„Maria-Weber-Grants 2021“ verliehen: Hans-Böckler-Stiftung fördert herausragende junge Wissenschaftlerinnen mit je 40.000 Euro
27.05.2021
Die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt mit Fördermitteln herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Universitäten bei ihrer Hochschulkarriere. Die „Maria-Weber-Grants“ geben Hochschulbeschäftigten die Möglichkeit, sich für ein bis zwei Semester stark auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren – eine wesentliche Voraussetzung dafür, um eine feste Professur zu erhalten. Die jetzt zum vierten Mal verliehenen Grants dienen dazu, eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Geförderten zu finanzieren. Maria-Weber-Grants werden jährlich ausgeschrieben und richten sich an Habilitanden sowie Juniorprofessorinnen und -professoren aller Fachrichtungen. In diesem Jahr erhalten eine Sprachwissenschaftlerin und eine Biologin Maria-Weber-Grants.
Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Maria-Weber-Grants aus, und zwar gleich doppelt: Zum einen können die Grants leider auch im Jahr 2021 nicht wie sonst üblich bei einer Festveranstaltung verliehen werden. Zum anderen zeigt die Pandemie deutlich, unter welchem Druck nicht nur Studierende stehen, sondern auch junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in der Post-Doc-Phase befinden oder eine befristete Juniorprofessur innehaben. Sie müssen forschen und publizieren, sich austauschen und vernetzen, Lehrveranstaltungen geben und Verwaltungsarbeit übernehmen, teilweise in Kombination mit Kinderbetreuung unter erschwerten Homeoffice-Bedingungen. Und zugleich immer den akademischen Arbeitsmarkt im Blick halten: Etwa neun von zehn wissenschaftlichen Nachwuchskräften sind nach Analysen des Wissenschaftsrats befristet beschäftigt.
Das macht Fördermittel wie die nach der ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (1972 bis 1982) Maria Weber benannten Grants umso wertvoller. Sie geben ausgewählten Hochschulbeschäftigten die Möglichkeit, sich für einige Zeit vorrangig auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren. Die Grants dienen dazu, für ein bis zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Geförderten zu finanzieren. Dafür erhalten die beiden diesjährigen Trägerinnen Junior-Professorin Dr. Bettina Bock (Universität zu Köln) und Dr. Anna Stöckl (Universität Würzburg) jeweils den Höchstbetrag von 40.000 Euro von der Hans-Böckler-Stiftung als Begabtenförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
„Wir schenken mit dem Maria-Weber-Grant zeitliche Freiräume, damit exzellente junge Forscherinnen und Forscher sich profilieren und so ihre Chancen auf eine dauerhafte Karriere im Wissenschaftsbetrieb verbessern können“, sagt Dr. Norbert Kluge, Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung. „Damit stärken wir auch die Innovationskraft und wissenschaftliche Expertise an deutschen Universitäten.“ Dabei gehe es keineswegs darum, Forschung gegen Lehre auszuspielen, sondern im Gegenteil gute Lehre durch stabile Beschäftigung langfristig abzusichern: „Die eingegangenen Bewerbungen zum Grant haben erneut gezeigt: Gerade die Postdocs, Juniorprofessorinnen und -professoren machen sich besonders für eine gute Lehre stark, sie bilden sich methodisch fort und engagieren sich enorm. Und das in der wichtigsten Phase der Qualifizierung. Besonders freut mich, dass es dieses Jahr zwei Frauen sind, die für ihre exzellente Forschung und Innovation in der Lehre ausgezeichnet werden. So leisten wir einen Beitrag, die `gläserne Decke´, die weiterhin in allen Fakultäten eingezogen ist, zu durchbrechen!“ Die Gewerkschaften machen sich seit langem für eine verlässliche und faire Personalentwicklung an Hochschulen stark. Trotz einiger Verbesserungen ist man hier von stabilen Beschäftigungsbedingungen aber noch weit entfernt.
Die zwei Preisträgerinnen arbeiten in ganz unterschiedlichen Disziplinen – Offenheit für alle Fachrichtungen und auch kleine Forschungsgebiete ist Prinzip bei den Maria-Weber-Grants. „Wir Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter haben uns stets dafür eingesetzt, eine breite Wissensbasis zu fördern“, sagt der Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung.
Gemeinsam haben die Ausgezeichneten, dass sie sich nicht nur mit interessanten Forschungsinhalten beworben haben, sondern auch durch die hohe Qualität und Strahlkraft ihrer Arbeit nach außen überzeugen konnten. Juniorprofessorinnen und -professoren, die sich auf den Grant bewerben, müssen bereits eine positive Zwischenevaluation durchlaufen haben, Habilitanden ein fachliches Gutachten beilegen. Zusätzlich führt die Hans-Böckler-Stiftung ein Peer Review-Verfahren durch.
Die Geförderten 2021:
Prof. Dr. Bettina M. Bock, 38, ist Juniorprofessorin am Institut für deutsche Sprache und Literatur II der Universität zu Köln. Aktuell forscht sie zu Inklusion und Exklusion durch Sprache. Eine zentrale Frage dabei ist, wie sprachliche Normen und „Sprachideologien“ in der Schule, wie sie etwa in Lehrbüchern, Lehrplänen und bildungspolitischen Dokumenten oder in der Unterrichtsinteraktion zum Ausdruck kommen, die Partizipation von Lernenden erschweren oder begünstigen können. Dabei blickt Bock immer auch auf das grundsätzliche Verhältnis von Sprache und Gesellschaft – Schule und gerade Deutschunterricht schwebten ja nicht „im luftleeren Raum“, sagt sie.
Dr. Anna Stöckl, 33, ist wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie der Universität Würzburg. Dort untersucht sie die neuronale Verarbeitung von visueller Information durch Insekten am Modell der Schwärmer. Dabei geht es vor allem um räumliche Informationen, die Flugsteuerung der Schmetterlinge und die Interaktion mit Blüten. Diese Grundlagenforschung gibt auch Aufschluss über verschiedene evolutionäre Wege von Nervensystemen und kann so dazu beitragen, das menschliche Sinnessystem besser zu verstehen. Darüber hinaus, erklärt die Wissenschaftlerin, eigne sich die neuronale Verarbeitung der Schwärmer als Vorbild für Anwendungen in der Computer Vision und Robotik.
Hintergrundinformation zum Grant: Maria Weber war eine deutsche Gewerkschafterin, die sich stark für Bildungsgerechtigkeit engagiert hat. Von 1972 bis 1982 war sie stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Jeder Trägerin/jedem Träger des Grants werden pauschal 20.000 Euro pro Semester gewährt, um eine personelle Unterstützung bei den Lehrverpflichtungen einzurichten. Dafür ist durch die Universität mindestens eine halbe Stelle einzurichten, die nach der Tarifstufe E13 bezahlt wird.
Weitere Informationen:
Ausführlichere Portraits der Ausgezeichneten und mehr Informationen in unserem Dossier (pdf)
Kontakt:
Dr. Catharina Dufft
Abteilung Studienförderung
Rainer Jung
Leiter Pressestelle