Projektbeschreibung
Kontext
Unter dem Eindruck der anhaltenden Probleme bei der Integration von Jugendlichen in Ausbildung und Arbeit haben sich in den letzten Jahren die politischen Parameter und Interventionsstrategien der Förderstrategien für Jugendliche mit Berufsstartschwierigkeiten nachhaltig verändert.
Die Reformen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ("Hartz-Gesetze") wie auch die Reform des Berufsbildungsgesetzes, BBiG, zielen auf eine stärkere Systematisierung des Beruflichen Übergangsbereichs ab, der bisher allgemein als ein undurchsichtiger "Förder- und Maßnahmendschungel" wahrgenommen wird. Insbesondere wurden im Kontext dieser Neuerungen neue arbeitsmarktpolitische Instrumente zur beruflichen Integration von Jugendlichen entwickelt, die auf eine Aktivierung der Jugendlichen abzielen und auch Betriebe (wieder) stärker in die Verantwortung einbeziehen sollen. Mit diesen Neuerungen ist zudem ein politische Aufwertung der lokalen/kommunalen Handlungsebene verbunden.
Fragestellung
Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Reorganisationsprozesse sollte überprüft werden, welche (Integrations- resp. Exklusions-) Effekte sich aus den Umstrukturierungsmaßnahmen für die ausbildungs- bzw. arbeitslosen Jugendlichen in Sachsen-Anhalt ergeben.
Am Beispiel des Arbeitsagenturbezirks Magdeburg stand im Zentrum die Frage: Gelinge es tatsächlich, mit Hilfe des neuen Förderinstrumentariums das Verweilen der Jugendlichen im Beruflichen Übergangssystem so zu gestalten, dass sich diese Statuspassage für sie als eine "produktive Lernzeit" erweist? Gelingen die versprochene Systematisierung des Übergangssystems und die Verbesserung der beruflichen Eingliederungschancen für die (markt-) benachteiligten Jugendlichen? Welche neuen Erfahrungen ergeben sich aus der zunehmenden Regionalisierung und Kommunalisierung der Arbeitsmarkt-, Jugend- und Bildungspolitik und wo liegen die Grenzen der lokalen politischen Intervention?
Untersuchungsmethoden
- Sekundäranalyse der vorliegenden statistischen Daten zur Situation am Ausbildungsmarkt in Magdeburg und Sachsen-Anhalt,
- Durchführung von mündlichen, teil-standardisierten Expertengesprächen mit wichtigen Akteuren der Jugend-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik (Jugendamt, Agentur für Arbeit, ARGE, Kammern, Gewerkschaften, ausgewählte Berufsschulen und Bildungsträger der Region usw.)
Darstellung der Ergebnisse
Die Stärkung der lokalen Verantwortung an den Schnittstellen von Jugend-, Bildungs- und Arbeitsmarktopolitik beinhaltet sowohl neue Chancen (Bildung lokaler Verantwortungsgemeinschaften) als auch neue Gefahren (Erhöhung regionaler Disparitäten). Dabei konnten die Akteure in Magdeburg bereits auf gewachsene lokale Koordinierungs- und Netzwerkerfahrungen aufbauen, was die Implementation der neuen Kooperationsstrukturen deutlich erleichterte. Ein übergreifendes, alle Förder- und Bildungssysteme umfassendes und anschlussfähiges politisches Gesamtkonzept fehlt jedoch nach wie vor. Es ist bisher nicht gelungen, die "Versäulung der Benachteiligtenförderung" aufzuheben und das Absolvieren "sinnloser Warteschleifen" zu verhindern.
Eine Systematisierung der Übergangswege für Jugendliche mit Berufsstartschwierigkeiten stößt zudem auf das - weiterhin unbewältigte - Strukturproblem fehlender Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Gerade in Ostdeutschland erweist sich das Ideal einer Berufsausbildung im Dualen System, die von den ausbildenden Betrieben selbst verantwortet und getragen wird, nach wie vor als eine bildungspolitische Fiktion.