Projektbeschreibung
Kontext
Arbeit gilt als das zentrale Strukturmerkmal unserer Gesellschaft. Arbeitswelt und Lebenswelt verändern sich fortlaufend. Sucht man im Umgang mit diesen Veränderungsprozessen nach Leitlinien zur Orientierung, so wird eine Vergewisserung auf den Kern dessen, was sich verändert, notwendig. Damit gerät die Frage, was "gute Arbeit" ist, in den Blick.
Bisher hat sich die Arbeitswissenschaft hauptsächlich mit der Erforschung von Erwerbsarbeit beschäftigt. Neben der industriellen Erwerbsarbeit gibt es jedoch zahlreiche andere Formen von Arbeitstätigkeit. Deshalb sollte die Perspektive erweitert und auch andere Formen von Arbeit in die Forschung einbezogen werden. Von besonderem Interesse dabei waren unbezahlte Arbeitstätigkeiten, allen voran die freiwillige bzw. ehrenamtliche Arbeit.
Fragestellung
Um den Kern und die Dimensionen guter Arbeit aufzudecken, werden freiwillige, gemeinnützige und informelle Formen der Arbeitstätigkeit mit Formen der Erwerbsarbeit direkt verglichen.
Konkrete Forschungsfragen waren
1. Anhand welcher Dimensionen lässt sich die Idealvorstellung von Arbeit aus subjektiver Sicht beschreiben?
2. Welche subjektiven und biografischen Motive haben Frauen und Männer, in unterschiedlichen Lebensphasen, einer frei-gemeinnützigen Arbeit nachzugehen?
3. Welche subjektiven Qualitätsmerkmale von Arbeit können im Vergleich frei-gemeinnütziger mit anderen Arbeitsformen, insbesondere mit Erwerbsarbeit, expliziert werden?
Untersuchungsmethoden
Zwei Methoden wurden angewandt:
1. Narratives Grid-Interview
Durch die Elemente der freien Erzählung und der selbständigen Formulierung der Konstrukte entsteht Raum für die Darstellung der subjektiven Repräsentationen eines Menschen. Der Mehrwert liegt in der Freiheit der Interviewpartner, eigene Kategorien bilden zu dürfen, denn die einzige Vorgabe sind die Tätigkeiten, zu welchen sie Aussagen treffen sollen.
2. Arbeitsbewertungsprofil/Polaritätsprofil
Mit Hilfe der Methode lässt sich die semantische Bedeutung von (sozialen) Objekten anhand von Assoziationen messen. Diese subjektiven Zuschreibungen verorten ein solches Objekt in einem semantischen Raum. Dazu werden Kontinua durch ein polares (gegensätzliches) Begriffspaar definiert.
Darstellung der Ergebnisse
Aus der Sicht von Akteuren, welche sowohl Erfahrung mit Erwerbsarbeit als auch mit freiwilliger Arbeit und anderen Arbeitstätigkeiten haben, wird deutlich: Der Begriff "Arbeit" umfasst nicht nur Erwerbsarbeit. Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Formen von Arbeit, aber auch Unterschiede.
Wie erwartet, wurde eine Differenzierung zwischen frei-gemeinnütziger und Erwerbsarbeit von den Befragten vorgenommen. Gute bezahlte Arbeit ist etwas anderes als gute unbezahlte Arbeit.
Die Idealvorstellung von Arbeit wird in ähnlichen Bedeutungsräumen mit freiwilliger Arbeit konstruiert, sichtbar werden gemeinsame Qualitätsmerkmale: Emotion, Selbstbestimmung Sich öffnen und Vertrauen als Merkmale (als Voraussetzung für die persönliche Entwicklung); in Abgrenzung zu Professioneller Distanz innerhalb der Erwerbsarbeit.
Was ist gute Arbeit und welche Arbeit ist gut?
Die Idealvorstellung von Arbeit ist zudem durch eine Reihe von Facetten geprägt, die sowohl in der Merkmalsstruktur freiwilliger, als auch gewerblicher Arbeit vorkommen:
- Wohlbefinden (positive Valenz)
- Autonomie
- Motiv, Sinn, Wert (Sinnhaftigkeit)
- Wirksamkeit
- Entwicklung
- Aktivität, Beanspruchung.