Forschungsprojekt: Mitbestimmung-Beteiligung-Aushandlung

Mitbestimmung - Beteiligung - Aushandlung: Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten von Interessenvertretungen bei der Einführung neuer Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen am Beispiel der integrierten Versorgung

Projektziel

Untersucht werden Beteiligungs- und Mitbestimmungsprozesse im Gesundheitsbereich, der gegenwärtig einem weitgehenden Strukturwandel und Ökonomisierungsprozess unterliegt. Im Zentrum stehen der Charakter von Beteiligung (Rationalisierungs- versus direkte Beteiligung), Rolle der Interessenvertretungen, Entwicklung und Chancen einer "Beteiligung in der ersten Person" und aktuelle Arbeitspolitik .

Veröffentlichungen

Winter, Matthias N., Angela Wagener und Katharina Höhne, 2009. Mitbestimmung - Beteiligung - Aushandlung: Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten von Interessenvertretungen bei der Einführung neuer Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen am Beispiel der integrierten Versorgung, Bochum, 182 Seiten.

Winter, Matthias N., 2007. Netzwerk Pflege und Integrierte Versorgung InCareNet. 2005 - 2007 Projektbericht, Berlin: Entwicklungspartnerschaft InCareNet; ARGE InCareNet ver.di Bundesvorstand / ISA CONSULT, 64 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

ver.di und ISA CONSULT GmbH legten 2005 einen Modellversuch zur Beteiligung von Beschäftigten am strukturellen Wandel im Gesundheitsbereich auf. Innerhalb des EQUAL-Projektes INCareNet ging es um die Qualifizierung von Beschäftigten in der Pflege und ihre Unterstützung für die Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus der Einführung von Modellen Integrierter Versorgung ergeben. Ausgehend von dem Leitsatz, dass nur unter Beteiligung motivierter Beschäftigter eine gute medizinische und pflegerische Versorgung erreicht werden kann, lag der Fokus in den beteiligten Einrichtungen auf der Anpassung der Qualifizierung der Beschäftigten und ihre Beteiligung an der Organisationsentwicklung, die im Zusammenhang mit der Umsetzung des jeweiligen Modells Integrierter Versorgung stattfand. Neben Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Unterstützung bot das Netzwerk Querschnittsinitiativen, welche die Interaktion der Partner unterstützen sollten. Dazu gehört das vorliegende Forschungsprojekt.

Fragestellung

Welche Gemeinsamkeiten aber auch welche bemerkenswerten Unterschiede zu bekannten Beteiligungsprozessen in anderen Sektoren gibt es? Zu welchen spezifischen Ausformungen von Beteiligungs-, Mitbestimmgs- und Aushandlungsprozessen kommt es aktuell? Wie weit hat sich Beteiligung als Rationalisierungsansatz bereits durchgesetzt? Haben diese Beteiligungsprozesse "von oben" zu einer Demokratisierung der Arbeitsverhältnisse beigetragen? Gibt es spezifische Ausformungen von direkter Beteiligung? Wird diese Forderung von den Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen überhaupt erhoben?

Welche Rolle spielen die Interessenvertretungen für die Entwicklung von Beteiligungsprozessen? Wie gelingt es ihnen, den Unterschied zwischen Rationalisierungsbeteiligung und direkter Beteiligung der Beschäftigten darzustellen und sich für eine Stärkung der Partizipation der Beschäftigten stark zu machen?

Welche Unterstützung erhalten sie in diesen Prozessen durch die Gewerkschaften?

Untersuchungsmethoden

Durch die Mitarbeit im EQUAL-Netzwerk InCareNet war eine breite empirische Forschung möglich. Es wurden zunächst mündliche Befragungen von Akteuren in den beteiligten Einrichtungen durchgeführt (Geschäftsführung, Management, Interessenvertretungen). Eine Vertiefung der Ergebnisse erfolgte dann in zwei Fallbeispielen und einer schriftlichen Beschäftigtenbefragung. Zusätzlich wurden über das Netzwerk hinaus Seminare zum Thema angeboten und externe good practice-Beispiele herangezogen. Eine fortlaufende Evaluation der Untersuchungsergebnisse innerhalb des Netzwerks war möglich und sehr befruchtend für das Projekt.

Darstellung der Ergebnisse

Die durchgeführten Untersuchungen belegen eine in allen Einrichtungen wachsende formelle Beteiligung. Das "Beteiligtwerden" zieht sich mittlerweile durch alle Ebenen der Hierarchie und entspricht im Kern der Logik des Top-Down-Prozesses. In der Mehrzahl der Arbeitsprozesse sind damit die Beschäftigten weiterhin fast ausschließlich in ihrer exekutiven Funktion und nicht als Mitgestalter tätig. Es kommt nur in Einzelfällen zu einer stärkeren Mitbestimmung, einer direkten Beteiligung der Beschäftigten. Eine Demokratisierung der Arbeitsprozesse ist nicht zu erkennen. Ansätze hierzu finden sich dort, wo von den Interessenvertretungen ganz bewusst eigene Projekte aufgelegt, initiiert und begleitet werden. Ziel der Interessenvertretungen muss es deshalb sein, die Dimension des Machtkampfes, der sich hier vollzieht, wesentlich stärker transparent zu machen und die Macht der eigenen Seite zu stärken.

Auseinandersetzungen mit dem Management sind notwendig und nicht zu verhindern. Es gilt vor allem, nicht in die "Rationalisierungsfalle" zu geraten und über die Orientierung an Wirtschaftlichkeitsvorgaben die Mitarbeiterorientierung zu vernachlässigen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Oliver Richter
ISA Consult GmbH i.L.

Matthias N. Winter
Netzwerk Beteiligungsbasierte Beratung (N3b)

Bearbeitung

Barbara Dürk
Gesellschaft für beteiligungsorientierte Beratung (GbB)

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung