Forschungsprojekt: Wege in Ausbildung und Ausbildungslosigkeit

. Determinanten gelingender/misslingender Übergänge in Ausbildung von Jugendlichen mit Hauptschulbildung

Projektziel

Mit dem Forschungsvorhaben soll die Frage beantwortet werden, welchen Beitrag "weiche Faktoren" zum Gelingen aber auch Misslingen von Übergängen in Ausbildung leisten. Es interessiert insbesondere die Frage, welche Rolle andere relevante Personen (z.B. die Familien der jungen Erwachsenen, ihre Peers oder pädagogische Fachkräfte) für die Übergangsprozesse spielen.

Projektbeschreibung

Kontext

Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen etwa 15 bis 30 Jahren stehen vor multiplen Anforderungen. In dieser Phase der Biografie stehen Entwicklungsaufgaben an wie der Auszug aus dem Elternhaus, die Gründung einer Partnerschaft und ggfs. einer Familie, der Aufbau der finanziellen Unabhängigkeit, Schritte der Identitätsentwicklung u.a.. Parallel dazu befinden sich die jungen Erwachsenen auf dem Weg in die Arbeitswelt und müssen die erste Schwelle in Ausbildung sowie die zweite Schwelle in Erwerbsarbeit bewältigen. Übergangswege haben sich in den letzten Jahrzehnten zeitlich ausgedehnt, individualisiert und de-standardisiert. Sie werden zunehmend komplexer und anspruchsvoller, gemessen an der Möglichkeit verschiedener Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen und der Zahl an zu treffenden Übergangsentscheidungen. All diese biografischen Anforderungen sind gleichzeitig und in einer relativ kurzen Zeitspanne zu bewältigen. Vielfach wird von der "Rush-Hour" des Lebens gesprochen.

Fragestellung

Ausgangspunkt für die vorliegende Studie ist die Frage nach dem Beitrag "weicher" Faktoren für das Gelingen und Misslingen von Übergängen in Ausbildung. Die Ausgangsfrage lautete: Welche Personen sind in welcher Weise für den Verlauf der Übergangsbiografien junger Erwachsener bedeutsam? Neben dieser Primärfragestellung ergaben sich weitere für den Verlauf von Übergangsverläufen relevante Themen: Sind Übergangsbiographien eher Ergebnis aktiver Gestaltung durch die jungen Erwachsenen oder eher Ergebnis von Gelegenheiten und Zufällen? Welche Rolle spielen Motivation bzw. Motivationskurven für den Verlauf von Übergangsbiographien? Welchen Einfluss haben kritische biographische Ereignisse auf die Übergangsverläufe? Unter welchen Bedingungen befördern diese Faktoren eher ein "Gelingen" oder "Misslingen" der Übergänge?

Untersuchungsmethoden

Um den Beitrag "weicher" Faktoren zum Gelingen bzw. Misslingen von Wegen in Ausbildung zu untersuchen, wurden aus der Gesamtpopulation des quantitativen DJI-Übergangspanels zwei Befragungsgruppen generiert: Eine Untersuchungsgruppe von Jugendlichen, die sich fünf Jahre nach Ende der Pflichtschulzeit auf dem Weg in die Ausbildungslosigkeit befanden und eine kontrastierende Gruppe von Jugendlichen, die bei vergleichbarer Ausgangslage den Übergang in Ausbildung bewältigt und eine Berufsausbildung begonnen oder bereits erfolgreich abgeschlossen haben. Mit jungen Erwachsenen beider Gruppen wurden insgesamt 56 teilstandardisierte qualitative Interviews geführt, in denen strategisch bedeutsame Wegabschnitte, Weichenstellungen und Entwicklungen in den Übergangsbiografien der jungen Erwachsenen im Zentrum des Interesses standen.

Darstellung der Ergebnisse

Über das qualitative Paradigma konnten vier zentrale, für den Verlauf von Übergängen relevante Dimensionen identifiziert werden:

- Die Übergangswege sind in unterschiedlich hohem Ausmaß Ergebnis von Agency: Die jungen Erwachsenen unterschieden sich sehr deutlich darin, in welchem Verhältnis die beiden Aspekte - eigenständige aktive Planung versus Reaktion auf äußere Gegebenheiten - zueinander stehen.

- Motivation und deren Veränderungen prägen Übergangsbiographien, indem sie Vorbedingung für Engagement und Eigenaktivität darstellen.

- Kritische biografische Ereignisse lenken Übergangswege, indem sie ihnen eine Wendung oder neue Richtung geben.

- Soziale Interaktionen mit Personen aus der Familie, dem Freundeskreis oder pädagogischen und betrieblichen Kontexten beeinflussen Übergangswege auf vielfältige Weise, z.B. über Prozesse der Motivierung bzw. Demotivierung, emotionale und fianzielle Unterstützung oder die Ermöglichung bzw. Verhinderung von Zugängen zu Bildung und Ausbildung.

Im zusammenfassenden Schritt der qualitativen Modellbildung können zudem Zusammenhänge zwischen diesen vier Erfahrungsebenen dargestellt werden.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Nora Gaupp
Deutsches Jugendinstitut e.V.
FG Lebenslagen und Lebensführung Jugendlicher
gaupp@dji.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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