der SchülerInnen in abhängiger Beschäftigung tätig sein wird.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Dirk Lange
Leibniz Universität Hannover AGORA Politische Bildung
Institut für Politische Bildung

Bearbeitung

Dr. Sebastian Fischer
Leibniz Universität Hannover Institut für Politische Wissenschaft

Kontakt

Dieter Pougin
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen