Projektbeschreibung
Kontext
Infolge der (strukturell) hohen Arbeitslosigkeit, des demographischen Wandels der Gesellschaft und der Globalisierung stehen die sozialen Sicherungssysteme vor schwerwiegenden Problemen und einem hohen Reformbedarf. Deshalb wird über neue Möglichkeiten nachgedacht, zusätzliche Finanzierungsquellen zur Stabilisierung der sozialen Sicherungssysteme zu erschließen. Anstatt der Unternehmeroffensive zum Abbau sozialer Sicherungsstandards und zur Senkung der Lohnnebenkosten nachzugeben, sollte über neue Stabilisierungsmöglichkeiten für die sozialen Sicherungssysteme nachgedacht werden.
Ein Vorschlag, der in diesem Zusammenhang diskutiert wird, ist die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe. Die von den Unternehmen zu leistenden Beiträge für die sozialen Sicherungssysteme würden dann nicht mehr auf Basis der gezahlten Lohn- und Gehaltssumme berechnet werden, sondern in Abhängigkeit von der Wertschöpfung.
Fragestellung
Die Studie soll die Frage beantworten, ob bzw. inwieweit die fiskalische Ergiebigkeit einer derartigen alternativen Bemessungsgrundlage für die Neuregelung der Beitragsfinanzierung gegeben ist, und welche ökonomischen bzw. beschäftigungspolitischen Wirkungen mit der Einführung wertschöpfungsbezogener Arbeitgeberbeiträge für die sozialen Sicherungssysteme verbunden sind. Des weiteren ist auch auf den Gerechtigkeitsaspekt einzugehen, weil nach der bisherigen Regelung jene Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, bestraft werden.
Die Wirkungen einer vorzunehmenden Umbasierung dieser Beiträge soll in vier aufeinanderfolgenden Schritten untersucht werden. Anhand der Ergebnisse der theoretischen Analyse und der Literaturauswertung können abschließend stichhaltige Aussagen zu Art und Ausmaß der ökonomischen, fiskalischen und der beschäftigungspolitischen Auswirkungen der Umbasierung von lohn- auf wertschöpfungsbezogene Arbeitgeberbeiträge getroffen werden.
Untersuchungsmethoden
Die Arbeit hat einen theoretischen Charakter. Dabei wird eine umfangreiche Literaturanalyse durchgeführt. Unter Einbeziehung der vorhandenen Literatur kann die Frage beantwortet werden, wie man die Wertschöpfungsabgabe/ die Bruttowertschöpfung definiert, ob und in welchem Umfang diese Umbasierung Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die Entwicklung der Beitragseinnahmen zu den sozialen Sicherungssystemen hat, und ob die im Zusammenhang mit dieser Reform erwarteten positiven Beschäftigungseffekte auch tatsächlich eintreten.
Neben den theoretischen Aussagen werden auch die empirischen Ergebnisse anderer Studien mit in die Untersuchung einbezogen.
Darstellung der Ergebnisse
- Bei der Ersetzung von lohn- durch wertschöpfungsbezogene Arbeitgeberbeiträge halten sich Vor- und Nachteile ungefähr die Waage. Mit dieser Reform würde ein Beitrag zu mehr Gerechtigkeit bei der Beitragserhebung, gemessen an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Unternehmen, geleistet werden. - Die arbeitsintensiven Unternehmen würden tendenziell entlastet, die kapitalintensiven stärker belastet.
Der öffentliche Dienst, viele Teilbereiche des produzierenden Gewerbes und der Einzelhandel dürften zu den Gewinnern der Reform zählen, während die Wohnungsvermietung, die Land- und Forstwirtschaft und die Energiewirtschaft zu den Verlierern zählen dürften.
- Bei Einführung einer Wertschöpfungsabgabe würden sich positive Beschäftigungseffekte ergeben, die aber geringer als erwartet ausfallen. Mit dieser Reform würde ein Beitrag zu einem ergiebigeren und stetigeren Beitragsaufkommen geleistet werden.
- Der Haupteinwand gegen die Wertschöpfungsabgabe besteht darin, dass der Einsatz neuer Technolgien behindert wird, die Investitionstätigkeit zurückgeht und sich der Zuwachs der Arbeitsproduktivität verringert. Daraus könnten sich Nachteile im internationalen Wettbewerb ergeben.