Quelle: HBS
StipendienSeminare der Studienförderung: Die Welt entdecken und Wissen gestalten
Das Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung bietet mehr als eine sichere Existenzgrundlage.
Unsere Seminare, Auslandsakademien und Reisen bieten Gelegenheit, sich weltweit zu vernetzen. Internationalität ist uns wichtig. Gemeinsam befassen wir uns in unseren gesellschaftspolitischen Seminaren mit aktuellen Themen. Unsere Angebote richten sich an alle Stipendiat*innen – ganz unabhängig vom Studienfach. Sie führen uns etwa nach Rumänien, ins politische Brüssel, nach Andalusien, nach Israel und in das Vereinigte Königreich.
INTENSIVER DEUTSCH-ISRAELISCHER AUSTAUSCH
Mit einer Graduierungsfeier in Tel Aviv endete am 1. Juni 2022 der erste Durchgang des deutsch-israelischen Studienprogramms „Leaders at Work“, das die Hans-Böckler-Stiftung zusammen mit dem Macro Center for Political Economics und dem Academic College of Tel Aviv-Yaffo ins Leben gerufen hat. Zwölf Studierende – je zur Hälfte aus Deutschland und Israel – hatten in Tel Aviv zwei Semester in intensivem Austausch miteinander verbracht. Ein gemeinsam absolviertes Seminar- und Exkursionsprogramm vermittelte ihnen praxisnahes Wissen, unter anderem zu sozial- und gewerkschaftspolitischen Themen, ebenso wie Einblicke in Israels Gegenwart und Geschichte. Auch eine zweiwöchige Studienreise, bei der die israelischen Teilnehmer*innen Deutschland kennenlernten, gehörte dazu. Im Oktober 2022 startete der zweite Durchgang des Programms.
AUF DEN SPUREN DES ISLAMISCHEN SPANIEN
Fast 800 Jahre lang lebten in Andalusien christliche, jüdische und muslimische Menschen kooperativ zusammen, ehe der islamischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel durch die „Reconquista“ im Jahr 1492 ein Ende gesetzt wurde. Bei einer Bildungsreise vom 15. bis 22. Mai 2022 spürten zwölf Stipendiat*innen unterschiedlichster Studiengänge dieser Epoche nach. Sie besuchten nicht nur die bedeutenden baulichen Hinterlassenschaften wie die Mezquita-Catedral de Córdoba und die Alhambra von Granada, sondern beschäftigten sich auch intensiv und jenseits von Idealisierungen mit dem Zusammenwirken der drei Weltreligionen in „Al-Andalus“. Und sie diskutierten, welche Lehren daraus für die Gegenwart gezogen werden können.
DER RUSSISCHE ANGRIFFSKRIEG GEGEN DIE UKRAINE UND SEINE FOLGEN
Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und seinen Auswirkungen auf die europäische Sicherheitsordnung setzten sich 13 Stipendiat*innen in einer Seminarwoche vom 19. bis 24. September 2022 in Köln auseinander. Zusammen mit dem Historiker Prof. Dr. Felix Ackermann (FernUniversität in Hagen, Alumnus und Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung) beschäftigten sie sich mit dem Hintergrund des Angriffskriegs und mit der aktuellen Lage im Land. Zahlreiche Gastreferent*innen bereicherten die Diskussionen. Emotiona besonders bewegend waren für die Teilnehmenden dabei die Online-Schalte zu Olha Sydor, einer Dolmetscherin aus Lwiw, die Einblicke gab in die Situation vor Ort, und der Bericht von Imke Hansen (Libereco Partnership for Human Rights), die in der Ukraine lebt und psychologische Hilfe für traumatisierte Menschen organisiert.
RUMÄNIENS SCHWIERIGER TRANSFORMATIONSPROZESS
Große Armut, endemische Korruption und ein politisches System im permanenten Krisenmodus: Das EU-Mitgliedsland Rumänien hat in weiten Teilen der Europäischen Union nicht den besten Ruf. Um aus der Nähe zu erfahren, wie sich der Integrations- und Transformationsprozess seit dem EU-Beitritt 2007 gestaltet, reisten zwölf von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studierende und Promovierende vom 7. bis 16. September 2022 in das südosteuropäische Land. In Bukarest und Timişoara trafen sie Gesprächspartner*innen aus Wissenschaft, Politik, Gewerkschaften und NGOs. Zu den Höhepunkten gehörte eine Exkursion ins Valea Jiului – eine ehemals florierende Bergbauregion, die seit dem Zusammenbruch des Realsozialismus einen dramatischen und durch die Klimakrise noch einmal verschärften Strukturwandel erlebt.
DIE ROLLE DER EUROPÄISCHEN UNION FÜR FRIEDEN UND DEMOKRATIE
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Frage nach einer neuen europäischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur ganz nach oben auf die politische Agenda katapultiert. Zugleich wird aber in der EU um zentrale Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gestritten. Was das für das europäische Projekt und seine solidarische Weiterentwicklung bedeutet, diskutierten jeweils 15 Stipendiat*innen von Hans-Böckler-Stiftung und Friedrich-Ebert-Stiftung bei einem gemeinsamen Europa-Seminar vom 27. bis 30. September 2022 in Brüssel. Besonders eindrücklich war dabei der Austausch mit der ukrainischen Künstlerin und Aktivistin Alona Karavai, deren Einschätzungen und Perspektiven die Teilnehmer*innen in vielfältige Gespräche mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Medien und Politik mitnahmen.
DAS BRITISCHE HOCHSCHULSYSTEM IN DER DAUERKRISE
Erst der Brexit, dann Corona: Wie ganz Großbritannien ist auch das Hochschulsystem im Vereinigten Königreich durch die Krisen der vergangenen Jahre schwer getroffen worden. Was das konkret für die Finanzierung der Universitäten, ihre internationalen Beziehungen und nicht zuletzt für die Studierenden bedeutet, erkundeten 14 Stipendiat*innen bei einer Studienreise vom 16. bis 20. Mai 2022. Sie besuchten die University of Manchester, die zu den führenden Hochschulen des Landes gehört, und sprachen mit Wissenschaftler*innen aus den Sozialwissenschaften, der Betriebswirtschaft und der Architektur. Sie diskutierten über die Ökonomisierung des britischen Hochschulsystems, lernten die gewerkschaftliche Organisierung im Bildungssektor kennen und trafen Mitgliederder Studierendenvertretung.
(Autor: Joachim Tornau)