Quelle: teamADwork
PressemitteilungenNachwuchsförderung: Hans-Böckler-Stiftung fördert drei herausragende junge Wissenschaftlerinnen – neue „Maria-Weber-Grants“ verliehen
22.07.2024
Sie stecken mitten in einer Rush-Hour des (akademischen) Lebens: Junge Wissenschaftler*innen, die sich in der Post-Doc-Phase befinden, sich habilitieren oder eine befristete Juniorprofessur innehaben. Sie müssen forschen und publizieren, Lehrveranstaltungen geben und Verwaltungsarbeit übernehmen, sich austauschen und vernetzen, teilweise in Kombination mit Kinderbetreuung. Und zugleich immer den akademischen Arbeitsmarkt im Blick halten.
Das macht Fördermittel wie die „Maria-Weber-Grants“ der Hans-Böckler-Stiftung, benannt nach der stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1972 bis 1982, umso wertvoller. Sie geben ausgewählten Hochschulbeschäftigten die Möglichkeit, sich für einige Zeit vorrangig auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren – eine wesentliche Voraussetzung, um eine feste Professur zu erhalten.
2024 werden drei herausragende Wissenschaftlerinnen mit „Maria-Weber-Grants“ ausgezeichnet, die die Stiftung seit 2018 vergibt. Das sind die diesjährigen Trägerinnen des Grants (ausführlichere Porträts finden Sie in unserem unten verlinkten Dossier):
Dr. Lea Elsässer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz. In ihrem Habilitationsprojekt untersucht sie die starke „Akademisierung“ des Deutschen Bundestags: Gerade einmal fünf Prozent der Abgeordneten haben vor ihrem Einzug ins Parlament längere Zeit einen nicht-akademischen Beruf ausgeübt. Lea Elsässer erforscht, welche Ursachen das hat – und wie sich gegensteuern ließe. Denn: „Wenn die Verteilung sozioökonomischer Ressourcen über die politische Teilhabe und den Zugang zu politischen Ämtern entscheidet, ist das Gleichheitsversprechen der Demokratie verletzt“, warnt die Wissenschaftlerin.
Dr. Stefanie Gärtner ist Chemikerin. Die akademische Oberrätin an der Universität Regensburg liebt es, „kristallographische Nüsse“ zu knacken und ist als Leiterin einer Nachwuchsforschungsgruppe „spannenden salzartigen Verbindungen“ zwischen Metallen auf der Spur. Im Mittelpunkt ihrer aktuellen Forschung stehen die Strukturen, die dabei das schwere und giftige Element Thallium ausbildet. Das ist weitgehend Neuland und Grundlagenforschung, gleichzeitig jetzt schon von hoher Bedeutung. Beispielsweise trägt die Arbeit von Stefanie Gärtner zur Entwicklung von verbesserter Analysesoftware bei. Und generell bedeuten neue Einblicke in die Strukturchemie auf längere Sicht einen Beitrag zur Materialwissenschaft mit Relevanz für die chemische Industrie.
Dr. Judith Purkarthofer ist Juniorprofessorin an der Universität Duisburg-Essen. Das Forschungsthema, das die Soziolinguistin umtreibt, wird in einer zunehmend vielfältigen Welt immer wichtiger: Mehrsprachigkeit von Kindern und Erwachsenen. Was es bedeutet und wie es sich auswirkt, wenn Menschen mehrsprachig aufwachsen und leben, beleuchtet die Sprachwissenschaftlerin von ganz verschiedenen Seiten. Sie untersucht zum Beispiel im internationalen Vergleich, wie Herkunftssprachen erhalten werden können, wenn Kinder in einer Pflegefamilie untergebracht werden. So möchte sie den sprachlichen Aushandlungsprozessen in mehrsprachigen Familien – in der Forschung wird das „Familiensprachenpolitiken“ genannt – auf den Grund gehen. Und sie analysiert, welche Rolle Kitas und Schulen für Teilhabe und Förderung spielen können, wenn sie nicht, wie zumeist noch, nur „einsprachig gedacht“ werden. „Sprache kann gebraucht werden, um zu diskriminieren, aber auch, um sich dagegen zu wehren“, erklärt die Forscherin. „Dieser Zusammenhang interessiert mich.“
Die Grants der Hans-Böckler-Stiftung dienen dazu, für ein oder zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Preisträger*innen zu finanzieren. Dafür erhalten die Hochschulen der Ausgezeichneten pro Semester jeweils 20.000 Euro Förderung durch das Begabtenförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Alle drei in diesem Jahr Ausgezeichneten bekommen den Grant für jeweils zwei Semester.
Der „Maria-Weber-Grant“ wird jeweils zum September eines Jahres ausgeschrieben und richtet sich an Habilitierende sowie Juniorprofessor*innen aller Fachrichtungen. Die neue Ausschreibungsrunde für die Grants 2025 läuft noch bis zum 15. September (alle Informationen unten verlinkt).
Der „Maria-Weber-Grant“ schenkt zeitliche Freiräume, damit exzellente junge Forschende sich profilieren und so eine Chance auf eine dauerhafte Karriere im Wissenschaftsbetrieb erhalten können. Dabei geht es keinesfalls darum, Forschung gegen Lehre auszuspielen. Die Bewerber*innen zeigen deutlich, dass gerade die Postdocs und Juniorprofessor*innen sich besonders für eine gute Lehre stark machen, sich engagieren und methodisch fortbilden in einer der wichtigsten Phasen der akademischen Karriere. Ebenso ist es ein erklärtes Ziel, gute Lehre durch stabile Beschäftigung langfristig abzusichern. Die Gewerkschaften machen sich seit Langem für eine verlässliche und faire Personalentwicklung an Hochschulen stark, auch wenn es dafür noch viel zu tun gibt.
Gleichzeitig steht dieser Grant auch für die Stärkung der Innovation und wissenschaftlichen Expertise an deutschen Universitäten, sowohl fachlich als auch in der Förderung von Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft.
Kontakt
Stefanie Nartschik-Mikami
Abteilung Studienförderung
Referat Hochschularbeit und Hochschulkontakte
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Informationen
In unserem Dossier zum „Maria-Weber-Grant“ 2024 stellen wir Ihnen die Ausgezeichneten und ihre Forschungsgebiete näher vor.