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Studie untersucht 16 Länder: Forscher dämpfen Angst vor Immobilienblasen durch Niedrigzins

01.12.2015

Eine lockere Geldpolitik alleine verursacht noch keine Immobilienblasen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Prof. Dr. Sebastian Dullien, Prof. Dr. Heike Joebges (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin) und Dr. Alejandro Márquez-Velázquez (Freie Universität Berlin). Einzig im Zusammenspiel mit unzureichender Finanzmarktregulierung könnten schnell sinkende Zinsen zu Übertreibungen bei den Hauspreisen führen, so die drei Volkswirte in ihrer Untersuchung, die das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat.

Die Ergebnisse widersprechen den oft in der öffentlichen Diskussion geäußerten Befürchtungen, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werde zu Preisblasen an Immobilienmärkten in Europa führen. Und sie liefern empirisch gestützte Indizien gegen die nach der globalen Finanzkrise 2008/9 oft geäußerte Vermutung, die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed habe die Hauspreisblase in den 2000er Jahren in den USA ausgelöst.

Für ihre Studie untersuchten die drei Ökonomen Zeitreihen von 16 OECD-Ländern für den Zeitraum seit 1985 und überprüften, welche Faktoren einen Einfluss auf Blasenbildung an den jeweiligen Häusermärkten hatten. Das Ergebnis: Eine Abweichung des Notenbankzinses von üblichen geldpolitischen Regeln hat keinen statistisch stabilen Einfluss auf die Bildung von Immobilienpreisblasen. Gleichzeitig deuten die Daten aber darauf hin, dass in Zusammenspiel mit einem großen und schnell wachsenden Finanzsektor (etwa durch einen Boom von Verbriefungen) niedrige Zinsen die Gefahren von Blasen erhöhen.

In einem zweiten Schritt untersuchten die Volkswirte im Detail drei ausgewählte Länder mit ihren Immobilienmärkten – die USA, Großbritannien und Österreich. Die Länder waren ausgewählt worden, da sie verschiedene Kombinationen von lockerer bzw. strikter Geldpolitik und Blasenbildung erlebt haben: In den USA hat sich in den 2000er Jahren eine Immobilienblase bei verhältnismäßig lockerer Geldpolitik entwickelt. In Großbritannien bildete sich im gleichen Zeitraum eine Immobilienblase, obwohl die Notenbank den Zins verhältnismäßig hoch gehalten hatte. Für Österreich war in dieser Zeit der Zins der EZB eigentlich laut gängigen Maßstäben zu niedrig gewesen, es hatte sich aber keine Hauspreisblase gebildet. In ihrer Detailanalyse kommen die Volkswirte zu dem Schluss, dass sowohl in den USA wie auch in Großbritannien Veränderungen in der Regulierung einen Boom neuer Finanzprodukte und damit neuer Finanzierungsquellen für den Hauskauf auslösten, der zentral für die Blasenbildung war. Dagegen verhinderten in Österreich recht restriktive Vorschriften und Praktiken am Immobilienmarkt eine Blase.

Der jüngste Anstieg der Immobilienpreise in Deutschland muss laut den Forschern noch nicht unbedingt auf eine bestehende Immobilienpreisblase hindeuten. „Wenn der langfristige Zins dauerhaft niedriger ausfällt, etwa weil die Weltwirtschaft insgesamt langsamer wächst, so ist ein höherer Immobilienpreis gerechtfertigt“, sagt Sebastian Dullien. Anleger verglichen die Mietrendite mit jener alternativer Anlagen. Wenn die Zinsen auf Anleihen dauerhaft geringer ausfielen, sei es so nur natürlich, dass Hauspreise stiegen, so der Volkswirt. „Von einer Blase kann man nur sprechen, wenn die Preise auch wieder fallen“, sagt Heike Joebges. Solange die Zinsen aber niedrig blieben, müsse es nicht unbedingt zu einem Preisverfall kommen.

Weitere Informationen:

Heike Joebges, Sebastian Dullien, Alejandro Márquez-Velázquez: What causes housing bubbles? A theoretical and empirical inquiry (pdf). IMK-Study Nr. 43, November 2015.

Kontakt:

Dr. Thomas Theobald
IMK der Hans-Böckler-Stiftung

Rainer Jung
Leiter Pressestelle

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